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Soziales

Depressionshilfe: „Nur selbst Betroffene können auf Augenhöhe helfen.“ 

Sie zählen zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit: Depressionen. Unternehmen in Deutschland bieten Betroffenen kaum Hilfe. Anders bei der DB AG. Hier gibt es „Peers at work“. Auch mit Unterstützung der EVG. 

Ziel der Initiative ist es, gefährdeten und bereits erkrankten Kolleg*innen zu helfen. Dabei stehen frühere Betroffene aktiv mit ihren Erfahrungen freiwillig als kollegiale Depressionsberater*innen zur Verfügung. Sie wiederum werden von erfahrenen Supervisoren der Stiftungsfamilie BSW & EWH unterstützt. „Auf Anfrage helfen wir – vertraulich und außerhalb des Betriebes“, erzählt Sascha Thon, Peers-Berater bei DB Systel in Frankfurt/Main. „Wichtig: Immer alles unter vier Augen“, betont er.


"Es freut mich, wenn ich Mut machen oder jemandem wieder mehr Selbstvertrauen geben kann.“

Simone Mewis, Peer-Beraterin bei DB Netz, Berlin

 

Wir leisten keine medizinische Hilfe. Vielmehr wollen wir helfen Ängste, Vorbehalte und Hemmschwellen abzubauen, sich der Krankheit zu stellen“, sagt Simone Mewis, Peer-Beraterin bei DB Netz, Berlin. Meist versuchten Betroffene, ihre Erkrankung zu verbergen, um betriebliche Nachteile zu vermeiden und leiden dadurch zusätzlich.  

Auslöser für Depressionen können beispielsweise dauerhafte körperliche oder seelische Beschwerden oder chronischer Stress sein. In Deutschland leiden über fünf Millionen Erwachsene im Laufe eines Jahres daran. Simone Mewis weiß durch ihre eigene Erkrankung, wie wichtig es ist, von Kollegen*innen umgeben zu sein, die einem Respekt und Vertrauen schenken. Oftmals reichten kurze Gespräche, die nebenbei stattfinden. „Es freut mich, wenn ich Mut machen oder jemandem wieder mehr Selbstvertrauen geben kann“, so Mewis.


"Betroffene erhalten von uns Erfahrungen auf Augenhöhe und aus erster Hand." 

Sascha Thon, Peers-Berater bei DB Systel in Frankfurt/Main

 

2018 wurde „Peers at work“ im DB-Konzern eingeführt. Damals auf zwei Jahre ausgelegt, wurde es jetzt für weitere zwei Jahre verlängert. „Das Interesse zu Beginn und bis jetzt hat uns überwältigt“, sagt Projektleiter Knut-Sören Ostermann von der Stiftungsfamilie. „Wir sehen uns in der Verpflichtung, gefährdeten und bereits erkrankten Kolleg*innen schnelle Hilfe anzubieten“.  Hilfesuchende müssten sich nur noch trauen, bei den Peers zu melden.   

An den Pilotstandorten Berlin und Frankfurt/Main sind aktuell neun kollegiale Depressionsbegleiter*innen aktiv. Aufgeteilt sind sie auf sechs Geschäftsfelder der DB AG, alle professionell ausgebildet. Während sie Hilfesuchende unterstützen und dabei Orientierung sowie Entlastung geben, wird das Projekt parallel auch betrieblichen Interessen gerecht. Es ermöglicht, gemeinsame und nachhaltige Lösungen zwischen Betroffenen und Unternehmen.

Die EVG begrüßt die Verlängerung von „Peers at work“ und trägt sie mit. Welches Gewicht Initiativen wie „Peers at work“ zunehmend in unserer Arbeitswelt einnehmen, zeigt die Ehrung für das Projekt Ende 2019 mit dem „Antistigmapreis“. Vergeben hatte ihn die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Ausgezeichnet wird damit die erfolgreiche Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Gesellschaft. „Betroffene erhalten von uns Erfahrungen auf Augenhöhe und aus erster Hand im Umgang mit Depressionen im Arbeits- und Privatleben“, sagt Sascha Thon. „Wir können echt helfen“! 

Die EVG fördert „Peers at work“ im Rahmen des Fonds soziale Sicherung gemeinsam mit der Deutschen Depressionshilfe (DDH), der Stiftungsfamilie BSW & EWH und der DB AG. 

Informationen für Betroffene und Interessierte: 

Iris Alt
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Goerdelerring 9
04109 Leipzig
Tel: 0341/223874 -22
iris.alt@deutsche-depressionshilfe.de
www.deutsche-depressionshilfe.de

oder
Knut-Sören Ostermann
Stiftungsfamilie BSW & EWH 
Münchener Str. 49
60329 Frankfurt am Main
Tel.: 069 809076-138
KnutSoeren.Ostermann@stiftungsfamilie.de 
www.stiftungsfamilie.de