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Tag der Schiene: Die Verkehrswende braucht länderübergreifende Konzepte

400 Veranstaltungen, 120.000 Besucher:innen: Der „Tag der Schiene“ fand Mitte September zum zweiten Mal statt. Der von der Bahnbranche veranstaltete und von der Allianz pro Schiene koordinierte Tag dauerte diesmal ein ganzes Wochenende und hat das Zeug zum Erfolgsmodell.

„Bei all den Baustellen, die wir gerade auf der Schiene haben und die uns noch bevorstehen - die Branche hat beim Tag der Schiene gezeigt, dass sie mit ganzem Herzen bei der Sache ist und die Menschen für die Bahn begeistern kann“, so das Fazit von Allianz-Geschäftsführer Dirk Flege. Die Besucher:innen konnten aus einer breiten Palette von Aktionen wählen:

Baustellenbesichtigungen, Lesungen, Bahnhofsfeste, offene Werkstätten und Berufsinfo-Veranstaltungen; es gab ein klassisches Konzert in der S-Bahnwerkstatt in Frankfurt am Main, einen Wellnesstag in der Schienenbussauna im bayerischen Treuchtlingen. Instandhaltungswerke, Railports und der Hamburger Hafen – als Europas größter Eisenbahnhafen – öffneten Türen und Tore. Zahlreiche Veranstalter gaben auch Einblicke in die Bahn-Technologie der Zukunft. So wurde u. a. die Digitale Automatische Kupplung vorgestellt, die den Schienengüterverkehr schneller und leistungsfähiger machen wird.

Natürlich hat der Tag der Schiene aber auch einen politischen Aspekt. So gab Bundesverkehrsminister Wissing im Rahmen eines „Schienengipfels“ in Frankfurt/Main bekannt, dass der Bund die Deutsche Bahn mit weiteren 12,5 Milliarden Euro Eigenkapital ausstatten will. Zusammen mit vorherigen Zusagen ergibt sich für den Zeitraum 2024–2027 daraus eine Summe von zusätzlich knapp 39,5 Milliarden Euro. Die DB selbst hatte einen Bedarf von 45 Milliarden Euro angemeldet.

Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert nahm an einer Sternfahrt der Verkehrsminister:innen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nach Leipzig teil. „Um die Verkehrswende voranzutreiben, braucht es länderübergreifende Verkehrskonzepte - vor allem auch im Sinne der Arbeitnehmerschaft“, so Martin. „Dazu gehören länderübergreifende Ausschreibungen für den Regionalverkehr.“ Auch beim Tag der Schiene sei der Fachkräftemangel eines der bestimmenden Themen. „Die Arbeitskraft wird zukünftig ein noch knapperes Gut. Mobilitätsangebote und vor allem die Mobilitätswende sind nur mit gut ausgebildetem, hoch motiviertem und genügend Personal realisierbar. Der Tag der Schiene zeigt deutlich, dass die Mobilitätsbranche und die Politik gleichermaßen gefordert sind.“

Für ein politisches Highlight des Tages sorgte die Thüringer EVG, die vor dem Erfurter Hauptbahnhof zu einer politischen Talkrunde auf dem roten Sofa eingeladen hatte. Dort nahm als erster der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow Platz und gab ein klares Bekenntnis für die Schiene ab. „Wir brauchen die Verkehrswende, um einen spürbaren Beitrag zur Klimawende zu liefern.“ Allerdings könne ein Bundesland hier nur „Teilaspekte abbilden. Die Eisenbahn als Herzstück der Verkehrswende wird von der Bundesregierung nicht ernst genommen.“ Wenn wir die Mobilitätswende wollen, so Ramelow weiter, „brauchen wir eine Mobilitätsgarantie. Ich bekämpfe nicht das Auto, sondern ich kämpfe für ein Verkehrsangebot, mit dem du ohne Auto leben kannst, ohne auf etwas verzichten zu müssen.“

Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert nahm das zustimmend zur Kenntnis und ging seinerseits auf den Zustand der Schieneninfrastruktur ein. Investitionsstau: 90 Milliarden Euro. Benötigte zusätzliche Mittel bis 2027: 45 Milliarden Euro. Allein diese Zahlen zeigen die Mammutaufgabe, vor der wir stehen. „Wenn wir pro Kopf genauso viel in die Infrastruktur investieren würden wie die Schweiz, könnten wir zehn Mal so viel Verkehr auf der Schiene anbieten wie heute." 

In der Runde wurden weitere aktuelle Fragen zu den Themen ÖPNV, Verkehrswende, Klimaziele, die Rechte von Arbeitnehmer:innen sowie die Rolle der Politik diskutiert.

Auch an zahlreichen anderen Standorten - so in Karlsruhe, Bebra, Magdeburg, Frankfurt am Main, Osnabrück, Hannover und Maschen – war die EVG mit Infoständen präsent, in Magdeburg drehte sich hierbei auch das Glücksrad. Der OV Osnabrück wählte den historischen Bahnhof der Osnabrücker Dampflokfreunde, um hier über die Wichtigkeit des integrierten Konzerns zu informieren. Auch das Datum für den nächsten Tag der Schiene steht bereits fest: Im kommenden Jahr wird vom 20. Bis zum 22. September gefeiert.