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Familie und Frauen Politik

Internationaler Frauentag: Frauenmonat März - gemeinsam geht mehr!  

Im Grundgesetz ist der allgemeine Gleichheitsgrundsatz verankert: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“

Dieser Grundsatz wird jedoch nicht konsequent gelebt, weder in der Bundesrepublik noch weltweit. „Wir setzen uns daher für unsere Kolleginnen ein, sei es bei der besseren Verteilung von Sorgearbeit, gerechter Entlohnung, der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen oder echter Teilhabe in allen Bereichen des Lebens“, so die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay. „Dafür kämpfen wir täglich, wobei wir am 8. März den Internationalen Frauentag besonders feiern.“

Es gibt überall engagierte und mutige Menschen, die im Sinne der Gleichberechtigung streiten. So waren z. B. vier Frauen aktiv daran beteiligt, den Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz zu verankern. Menschen der EVG versuchen alltäglich in ihren Berufsfeldern wie Janina Pfeiffer, im Berufsalltag wie Anja Berger und in der Gesellschaft wie Elliott (Seite 27) Gleichberechtigung in Deutschland umzusetzen. International lehnen sich die Frauen im Iran und Afghanistan gerade gegen ein Unrechtsregime und gegen die Ungleichheit auf.  

In Deutschland zeigt der Mut der Frauen und der jahrzehntelange Kampf bereits Veränderungen. „Gerade beim Thema Gewalt gegen Frauen herrscht ein ganz anderes Bewusstsein als noch vor 10 Jahren, auch wenn wir in der Pandemie schmerzlich feststellen mussten, dass die Zahlen hier steigen“, so Nadja Houy, Vorsitzende der EVG-Bundesfrauenleitung. „Daher bleiben wir hier weiter am Ball und nutzen insbesondere Aktionstage wie One Billion Rising für klare Botschaften in Richtung Politik und Gesellschaft (siehe S.4). Denn es gibt natürlich die (politischen) Kräfte, die gar kein Interesse an Gleichstellung haben und lieber zurück in eine „gute, alte Zeit“ wollen, die es nie gab.“


 „Wer Fachkräfte braucht, kann auf Frauen nicht verzichten.“

Cosima Ingenschay, stellvertretende EVG-Vorsitzende 

Die EVG hat hingegen entschieden, dass sie mehr Frauen stärken und als Mitglieder gewinnen will, um eine zukunftsfähige Organisation zu sein. In der gesamten europäischen Verkehrsbranche soll der Frauenanteil steigen. In Deutschland muss er auch steigen, wenn die Verkehrswende gelingen soll. „Wer Fachkräfte braucht, kann auf Frauen nicht verzichten“, so Cosima Ingenschay. „Das wissen natürlich auch die Arbeitgeber in unserem Organisationsgebiet. Wir erwarten daher bei der anstehenden Tarifrunde, dass unsere Forderungen erfüllt werden. Frauen brauchen gute Arbeitsbedingungen und gute Löhne, gerade in Zeiten von steigenden Energie- und Lebenskosten“. 

„Umso mehr, da Frauen in Deutschland statistisch gesehen im Schnitt 18 % weniger Entgelt bekommen als Männer“, ergänzt Nadja Houy. Rechnet man diese Lücke in Tage um, arbeiten Frauen ab Jahresbeginn 66 Tage „umsonst“. Der Equal Pay Day stellt diese Lücke heraus und findet daher 2023 am 7. März statt.

„Eines der wirksamsten Mittel, um diese Lücke zu schließen, sind Tarifverträge und eine betriebliche Interessenvertretung“, betont Cosima Ingenschay. Dies hat in unserem Organisationsgebiet laut einer neuen Studie deutliche Auswirkungen. So sprechen aktuelle Zahlen von „nur“ 6% Lohndifferenz im Bereich Verkehr (und Lagerei). Nur im Bereich Wasserversorgung und Abfallentsorgung sieht es mit 2% in der Bundesrepublik noch besser aus.

„Flächendeckende Tarifverträge braucht es auch dort, wo nicht wir als EVG zuständig sind. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein“, sagt Nadja Houy. „Bei der anstehenden Überarbeitung des Entgelttransparenzgesetzes werden wir uns außerdem dafür einsetzen, dass dieses Gesetz nicht weiter ein zahnloser Tiger bleibt.“ 


„Gerade beim Thema Gewalt gegen Frauen herrscht ein ganz anderes Bewusstsein als noch vor 10 Jahren, auch wenn wir in der Pandemie schmerzlich feststellen mussten, dass die Zahlen hier steigen.“

Nadja Houy, Vorsitzende der EVG-Bundesfrauenleitung.

EVG-Vize Ingenschay spricht ein weiteres wichtiges Thema an, die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. „Auch hier gibt es noch Weichen zu stellen, auch weil Sorgearbeit nur langsam gerechter zwischen den Geschlechtern verteilt wird“, weist sie auf den weiteren Aktionstag im März hin, den Equal Care Day am 1. März.

„Wir haben hier, auch mit unseren Tarifverträgen und der Konzern-Betriebsvereinbarung zum Thema Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Biografie weitreichende Regelungen im Organisationsgebiet geschaffen. Das ist gut und die Kolleg:innen wissen auch, wie sie das für sich nutzen können“, so Ingenschay zu den bisherigen Schritten der EVG für eine bessere Vereinbarkeit. 
Auch politisch bedarf es noch einiger Schritte. So ist zwar gut, dass aktuell die Bundesländer eine Anschlussfinanzierung für das „Gute-KiTa-Gesetz“ erhalten, aber langfristig braucht es mehr. Beim Gewerkschaftstag haben wir daher nochmal unsere Forderung bekräftigt, dass es eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung für Kinder bis mindestens 12 Jahren über die Kernzeiten hinaus braucht und bundesweit das Anrecht auf einen kostenlosen und gut erreichbaren KiTa-Platz kommen muss. Insbesondere für die Kolleg:innen im Schicht- und Wechseldienst braucht es hier eine Veränderung.

Eine sinnvolle Maßnahme ist hier auch der Urlaub für den zweiten Elternteil nach der Geburt, auch wenn dessen Einführung leider völlig unnötig um ein Jahr nach hinten verschoben wurde.

„Auch bei der rentenrechtlichen Anerkennung von Erziehungs- und Pflegezeiten gibt es erste Erfolge der Gewerkschaften, so z. B. bei der Grundrente, aber echte Anerkennung sieht immer noch anders aus“, so Nadja Houy.


Auch für Pflegende muss mehr passieren, Pflege/Sorgearbeit und Beruf müssen besser vereinbar werden. Gerade Mitarbeitende mit pflegebedürftigen Angehörigen müssen das Recht auf flexible Arbeitszeiten und -modelle sowie einen variablen Arbeitsort haben. Wir wollen einen Ausbau der Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. Und wir wollen die Pflegebürgervollversicherung. Auch sie ist eine wichtige Stellschraube für die Aufwertung von Sorgearbeit. Die Versorgung pflegebedürftiger Menschen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Die gesamte EVG wird bei all diesen Herausforderungen am Ball bleiben, denn gemeinsam geht mehr, auch beim Thema Gleichstellung.