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Offener -Brief des GV zum Tarifabschluss

Liebe Kolleginnen und Kollegen, als im April 2020 die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Unternehmen im Schienenverkehr erkennbar wurden, war uns klar: Wir müssen jetzt unsere Verantwortung für alle Kolleg*innen ganz konkret wahrnehmen – wir dürfen und werden uns nicht wegducken. In der Konsequenz haben wir das „Bündnis für unsere Bahn“ geschlossen, denn neben der Deutsche Bahn AG sind auch alle Wettbewerbsbahnen hart getroffen.

Wir haben entschieden gehandelt, weil wir die Beschäftigten vor den Folgen der wirtschaftlichen Schäden schützen und die Unternehmen unterstützen können. Das ist unser Auftrag!

Der Bund hat sich in unserem Bündnis verpflichtet, nicht nur die Deutsche Bahn AG, sondern auch die Bahnen im ÖPNV finanziell zu unterstützen. Dafür werden insgesamt mehr als 10 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

In anderen Industriezweigen kam es ab Mai trotz staatlicher Hilfen zu Kurzarbeit und Einkommenskürzungen. Entlassungen waren angekündigt und wurden zum Teil bereits umgesetzt. Mehr als 60 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland stehen heute am Rande der Insolvenz. Großunternehmen fahren Sanierungsprogramme, die immer auch zu Lasten der Beschäftigten gehen. Planmäßige Entgeltrunden mussten ausgesetzt und Sanierungstarifverträge abgeschlossen werden.

Ganz anders im Bahnkonzern:

1. Mit dem Bündnis haben wir alle Einschnitte in die Bezahlung der Beschäftigten und mögliche Personalreduzierungen abgewehrt, die Beendigung der Einstellungsoffensive – auch von Auszubildenden – vermieden, Ausgliederungen sowie flächendeckende Kurzarbeit verhindert.

2. Im Juli 2020 wurden die Gehälter noch einmal um 2,6 Prozent erhöht und das erweiterte Wahlmodell eingeführt. Hier konnten wir auch den Versuch des Arbeitgebers abwehren, diese Tariferhöhung zu verschieben oder gar auszusetzen.

3. Für die von den Auswirkungen der Pandemie betroffenen Kolleg*innen wurden großzügige Regelungen vereinbart, die insbesondere die Betreuung von Kindern und Pflegebedürftigen erleichtert haben.


Und wie ist der aktuelle Stand?

Die Schadensprognose musste inzwischen nach oben korrigiert werden: Zurzeit ist der erwartete Pandemieschaden im Bahnkonzern bis 2024 auf rund 8,5 bis 10 Milliarden Euro angewachsen, weitere Pandemiewellen sind darin noch nicht berücksichtigt. → Oktober 2020 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 17 Unter diesen Bedingungen fand die wohl härteste und komplizierteste Tarifrunde der EVG mit der DB AG/AGV MOVE statt. Wir haben sie in der vorigen Woche erfolgreich abgeschlossen. Die Ergebnisse sind inzwischen sicher bekannt.


Deshalb sei an dieser Stelle nur auf einige wesentliche Ergebnisse hingewiesen:

→ Bis zum März 2023 wird es keinerlei Lohnkürzungen oder andere Verschlechterungen der Tarifregelungen für alle Beschäftigten im Bahnkonzern geben.

→ Die Löhne steigen mit 1,5 Prozent zwar moderat, dafür aber sicher und stetig.

→ Für die Kolleg*innen unserer Busgesellschaften wurde die Entgeltrunde abgeschlossen: mit einer Einmalzahlung, Lohnerhöhungen von 2,6 Prozent und der Einführung eines weiteren EVG-Wahlmodells.

→ Mit einem „Fonds für Wohnen und Mobilität“ schaffen wir eine weitere Einrichtung, die EVG-Mitglieder gezielt unterstützt. Auch hier betritt die EVG wieder Neuland und wird für andere Tarifgebiete beispielgebend sein.

Liebe Kolleg*innen, in sehr schwierigen Zeiten ist uns ein starker Tarifabschluss gelungen! Mit großer Verantwortung und Augenmaß sichert er die Arbeitsplätze aller Beschäftigten des Bahnkonzerns und erhöht gleichzeitig die Einkommen. Wenn die Vorstände ihre Hausaufgaben zukünftig besser machen als in der Vergangenheit, dann hat auch der Bahnkonzern die Chance, sich erfolgreich zu entwickeln.

Wir bedanken uns bei allen beteiligten Kolleg*innen für ihren Einsatz und die tatkräftige Unterstützung. Dieser Dank gilt ausdrücklich auch den Kolleg*innen aus den NE-Bahnen für ihre solidarische Unterstützung!

Das Bündnis für unsere Bahn ist damit keineswegs beendet – wir führen es fort! „Fair nach vorne“ muss es auch in den kommenden Jahren gehen, so vor allem in der Tarifrunde bei den NE-Bahnen im Frühjahr 2021. Während der jüngsten Zukunftswerkstatt wurden bereits erste Ideen gesammelt. Auch hier wollen wir gemeinsam Perspektiven für die Arbeitsplätze schaffen.

Herzliche Grüße, der Geschäftsführende Vorstand der EVG