imtakt
Top Themen
Anmelden oder Registrieren

Mobile Kassen DB Fernverkehr: „Wir wollen ein stabiles System – Keinen Lohnabzug!“

Mobile Kasse, kurz: MoKa, wird seit Ende 2019 bei DB Fernverkehr eingeführt. 
Dadurch soll es schnelleren Service für die Fahrgäste und Erleichterungen für das Bordpersonal geben. Beides liegt noch in weiter Ferne. Die EVG drängt auf akute Nachbesserung. 

Im Gespräch: Oliver Gerns, Betriebsrat bei DB Fernverkehr

„Das System ist für uns eine Belastung. Es hat zu viele Kinderkrankheiten“, sagt Oliver Gerns, Betriebsrat bei DB Fernverkehr und selbst tätig im Bordservice. Seit Dezember werden die Zuggastronom*innen mit dem onlinebasierten Kassensystem - eine App auf dem Diensthandy – ausgestattet. Allerdings häufen sich für Oliver Gerns und seine Kolleginnen und Kollegen die technischen und logistischen Probleme. 

  • Kassenabrechnung vor Dienstende benötigt deutlich mehr Zeit als früher
  • Die Endabrechnungen sind ungenau, oftmals „fehlt“ gebuchter Umsatz
  • Es gibt Fehlermeldungen bei Kartenzahlungen (Nullbeträge)
  • EC-/Kreditkarten werden mehrfach belastet, die Kunden sind entsprechend sauer  
  • Die Internetverbindung (Wifi/Mobil) ist oftmals instabil, Folge: häufige Abstürze
  • Teils hoher Zeit-/Umsatzverlust bei Hilfe durch techn. Support 

Dabei ist die Idee für Fahrgäste und Personal sehr komfortabel, wenn sie funktioniert. Allerdings müssen MoKa-Techniker bis dahin erst einmal viele Hausaufgaben machen. Bis jetzt werden alle Bestell- und Abrechnungsvorgänge nicht störungsfrei registriert, wenn überhaupt. 

Wer muss es ausbaden? – „Wir“, so Gerns. Bleiben Gäste unbedient oder können nicht abgerechnet werden, bedeutet das in der Folge geringere Umsatzprovisionen für die Kolleginnen und Kollegen. Diese seien vor allem in den Entgeltgruppen 510 und 512 so dringend nötig, kritisiert der Bordgastronom. Zudem führen die MoKa-Probleme zu fehlenden Umsatzprozenten auf der Lohnabrechnung. Die Crux: Schon mit dem vorangegangenen Kassensystem gab es die Abrechnungsschwierigkeiten. „MoKa verdoppelt durch seine technische Unzuverlässigkeit das Abrechnungs-Chaos“, so Gerns.  

Wir als EVG hatten diese Thematik bereits lange vor der MoKa-Einführung im Blick. Unsere Forderungen und die der EVG-Betriebsräte wurden aber damals von den DB-Verantwortlichen nicht ernst genommen. 

  • Frühzeitige Mitnahme der Kolleg*innen bei Einführung neuer Technologien
  • Alte Technologien (Kassen) sollten als Rückfallebene erhalten bleiben
  • Stresstests vor der breiten Einführung von MoKa
  • Evaluation von Problemstellungen für die Mitarbeiter*innen und Lösungsalternativen

Erneut haben wir die DB AG aufgefordert, die Probleme zügig zu lösen und für eine gerechte Bezahlung zu sorgen. Offenbar mit Erfolg! 

Ein Lösungsvorschlag ist in Arbeit sein und soll den EVG-Betriebsräten zeitnah zur Abstimmung vorliegen. Unabhängig davon fordern wir für die Kolleg*innen, die mit „MoKa“ arbeiten, einen Ausgleichspauschale für entgangene oder fehlerhafte Umsatzprozente.

Mit der digitalen Transformation darf kein Beschäftigter Nachteile erleiden. Diesen Grundsatz hat die EVG bereits im TV Arbeit 4.0 festgeschrieben. Bei der Einführung der MoKa wurde dies nicht eingehalten. Wir sagen: Es reicht!

Der Arbeitgeber, sagt EVG-Vorstand Kristian Loroch, „ist jetzt in der Pflicht, unseren Kolleginnen und Kollegen schnellstens funktionierende Arbeitsmittel bereitzustellen und sie für die entstandenen finanziellen Nachteile zu entschädigen!“ 

Oliver Gerns fasst es auf seine Art zusammen: „Die Rahmenbedingungen auf den Zügen sind schon schlecht. Jetzt kommt auch noch Moka. Aber wir haben ja die EVG!“