imtakt
Top Themen
Anmelden oder Registrieren

Mitbestimmung

Homeoffice: Lösungen für alle entwickeln

Corona verändert unsere Arbeitswelt nachhaltig. Zum Beispiel durch die Zunahme von Arbeit im Homeoffice. Die EVG geht dieses Thema an.

Pro Arbeitstag 7,69 Euro an zusätzlicher Steuer sollen all diejenigen zahlen, die zu Hause und nicht mehr im Büro arbeiten. Das sieht ein Vorschlag der Deutschen Bank vor. Mit dieser „Heimarbeitersteuer“ könnte der „volkswirtschaftliche Schaden“ ausgeglichen werden, der entsteht, wenn die Fahrgastzahlen bei Bussen und Bahnen sinken oder die Gastronomie rund um die Arbeitsplätze – etwa in der Mittagspause – nicht mehr so stark genutzt wird, weil ein Teil der Beschäftigten nunmehr im Homeoffice ist. 

Die Bundesregierung hat sich inzwischen für genau den gegenteiligen Weg entschieden: Steuererleichterungen für Beschäftigte im Homeoffice. „Die für uns relevanten Fragen wollen wir so schnell wie möglich klären und gemeinsam eine Position entwickeln, die von unseren Kolleginnen und Kollegen mitgetragen wird“, macht Kristian Loroch, EVG-Vorstand für den Bereich Beschäftigungsbedingungen, deutlich. 


„Homeoffice ist nicht das Paradies. Homeoffice ist aber da, wo es möglich ist, die Chance, jetzt die künftige Arbeitswelt zu gestalten.“

Petra Pohl, DB Cargo

Vieles sei bislang ungeklärt. „Wer coronabedingt nicht mehr ins Büro fahre, aber mangels eines eigenen Arbeitszimmers zu Hause am Küchentisch oder im Wohnzimmer auf dem Sofa arbeiten muss, für den ist Homeoffice sicher keine dauerhaft erstrebenswerte Alternative“, stellt Kristian Loroch fest. Zumal die Arbeitsbelastung zu Hause oft viel größer sei. „Das ist alles sehr anstrengend. Unsere Betriebsräte regeln derzeit in Betriebsvereinbarungen die Rahmenbedingungen, die wir kurzfristig setzen können, um unsere Kolleginnen und Kollegen vor solchen und anderen Auswüchsen zu schützen“, stellte EVG-Vorstand Kristian Loroch fest.    

Da das Thema „Homeoffice“ wohl auch nach der Coronapandemie von den Arbeitsgebern forciert werden wird – weil sie glauben, so Kosten für Miete oder Büroausstattung sparen zu können – müsse sich die EVG frühzeitig positionieren. „Mit unserem Tarifvertrag Arbeit 4.0, den wir schon 2016 erstmalig abgeschlossen haben, um als erste Gewerkschaft überhaupt grundlegende Vereinbarungen im Hinblick auf die Digitalisierung und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt treffen zu können, haben wir erste wichtige Akzente gesetzt. Jetzt geht es um Fragen wie die der notwendigen Büroausstattung zu Hause, Datensicherheit, um Arbeitsbelastung und Unfallschutz. Es liegt noch jede Menge Arbeit vor uns, bis wir da tragfähige Lösungen haben“, so Kristian Loroch. 


„Als Busfahrerin muss ich mich jeden Tag dem Virus aussetzen. Homeoffice ist für uns nicht drin. Mich schützt nur eine Plexiglasscheibe“.

Yvonne Liska, Busfahrerin NVO

„Eines ist mir dabei ganz wichtig. Wir müssen ganz dringend auch die Frage diskutieren, ob es für die Kolleginnen und Kollegen, die kein Homeoffice machen können, einen Ausgleich geben sollte. Ungeachtet der beschriebenen Belastungen hat das Arbeiten von zu Hause doch auch Vorteile. Da mag sich so mancher ungerecht behandelt fühlen und das möchte ich gern verhindern. Für mich gibt es nur Lösungen, von denen alle unsere Mitglieder profitieren“, machte Kristian Loroch deutlich.

„Diesen Ansatz hat bisher noch keine Gewerkschaft verfolgt. Wie so oft werden wir als EVG hier Vorreiter sein und völlig neue Akzente setzen – sowohl im Bereich der Mitbestimmung wie auch in künftigen Tarifverträgen. Und natürlich setzen wir als Mitmachgewerkschaft auf eine breite Beteiligung unserer Mitglieder. Ich freue mich schon jetzt auf konstruktive Diskussionen und einen regen Meinungsaustausch. Wer will, kann mir schon jetzt seine Meinung zu diesem spannenden Thema schreiben; am einfachsten per Mail an Betriebliche.Mitbestimmung@evg-online.org, so Kristian Loroch.