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Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt: „Niemand darf wegschauen!“

Zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder in Präsenz: Anfang Juli wurden die Preisträger:innen des 22. Jahrgangs „Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt“ gekürt. Insgesamt 30 Projekte wurde in diesem Jahr eingereicht. Das Ziel: Sich gemeinsam für ein tolerantes und respektvolles Miteinander einzusetzen.

Rund 200 Nachwuchskräfte der DB AG kamen zur großen Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs „Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt“ zusammen. Sie alle eint der Einsatz für mehr Toleranz und Respekt im Betrieb. Insgesamt 5 Projekte erhielten Preise. Neben den drei Sieger:innen-Teams im Hauptwettbewerb gab es einen Publikums- und einen Nachhaltigkeitspreis.

Über den Publikumspreis konnten die Gäste der Veranstaltung live abstimmen, überreicht wurde er anschließend fast schon traditionell vom stellvertretenden EVG-Vorsitzenden Martin Burkert sowie der KJAV-Vorsitzenden Aline Mundt. Der Preis ging an fünf Auszubildende aus den Bereichen Betriebstechnik und Industriemechanik. Sie setzten ihre Fertigkeiten für die Renovierung der Villa Sonnenschein in Krefeld ein, in der krebskranke Kinder mit ihren Familien unterkommen können.

Die EVG ist eine Mitmachgewerkschaft, deshalb ist es nur folgerichtig, dass die EVG diesen Preis übergibt, so Martin. „Der Publikumspreis gestaltet den Wettbewerb noch lebendiger und übermittelt zugleich eine absolute Wertschätzung an die Teilnehmer:innen. Natürlich gibt es unter allen Teilnehmenden aber ausschließlich Gewinner:innen, denn jede und jeder einzelne von Euch hat einen absoluten Mehrwert erbracht und Projekte erschaffen, die viele Menschen berührt haben. Deshalb möchte ich Euch nicht ausschließlich gratulieren, sondern vor allem auch für die tolle Arbeit danken.“

Der Nachhaltigkeitspreis ging in diesem Jahr an sechs angehende Eisenbahner:innen im Betriebsdienst aus München. Ihre Aufkleber für mehr Zivilcourage finden sich nun auch in digitaler Form als Regenbogen-Sticker auf den Bildschirmen der Regionalzüge in Bayern wieder.

Im Hauptwettbewerb ging der erste Preis an ein Team aus acht angehenden Kaufleuten für Verkehrsservice für das Projekt „Wir schauen nicht weg! – Häusliche Gewalt ist keine Privatsache“. Darin geht es um Sensibilisierung und Aufklärung gegenüber häuslicher Gewalt an Kindern. Die Kolleg:innen haben unter anderen Spenden gesammelt, eine Psychologin kontaktiert, das Therapiezentrum eines Kinderheims besucht und am Dortmunder Hauptbahnhof einen Infostand aufgebaut. Gerade während der Corona- Zeit ist die Zahl von häuslicher Gewalt dramatisch gestiegen. Leider wird in unserer Gesellschaft wenig über dieses Thema gesprochen. Dies wollte die Gruppe mit ihrem Projekt ändern.

Auf Platz 2 kam die Gruppe „More Than Borders“. Den drei angehenden Eisenbahner:innen im Betriebsdienst aus Duisburg ging es um das Thema geflüchtete Kinder und ihren Anschluss und Teilhabe in gesellschaftlich Leben. Mit dem Übertreten einer Grenze beginnt der Kampf nach Akzeptanz und Zugehörigkeit. Die Kinder kommen in einem fremden Land an, dabei treffen sie häufig auf Ablehnung und haben es aufgrund von Sprachbarrieren schwer, einen richtigen Anschluss zu finden. Die Gruppe hat sich überlegt, eine Broschüre für Kinder und Jugendliche zu erstellen. Diese Broschüre soll Adressen zu Jugendzentren in Duisburg beinhalten, wo Kinder sich aufhalten können und Anschluss zu anderen Kindern finden. Ein weiterer Bestandteil sind einige Adressen der Stadt Duisburg, bei denen Flüchtlinge bei Problemen beraten werden. Die Broschüre wird in 5 Sprachen erstellt, damit sie jeder lesen kann.

Platz 3 ging an das Projekt „Ausgrenzung findet bei uns keinen Platz“ von sechs Nürnberger Nachwuchskräften. Diese Gruppe setzt sich mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung auseinander. Sie haben ein Video gedreht, in denen sie eine Situation nachgespielt haben, wo eine Person (Flüchtling aus der Ukraine) ausgegrenzt wird. Auf Grund der Herkunft wurde ihm kein Platz angeboten. Ausgrenzung, in der Form wie im Video dargestellt, ist leider immer noch ein großes Problem in unserer Gesellschaft und in Zügen. Tagtäglich werden Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Aussehens oder auch wegen ihrer Sexualität diskriminiert. Die Gruppe möchte den Tätern aufzeigen, dass dieses Verhalten nicht toleriert wird und den Opfern Mut machen.

Insgesamt wurden 46 Projekte eingereicht. Die EVG ist die Initiatorin des Wettbewerbs und unterstützt die Aktion der DB AG von Anfang an. Viele Geschäftsstellen und Betriebsgruppen der EVG helfen bei der Realisierung der verschiedenen Projekte dieses wichtigen Wettbewerbs. Und wie schon in den vergangenen Jahren war die EVG im Qualitäts-Check vertreten, um darauf zu achten, dass die eingereichten Projekte den Anforderungen der Konzern-Betriebsvereinbarung entsprechen. 

„Auch wenn Hass und Gewalt zunehmend andere Formen annehmen und beispielsweise über Plattformen des Internets transportiert werden, so sind diese dennoch leider weiterhin ein großer Bestandteil in unserer Gesellschaft“, resümiert EVG-Vize Martin Burkert. „Darum ist es aus unserer Sicht besonders wichtig, dass sich die Nachwuchskräfte im DB Konzern mit rechten Tendenzen, sexualisierter Gewalt und anderem menschenfeindlichem Verhalten auseinandersetzen. Der Wettbewerb kann und soll einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung leisten.“ Sein Appell an die Nachwuchskräfte: „Bei Hass und Gewalt darf niemand von uns wegschauen. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft keinen Freiraum dafür schafft.  Stellt Euch, auch außerhalb des Betriebes, jederzeit selbstbewusst gegen antidemokratische und antipluralistische Entwicklungen.“