Tarifrunden 24/25: Bundesweite „Blitzaktionen“ – EVG kommt an
Noch ist die Serie unserer „Blitz“-Aktionen bei den NE-Bahnen in vollem Gange. Eine erste Bilanz kann dennoch bereits gezogen werden: Diese Variante, die Mitglieder eng in die Vorbereitung der Tarifrunde einzubeziehen, kommt gut an.
Im Herbst startet die EVG-Tarifrunde bei den NE-Bahnen. Die EVG strebt zentrale Verhandlungen mit der gesamten Branche an. Denn einheitliche Standards verhindern einen tarifpolitischen Flickenteppich - das ist gut für die Beschäftigten.
Um zu erfahren, was die Beschäftigten bewegt, sind wir im Juli und August in den Betrieben. Wir sprechen dort direkt am Arbeitsplatz mit den Kolleg:innen, um herauszufinden, was in der kommenden Tarifrunde am wichtigsten ist. Die Ergebnisse der Interviews werden gesammelt und der Zentralen Tarifkommission zur Verfügung gestellt. Sie wird Ende August die Forderungen für die NE-Bahnen festlegen.
„Blitz“, das heißt: Haupt- und ehrenamtliche EVG’ler:innen gehen in die Betriebe, sprechen die Beschäftigten direkt an und führen mit ihnen 5- bis 10-minütige Interviews zu betrieblichen Themen und zu den Erwartungen an die Tarifrunde. Bis zum Druckbeginn dieser Ausgabe haben wir bereits über 20 Betriebe besucht und mehr als 1000 Interviews geführt.
Wie einen solche Aktion vor Ort konkret aussehen kann, zeigt unsere nachstehenden Berichte aus Hameln und Husum.
„Die Menschen wollen angesprochen werden“
Der Tag startet in der Geschäftsstelle in Hannover. Zwölf Kolleg:innen haben sich für die Blitz-Aktion bei Transdev Hannover angemeldet. Vor zwei Jahren hat die Transdev die Ausschreibung für die S-Bahn Hannover gewonnen und den Betrieb von der DB Regio übernommen. Heute arbeiten hier gut 400 Beschäftigte im reinen Fahrbetrieb, gewartet und instandgesetzt werden die Züge extern.
Es werden Tütchen gepackt mit Info-Flyern, Fragebögen und kleinen Give-Aways, dann schwärmen wir aus: zum Hauptbahnhof, zum Flughafen Hannover, nach Haste und Hameln, Endhaltepunkt der S 5. Dort nimmt uns Frank Schütte in Empfang. Der frühere Lokführer und Betriebsrat bei der S-Bahn Hannover ist jetzt, im Ruhestand, sehr aktiv im OV Hameln. Er führt uns in die Meldestelle, wo wir mehrere Kolleg:innen antreffen, darunter engagierte EVG’ler:innen, aber auch Nicht- oder Anders-Organisierte.
Die Bereitschaft bei allen ist groß, sich an unserer Befragung zu beteiligen. Sie ergibt eine gute Zufriedenheit mit Arbeitszeiten und Beschäftigungsbedingungen, bestätigt aber: Das EVG-Wahlmodell mit der Möglichkeit, zusätzlichen Urlaub zu wählen, halten alle für wichtig. Groß ist aber auch die Bereitschaft, sich an Aktionen der Betriebsgruppe und ggf. auch an Warnstreiks zu beteiligen.
Frank Schütte findet den Ansatz der Blitz-Aktionen sehr gut. „Die Menschen in unserer Republik wollen angesprochen werden und so ist es auch bei der Gewerkschaft.“ In der 1:1-Situation „kommen dann auch mal Themen zur Sprache, die den Leuten auf den Nägeln brennen.“
Am Nachmittag zurück, wird der Blitz ausgewertet. Alle Teams bestätigen eine gute Stimmung und eine große Aufgeschlossenheit der Beschäftigten. „Das Wichtigste ist, dass wir Gesicht zeigen“, resümiert Nadja Houy. Die Vorsitzende der Bundesfrauenleitung hat es sich nicht nehmen lassen, als Ehrenamtliche am Blitz teilzunehmen. „Unsere Botschaft ist: Wir führen Tarifverhandlungen nicht als Selbstzweck. Wir fragen bewusst nach euren Themen. Es geht um euch und eure Wünsche.“
„Es ist gut, dass die EVG präsent ist“
„Moin“ erschallt es an diesem sonnigen Juli-Morgen vielfach über den Hof der Transdev Instandhaltung GmbH (TDI). Hier warten und reparieren rund 40 Mitarbeitende im Drei-Schicht-Betrieb Züge verschiedener EVU, und dies nicht nur aus dem Transdev-Konzern. Auch DB Regio schickt seine Züge zur betriebsnahen Instandhaltung in das kleine Husumer Werk. Es ist 10 Uhr, der Grill ist aufgestellt, Getränke stehen bereit. Das Besondere hier: auch Beschäftigte der Deutschen Bahn (DB Fahrzeuginstandhaltung) und von Alstom arbeiten auf demselben Gelände. „Das funktioniert tadellos“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von TDI, Christian Keden. „Wir sind Kollegen, egal welches Logo wir auf der Jacke tragen. Wir arbeiten alle für die Eisenbahn."
Auch in Husum ist die Bereitschaft groß, hieran mitzuwirken. „Jeder, den wir angesprochen haben, war bereit zu einem 1:1-Gespräch“, resümiert die Kieler Geschäftsstellenleiterin Melanie Pallien. „Die Stimmung ist gut."
Das bestätigt BR-Vize Christian Keden. „Es ist gut, dass die EVG in den Betrieben präsent ist.“ In den 1:1-Gesprächen könnten Themen angesprochen werden, die in einer reinen Online-Befragung nicht zum Tragen kämen. Das sieht auch Juri Stein so. Er ist Ersatzmitglied der neu gegründeten Zentralen Tarifkommission NE-Bahnen. „So können auch Leute abgeholt werden, die sich sonst nicht äußern würden.“
12 Uhr, Würste, Grillkäse und Brötchen haben dankbare Abnehmende gefunden, die Kollegen des Fonds soziale Sicherung und der GUV Fakulta konnten viele Fragen zu ihren Leistungen beantworten. Einhellige Meinung der beteiligten Kolleg:innen: Eine gelungene Aktion. EVG kommt an!