imtakt
Top Themen
Anmelden oder Registrieren

Gemeinschaft

Sommertour 2023: Auch bei „schlechtem“ Wetter, die EVG ist gemeinsam unterwegs

Im Juli war der EVG-Vorsitzende Martin Burkert bereits eine Woche mit Bahn und Rad in Bayern unterwegs, um EVG-Mitglieder in ihren Betrieben zu besuchen. Ende August folgte die zweite Runde: in Nordrhein-Westfalen. 

Tag 1 
Das Thema Fachkräftemangel begleitet uns auch bei dieser 3-tägigen Tour, die bei der DB Netz AG in Hamm startet – und damit bei dem „meist unterschätzten Netz Deutschlands“, wie es Standortleiter Heiko Wul -Rabenstein gerne nennt. Mit über 700 Bahnübergängen und entsprechender Wartung sei es „interessant und anspruchsvoll“ und könne nur dann funktionieren, „wenn sich Betrieb und Instandhaltung nicht auseinanderdividieren lassen“.

Darum kümmern sich 430 Beschäftigte „und es dürften gerne auch ein paar mehr sein“, so der Vorsitzende des Betriebsrats und der EVG-Betriebsgruppe, Detlef Clever. Im Stellwerk werden jeden Tag 400 Züge weitergeleitet und die Kolleg:innen sind hier „mit der Belastbarkeit irgendwann auch mal am Ende.“ Neben dem allgemeinen Fachkräftemangel seien aber viele Bewerber:innen auch nicht geeignet. Entweder sind sie nicht zuverlässig oder fallen, wie 50 Prozent der Kandidat:innen, durch den psychologischen Test. 

Nächster Stopp ist der geplante Multi Hub. Auf den 84 Hektar aktuell brachliegender Fläche des Rangierbahnhofs Hamm ist momentan, außer Bäumen und Sträuchern, nicht viel zu sehen. In den nächsten Jahren soll hier ein multimodaler Logistikknoten entstehen; ein Projekt, das wirtschaftlich und ökologisch viele Vorteile für die Region bringt und das viele Arbeitsplätze schafft. Ein Projekt, das es übrigens ohne die Initiative der EVG wohl nie gegeben hätte.

Noch mit der Sonne im Rücken kehrt der Fahrradkonvoi bei den Fahrwegdiensten ein. Auch hier steht das große Problem Personalmangel im Vordergrund. Früher waren hier 80 Menschen beschäftigt, heute sind es gerade mal 35, die sich um 2.000 Bahnkilometer kümmern. Dazu kommt eine hohe Fluktuation. „Wir bilden aus und die jungen Leute wechseln dann zu anderen Unternehmen“, beschreibt ein Kollege die Situation. Unter anderem auch, weil die Anerkennung und der Respekt vom Arbeitgeber für die nicht einfache Arbeit fehle.

Das Wetter kippt, die gute Stimmung nicht: mittlerweile bei Regenwetter geht es in die Werkstatt der Eurobahn. Hier werden von vier Teams in drei Schichten insgesamt 62 Flirt 1-Züge gewartet. Danach besuchen wir das Sommerfest der EVG Hamm. Dort steht bei Bratwurst und kühlen Getränken nochmal der Austausch mit den Kolleg:innen vor Ort im Mittelpunkt.

Tag 2
Stürmisch wie der erste Tag endete, geht es am Folgetag weiter. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des LVV Nordrhein-Westfalen, Neithard von Böhlen, besuchen wir am Morgen zunächst die Werkstatt von DB Regio in Essen. Die EVG-Mitglieder hier sind spürbar unzufrieden mit dem frisch erzielten Tarifabschluss und teilen dies auch mit. „Wir werden uns nicht verstecken“, so das Motto von Martin und Neithard und so stellen sich beide den Fragen und der Kritik der versammelten rund 30 Mitglieder. Genau dafür ist die Sommertour auch gedacht! 

Anschließend geht es ca. 16 Km weiter nach Duisburg zur Betriebszentrale der DB Netz AG. Stolz können EVG-Betriebsrät:innen hier berichten, dass in diesem Jahr die geplante Einstellungsquote von Auszubildenden sogar überschritten wurde - statt 150 wurden 232 junge Kolleg:innen eingestellt. Dies sei möglich gewesen, weil man früh angefangen hat, zu werben. Bei einem Altersdurchschnitt von knapp 39 Jahren „dürfen wir nur nicht die Kolleg: innen, die die jungen Leute ausbilden, aus dem Blick verlieren“. Immerhin werden teilweise einem erfahrenen Mitarbeiter zwei junge Unerfahrene zugeteilt, was bei ernst genommener Ausbildung auch Arbeit erfordert.

Es bedarf in der jetzigen Zeit jedoch weiterer Ausbildungskampagnen, um den Fachkräftemangel der kommenden Jahre gegenzusteuern – damit die „alten Hasen“ sich auf ihren Ruhestand vorbereiten können und beim Wechsel in die dritte Lebensphase ein gut bestelltes Feld übergeben können. Und um gemeinsam (wieder) stolz auf den Eisenbahn-Beruf zu sein. 

Tag 3
Der 1. September bedeutet für Jugendliche in ganz Deutschland den Start in die Ausbildung in einem Verkehrsunternehmen. Viele davon auch in Köln. Da lässt es sich der EVG-Vorsitzende Martin Burkert am letzten Tag seiner Sommertour 2023 nicht nehmen, selbst einige der neuen Auszubildenden zu begrüßen und für eine Mitgliedschaft in der EVG zu gewinnen.
Am Morgen steht allerdings zuerst ein Besuch beim Bundeseisenbahnvermögen auf dem Programm. Dienststellenleiter Ulrich Gliem tauscht sich mit Martin über die Probleme von heute und die der Zukunft aus. Der Mangel an Personal macht auch vor Behörden keinen Halt. So sei es sehr schwer, Mitarbeitende im Controlling oder in der IT zu finden.

Nächste Station: die Integrationswerkstatt in Köln-Nippes. Hier werden über 300 verschiedene Leistungen angeboten, vom Stempel über Bremssättel bis hin zum elektrischen Kleinmotor. Größte Sorge der 93 Mitarbeiter:innen momentan ist der Plan der Geschäftsführung, den Schichtbetrieb einzuführen. Denn viele Kolleg:innen haben weite Anfahrtswege, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln nachts teilweise nicht zu bewältigen sind. Zum Abschluss geht es zu einer der acht zentralen Begrüßungsveranstaltungen der DB AG. Dass die DB AG auf Druck der EVG dieses Jahr über 5.500 Nachwuchskräfte einstellt, ist ein wichtiges Zeichen. Daran muss jetzt angeknüpft werden, um den Fachkräftemangel aufzufangen und den Arbeitsdruck von den Kolleg:innen zu nehmen.

Das war sie, die Sommertour 2023 des EVG-Vorsitzenden Martin Burkert. Vielen Dank an alle, die uns auf den Touren in Bayern und NRW begleitet oder uns die Tür zu ihrem Arbeitsplatz geöffnet haben. Unsere Gewerkschaft lebt vom Miteinander, von Zusammenarbeit und Austausch.