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Gemeinschaft

Geschichte: Vor 75 Jahren - „Der deutsche Eisenbahner“

Auch in der modernen Kommunikationswelt sind sie unerlässlich: die Mitgliederzeitschriften bzw. -magazine der Gewerkschaften. Die Geschichte der Nachkriegsausgaben begann am 15. August 1948. An diesem Tag erschien „Der deutsche Eisenbahner“.

Mit dem Kriegsende 1945 liegen nicht nur die von Deutschland überfallenen Länder, sondern auch Deutschland selbst in Trümmern. Ganze Produktionsstätten und Maschinen werden abgebaut und vor allem aus dem Gebiet der späteren DDR nach Russland verbracht. Die Reparationsleistungen betreffen auch massiv Eisenbahngleise und -technik, Waggons und Loks. Bereits zu dieser Zeit erkennen gewerkschaftlich-erfahrene Frauen und Männer die Dringlichkeit, wieder betriebliche Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen, die während des NS-Regimes niedergeknüppelt wurden. 1948 werden (im März) die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) und (im November) die Gewerkschaft der Reichsbahn-Beamten und Anwärter (GDRA) gegründet.

Die freie Gewerkschaftspresse in Deutschland war ab 1933 für 15 Jahre tot. Sie lebte wieder auf im August 1948. Das Mitteilungsblatt der GdED heißt, wie schon bis zum Verbot 1933, „Der deutsche Eisenbahner“. Die Verbandszeitschrift wurde in einer Ausgabe A für Lohnempfänger:innen und einer Ausgabe B für Gehaltsempfänger:innen erstellt. „Der deutsche Eisenbahner ist wieder da und wird bleiben, um auszusprechen, was ist“, formulierte der erste GdED-Vorsitzende Hans Jahn in seinem Leitartikel. Er solle „Kampf- und Aufklärungsinstrument zugleich“ sein. Zielstellung war es, dass … „zu den aktuellen Gewerkschaftsfragen der Mitglieder Stellung genommen werden kann“… Der inhaltliche Anspruch ist bis heute im Kern erhalten. Zugenommen haben seitdem aber deutlich die aktuell-politische Themenvielfalt, die Seitenzahl, (farbige) Aufmachung bis hin zur Übermittlungsgeschwindigkeit, wie es die imtakt bietet.

Die Gewerkschafter:innen standen vor großen nachkriegsbedingten Herausforderungen, wie beispielsweise der ausreichenden Papierbeschaffung. Konnten anfangs nur rund 60.000 Exemplare des „Kampf- und Aufklärungsinstrumentes“ produziert werden, wurden es sukzessive mehr. Bereits acht Wochen später, im Oktober ’48, konnten mehr Empfänger:innen mit der Zeitung „Der deutsche Eisenbahner“ versorgt werden. So hieß es damals: „Wir sind nunmehr in der Lage, 100.000 Exemplare … innerhalb von 5 Stunden … herstellen zu lassen“. Zum Vergleich: Im bis dahin herkömmlichen Flachdruck mussten dafür rund 80 Stunden aufgebracht werden. Die Auflage ließ sich mit dem neuen Rotationsdruckverfahren sogar auf 135.000 Stück steigern, …“so dass nunmehr jedes dritte Mitglied unserer Organisation eine Zeitung erhalten kann“. Bis die technischen Möglichkeiten es erlaubten, alle Mitglieder mit einer eigenen Ausgabe zu versorgen, wurde zum gegenseitigen Austausch der Zeitung an andere Mitglieder aufgerufen, „…solange sich die Auflage Infolge der Bestimmungen der Besatzungsmächte … beschränken muß“.

1950, ebenfalls im August, erschien erstmals „Der Deutsche Bundesbahnbeamte“, die Zeitschrift der GDBA. Konzipiert und bis 1981 geleitet wurde sie von Hans Murschhauser. „Erfreulicherweise“, schrieb dieser in einer Festschrift zum 50-jährigen Bestehen unserer Quellgewerkschaft, „wurde die Zeitung nicht zuletzt auch durch die fachliche Mitarbeit der Vorstandsmitglieder und Sachbearbeiter von den Eisenbahnern sehr positiv aufgenommen.“ Aus der 20.000er-Startauflage wurden bald 50.000, schließlich 120.000; ab 1973 unter dem Namen „Eisenbahner-Rundschau“.

Parallel beginnt in der DDR der Wiederaufbau in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. So erfolgte am 18. Juni 1945 der Aufruf zur Gründung des „Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes“, FDGB. Ab 1946 gab es unter anderem die Industriegewerkschaft (IG) Eisenbahn als eine der Branchengewerkschaften des FDGB, die 1963 in der IG Transport und Nachrichtenwesen aufging. Die FDGB-Mitgliedsverbände waren u.a. zuständig für Sozialversicherung, Arbeits- und Gesundheitsschutz und Fragen von Entlohnung und Prämien. Ein Streikrecht war nicht vorgesehen, zugleich wurde die SED als Führungspartei des Arbeiter- und Bauernstaates DDR ausdrücklich anerkannt. Als Informationsmedium des FDGB diente die “Tribüne“. Mit der Deutschen Einheit verschwand das bis dahin fünf Mal wöchentlich erscheinende Blatt aus der DDR-Zeitungslandschaft. In der „Wende“-Zeit entstanden auf dem Gebiet der DDR und Westberlin die Gewerkschaft der Eisenbahner (GdE) und die GDBA-Ost; sie fusionierten alsbald mit den jeweiligen westdeutschen Gewerkschaften.

Mit dem Einleiten der Bahnreform und der Gründung der Deutschen Bahn AG wandelte sich auch die Arbeit der Eisenbahn-Gewerkschaften. Die Gewerkschaftsblätter modernisierten sich, hießen bald „inform“ bzw. „GDBA-Magazin“. Zu lange allerdings wurde in beiden Organisationen am Konkurrenzdenken festgehalten, wurde eher gegen- statt miteinander gearbeitet. Das ist heute längst Geschichte; mit der Verschmelzung beider Gewerkschaften im Jahr 2010 zur EVG haben wir unsere Kräfte gebündelt und schreiben seitdem gemeinsam die Erfolgsgeschichte der Eisenbahner:innen-Gewerkschaft fort. 

Die Historie der Eisenbahngewerkschaften bis hin zur EVG, arbeitet seit Jahren der Arbeitskreis Geschichte unserer Gewerkschaft auf. „Dazu gehört auch, wie sich die Gewerkschaftsblätter und ihre Themen früherer Jahre und Jahrzehnte entwickelten“, bekräftigt Erika Albers, die Vorsitzende des AK Geschichte. Die Demokratie benötige starke Gewerkschaften als Regulativ. „Dafür braucht es das Wissen aus der Geschichte und eine klare Haltung zu den Zielen einer demokratischen Gesellschaft“, so Albers. Die erfolgreiche und durchsetzungsorientierte Arbeit (vor allem) der EVG und auch ihrer Vorgänger-Organisationen, spiegelt sich im Magazin „imtakt“ wider. Als Produkt einer Mitmach-Gewerkschaft entwickelte sich das „Magazin der Mitglieder“ konsequent weiter. Dabei haben sich Layout und Format mehrfach geändert. Auch werden wir stets digitaler. Eins aber ändert sich nicht: die Werte, die wir als EVG vertreten und die Klarheit, mit der wir für sie eintreten.