Bündnis für unsere Bahn: „Warum muss alles so schnell gehen?“
In „normalen Zeiten“ würde die EVG die Tarifverhandlungen mit den NE-Bahnen und der DB AG nach Auslaufen der Tarifverträge – also zum 1. März 2021 – aufnehmen. Jetzt sollte mit der Deutschen Bahn ab dem 17. August verhandelt werden - fünf Tage nonstop.
Diese Eile führte bei so manchem Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt am 11. und 12. August in Fulda zu Irritationen. Unverständnis zeigten zunächst auch die vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich der NE-Bahnen. War es doch das eigentliche Ziel der EVG gewesen, im März gemeinsame Tarifverhandlungen in der gesamten Branche zu führen. Doch dann kam Corona. „Wir wollen mit dem „Bündnis für unsere Bahn“ zwingend erreichen, dass es nicht die Beschäftigten sein werden, die für diese Entwicklung die Zeche zahlen“, erklärte EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch in Fulda. Zudem habe die EVG den Bund darauf verpflichtet, mit flankierenden Maßnahmen und Unterstützungsleistungen die gesamte Branche des Schienenpersonen- und Schienengüterverkehrs zu stabilisieren. Dadurch solle auch der NE-Bereich vom Bündnis spürbar partizipieren.
Damit Bund und Bahn den Verpflichtungen, die sie eingegangen sind, auch nachkommen, werden wir das tariflich festzurren. Allerdings wird die EVG einen möglichen Abschluss unter den Vorbehalt stellen, dass ein solcher Tarifvertrag erst dann wirksam wird, wenn Bund und Bahn nachweislich erbringen, was sie zugesagt haben. „Einen Blankoscheck werden wir nicht ausstellen“, stellte Loroch klar.
In den Verhandlungen werde es, neben einer Entgelterhöhung, auch um die Frage von Mobilität und Wohnen, Arbeitszeit oder die Leistungsvergabe an Subunternehmen gehen. Alles Themen, die für den NE-Bereich ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. „Klar ist, dass wir als EVG wieder Kernforderungen entwickeln werden, die wir gemeinsam in der gesamten Branche durchsetzen werden“, erläuterte Kristian Loroch.
Auch eine Mitgliederbefragung wird in diesem Jahr wieder durchgeführt. Dafür sprachen sich die Teilnehmenden der Zukunftswerkstatt einstimmig aus. Den Mitgliedern wird dadurch die Möglichkeit gegeben, in den Kernforderungen ihre persönlichen Schwerpunkte zu setzen. Dies ist insbesondere für die Verhandlungen im NE-Bereich wichtig. „Zugleich wollen wir aber auch wissen, wie wir unsere Kernforderungen in künftigen Tarifverhandlungen weiterentwickeln
können“, so Loroch. Das Votum fiel am Ende einer konstruktiven Diskussion eindeutig aus: Mit Redaktionsschluss dieser Ausgabe der imtakt sollten ab dem 17. August die Tarifverhandlungen mit der DB AG im Rahmen des „Bündnis für unsere Bahn“ aufgenommen - und die für den Busbereich fortgesetzt werden.
„Wir sind zwar nicht betroffen, aber wir erklären uns solidarisch“, macht ein Kollege aus dem NE-Bereich in diesem Zusammenhang deutlich. Damit war wieder einmal klar: wie leben Gemeinschaft. Kristian Loroch
„Mit den Tarifverhandlungen wollen wir auch einen möglichen Dominoeffekt verhindern: Ein Unternehmen kann komplett in Schieflage geraten, auch wenn sich nur einzelne Bereiche im Krisenmodus befinden. Deshalb muss es gelingen, solche Bereiche zu stabilisieren, die gerade große Probleme haben. Hier ist Solidarität gefragt“ Kristian Loroch, EVG-Verhandlungsführer
„Ich denke, dass der Wille und ein Gerechtigkeitssinn hier sehr wichtig sind, aber auch der Blick über den Tellerrand. Ich, als Zugbegleiter, MUSS auch die Kolleg*innen der Bordgastronomie sehen. Oder den Führerstand, die Kolleg*innen der Unterwegsreinigung usw.“ Pascal Brosowski (37), Zugbegleiter
Um weitere Aktionen vorzubereiten, zu planen und zu koordinieren, gibt es bundesweit sechs „Regionale Aktionsteams“ (ReAkT). Darin erarbeiten unsere Wildentschlossenen, Überzeugungstäter*innen, Kreative, Netzwerker*innen und Um-die-Ecke-Denker*innen Aktionsideen, die vor Ort in Deinem Betrieb umgesetzt werden können. Alle Aktionen werden vor Ort durch alle Mitglieder getragen. Mach mit, beteilige Dich. Sprich Deine Kolleg*innen der EVG-Betriebsgruppe an. Sie können Dir genau sagen, wann welche Aktionen geplant sind. Du gehörst auch zu den Menschen, die gerne planen und Ideen schmieden? Dann bist Du eingeladen in den ReAkT mit zu machen. Dann melde Dich bei unseren Aktionsteamkoordinatoren vor Ort:
Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen
Frank Maur: frank.maur@evg-online.org
Beate Rache:beate.rache@evg-online.org
Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern
Mathias Präg: mathias.praeg@evg-online.org
Regina Müller: regina.mueller@evg-online.org
Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Gunter Ebertz: gunter.ebertz@evg-online.org
Volker Linke: volker.linke@evg-online.org
Bayern
Isodoro Peronace: isidoro.peronace@evg-online.org
Baden-Württemberg, Hessen
Nelli Beller: nelli.beller@evg-online.org
Bodo Schwenn: bodo.schwenn@evg-online.org
Saarland, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen
Sebastian Bitterwolf: sebastian.bitterwolf@evg-online.org
Erhard Mattes: erhard.mattes@evg-online.org
Die Arbeit in den Aktionsteams beweist eins ganz deutlich: Gewerkschaftsarbeit kann und darf vor allem Spaß machen. Genügend positive Beispiele haben wir in der letzten Tarifrunde gesammelt. Denken wir kurz zurück an die großartigen Lichteraktionen, die in ganz vielen Betrieben durchgeführt wurden oder die Lärmaktion, wo jeder, aber wirklich jeder vor Ort mitmachen konnte.
Höhepunkt war dann der bundesweite erfolgreiche Warnstreik. Dieser wäre ohne die konsequente Unterstützung und Vorbereitung in den Aktionsteams nicht denkbar gewesen. Lasst uns gemeinsam der Politik und dem Arbeitgeber zeigen, dass wir es ernst meinen. Beteiligt Euch an den Aktionen vor Ort und/oder in den Aktionsteams.