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Interview: „Ich kann etwas bewegen!“

Für viele Kolleginnen und Kollegen ist es selbstverständlich, sich für unsere Gesellschaft ehrenamtlich zu engagieren. Sie investieren neben Beruf und Familie Zeit sowie Kraft, um etwas zu verändern und besser zu machen. Das tut auch Martina Pretzsch. Sie ist Mitglied der EVG-Bundesfrauenleitung (BuFL) und zugleich Ortsbürgermeisterin (Orts-BM) eines kleinen Dorfes in Sachsen-Anhalt. 

  „Ich setze mich nicht für mich ein,
sondern für mein Dorf“

Martina wohnt in Angersdorf, etwas südlich von Halle/Saale. Es gehört zur Gemeinde Teutschen­thal im Saalekreis. Im Januar 2023 durfte sie in den beruflichen Ruhestand gehen, nachdem sie seit 1977 der Eisenbahnfamilie angehörte und ebenso lange Gewerkschaftsmitglied ist. Damals war sie über eine Kollegin zur Bahn gekommen. Sie erlernte Zugfertigstellerin, arbeitete im Laufe der Zeit in Stellwerken der Region und war 24 Jahre lang im Betriebsrat DB Netz Halle/Saale.   

Der agilen und quirligen Frau ist es wichtig, dass sich „die Dinge nach vorne bewegen“. Deswegen hat sie sich für die BuFL (WKK Halle/Saale) aufstellen lassen, um sich für die Belange der Kolleginnen stark machen zu können. Dass sie zudem in der EVG-Ortsfrauengruppe aktiv bleibt, ist für sie selbstverständlich. Ebenso engagiert sie sich im Heimatverein von Angersdorf, dem Gemeinderat sowie jetzt seit wenigen im Amt der Ortsbürgermeisterin. Gerade erst, am 4. Juli, wurde Martina dazu gewählt. Zusammenhalt und gutes Miteinander stehen auf ihrer Agenda. „Ich setze mich nicht für mich ein, sondern für mein Dorf“, sagt sie überzeugend. Aus ihrer Sicht ist einfach zu viel liegen geblieben; zu viele Themen, die sie nun beleben möchte. Die große Herausforderung dabei bilde der Bereich staatliche Finanzen. Die seien sehr knapp bemessen und wollen deswegen sinnvoll und gut dosiert eingesetzt werden.          

In den Stunden, die sie ihre Freizeit im Gemeindebüro verbringt, stellt sie Themenlisten auf, plant als Mitglied des Heimatvereins neue Veranstaltungen oder hält Bürgermeistersprechstunden ab. „Mir sind die Anliegen der Menschen im Ort wichtig“. Ob der Erhalt eines Storchenmastes für das nächste Nest ist oder eine Friedhofswiese für anonyme Bestattungen. 

Das Wahlergebnis der EU-Wahl und der parallel abgehaltenen Kommunalwahl in Sachsen-Anhalt sei schrecklich, sagt sie. Bei den Wahlen hatte die AfD massiv zugelegt. „Die Menschen sollten endlich aufwachen, bevor wir die Lawine nicht mehr aufhalten können“. 

Martina begrüßt es sehr, dass die EVG bereits 2019 einen Unvereinbarkeitsbeschluss gefasst hatte, worin klargestellt wurde, dass die Ziele und Positionierungen von rechtsextremen Parteien und Organisationen wie der AfD mit denen der EVG unvereinbar sind. Als EVG-Mitglied blickt Martina sehr kritisch auf die aktuelle Verkehrspolitik. Wenn zugesagte Milliarden statt der Schiene der Straße zugeschoben werden, „ist das eine Schweinerei“! 

Menschen wie Martina tun unserem Land gut. Sie ist eine der vielen Ehrenamtlichen, die sich beispielsweise auch für Radfahrer:innen, Tiere, Kinder, Bedürftige, in Gewerkschaften, Sportvereinen, Chören oder als Notfall-Erstretter engagieren. Sie geben ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne weiter und unserem Land mehr Schwung. Dieser nutzt auch unserer EVG und bereichert unsere gewerkschaftliche Arbeit in den Orts- und Landesverbänden sowie den Fachbereichen. Wir sagen an dieser Stelle einfach mal Danke all denen, die sich freiwillig engagieren, unseren vielen treuen und fleißigen Mitgliedern - von der Jugend bis zum Senior. Danke!