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Politik

30 Jahre Deutsche Verkehrseinheit – Eine (Zwischen-)Bilanz

Wenn wir in diesen Tagen auf 30 Jahre deutsche Einheit zurückblicken, dann auch auf das Zusammenwachsen zweier Verkehrssysteme. In vielen Bereichen ist das gelungen. Auch Dank der Gewerkschaften, wie der heutigen EVG.

Schon im Januar 1990 wurde eine deutsch-deutsche Expertengruppe gebildet, die den Weg für die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) vorbereiten sollte. 28 Jahre lang waren Ost-West Lebensadern zerschnitten oder ganz zerstört. Ein Sofortprogramm in Höhe von zwei Milliarden D-Mark sollte schnellstens Straßenverbindungen im unmittelbaren Grenzbereich wiederherstellen. Zeitgleich zu den offiziell gesteuerten Entwicklungen machten Eisenbahner*innen sehr engagiert Nägel mit Köpfen. Sie wussten, welche Bedeutung die rasche Wiederherstellung der gekappten Verbindungen für die weitere Zukunft hatten.

Dabei kam es auch zu kuriosen Situationen: So ließen sie an einem der ersten wiedereröffneten Grenzübergänge, Walkenried-Ellrich, in Eigenregie die ersten Reisezüge nach dem Mauerfall fahren. Hier lagen noch intakte Gleise für den Güterverkehr. Die Kolleg*innen handelten in der Euphorie der damaligen Zeit ohne „Anweisung von Oben“. Insgesamt wurden sehr schnell viele neue Züge zwischen West und Ost eingelegt. Bereits Mitte 1990 startete der erste Neubau, bzw. Wiederaufbau Eichenberg-Arenshausen auf der Strecke Kassel-Nordhausen-Halle. Was noch im Eilzugtempo gestartet war, dauerte im späteren Ausbau des Schienennetzes umso länger. Anders bei der Straße. Nicht umsonst hält sich bis heute das damals aufgekommene Motto „Deutschland, (einig) Autoland!“

Anfang 1991 legte der damalige Bundesverkehrsminister Krause seine Überlegungen im Verkehrsausschuss dar, wobei die VDE im Vordergrund standen. Die Grundstruktur der damals beschlossenen Projekte hat sich seitdem kaum geändert. Selbst die Nummerierung blieb erhalten:

  • VDE-Schienenprojekte Nr. 1 bis 9,
  • Fernstraßenplanungen Nr. 10 bis 16 und 
  • das Wasserstraßenprojekt Nr. 17.

Insbesondere diese 17 Verkehrsprojekte Deutsche Einheit fassten Vorhaben zusammen, die für das deutsche Zusammenwachsen von enormer Bedeutung waren. Andere, rein politisch getroffene Entscheidungen, waren weniger geradlinig kalkulierbar. Stichwort: Bahnreform. Die Verschmelzung der Bahnsysteme Ost und West war nötig, aber nur bedingt ein Beitrag zur Verkehrseinheit auf der Schiene. Hier nur einige Beispiele:

  • Zwar sind inzwischen einige Großstädte in den neuen Ländern über Hochgeschwindigkeitsstrecken verbunden, viele aber auch nicht.
  • Das zunächst deutschlandweite Interregionetz ist verschwunden. Weite Teile der ostdeutschen Länder waren zeitweise ganz vom SPFV abgekoppelt, viele sind es immer noch.
  • Viele Strecken für den Personenverkehr im Osten wurden stillgelegt. Viel dramatischer ist der Rückzug aber noch im Güterverkehr.

Viele dieser Prozesse wurden und werden angeregt, hinterfragt und begleitet von Treibern, wie unserer EVG. Die Grundidee sowie unsere Haltung an eine zukunftsgerichtete Branche, für ein nachhaltiges System Schiene, faire und gerechte  Arbeitsbedingungen sind gleichgeblieben. So stehen wir beispielsweise für eine attraktive Schiene mit einem funktionierenden Deutschlandtakt. 

Ob er nach dann mehr als 30 Jahren eine wirkliche Verkehrseinheit auf der Schiene bringt, können wir nicht wissen. Wir können aber seine Ausgestaltung mit unserem Know-how politisch beeinflussen. Nur, wenn der Deutschlandtakt gut gemacht und ausreichend finanziert wird, könnte es mit einem langfristig nachhaltigen System Schiene & ÖPNV klappen. Attraktiv für Reisende und zukunftssicher für die Beschäftigten.