Stena Line GmbH & Co. KG: „Es hätte eine humanere Lösung gegeben.“
Die schwedische Reederei Stena Line beabsichtigt 126 ihrer Beschäftigten zu kündigen. Begründung: Einnahmeausfälle durch die Corona-Krise. Die EVG fordert Stena Line dringend auf, Alternativen zuzulassen.
Dem Arbeitgeber kann es offenbar nicht schnell genug gehen. „Ich bin traurig und unendlich enttäuscht“, sagt Peter Leukroth, Betriebsratsvorsitzender der Stena Line. „Zum 30. Juni soll bereits alles passiert sein“. Für ihn und seine anderen BR-Mitglieder sei Aufgeben dennoch keine Option.
„Das Gebaren von Stena Line ist ein Unding“, sagt die betreuende Gewerkschaftssekretärin Anke Brauer von der Geschäftsstelle Rostock. „Nicht nur, dass die Kündigungs-Mitteilung zwei Tage vor Ostern an die Beschäftigten erging, es werden zugleich Fördergelder (Kurzarbeitergeld) kassiert.“ Die Kolleg*innen wurden mit einer Hiobsbotschaft in einer Zeit der Kontakt- und Besuchsverbote über die Feiertage nach Hause geschickt. „Hier fehlte sämtliches menschliches Feingefühl des Arbeitgebers“.
Gerade erst hatte der Betriebsrat mit Unterstützung der EVG mit Stena Line eine Regelung zum Kurzarbeitergeld vereinbart. Kurzarbeitergeld soll eigentlich dazu dienen, Arbeitsplätze in Unternehmen, die durch die Coronakrise in Schieflage geraten, zu erhalten. Nun aber kassiert Stena Line Gelder vom Staat mit der gleichen Begründung, mit der parallel die Kündigungen vorbereitet werden. „Wir lassen das sehr genau prüfen“, so EVG-Gewerkschaftssekretärin Brauer.
Scharfe Kritik übte auch der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. Die Corona-Pandemie als Begründung „riecht verdammt nach einer billigen Ausrede, um einen von langer Hand geplanten Stellenabbau durchzudrücken.“ Er forderte das Unternehmen auf, sämtliche Möglichkeiten der Arbeitsplatzsicherung zu nutzen. „Wir verlangen von der Unternehmensspitze, dass sie die vielfältigen Rettungsschirme nutzt, um die in Rede stehenden 126 Arbeitsplätze zu erhalten und um die Beschäftigten - in einem ohnehin strukturschwachen Gebiet - vor Arbeitslosigkeit zu schützen.“
Das Zurückziehen der Stena Line aus der Verbindung Sassnitz-Trelleborg betrifft in der Folge auch die andere Stena-Fährverbindung zwischen Rostock und Trelleborg. Das Personal ist laut Arbeitsvertrag auf beiden Schiffen einsetzbar, bzw., dann nicht mehr. Anke Brauer hofft bei den Bemühungen um den Erhalt der Arbeitsplätze auch auf Unterstützung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. Schließlich stellen beide Verbindungen die Verkehrsschlagadern des Tourismus zwischen Deutschland und Schweden/Skandinavien dar.
Bis jetzt wurden dem Betriebsrat vor Ort keinerlei Möglichkeiten vom Arbeitgeber gegeben, Alternativen vorzuschlagen. Aus Sicht der EVG müssen aber alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Entlassungen zu vermeiden. Dies sieht zudem das Betriebsverfassungsgesetz vor. Unsere Gewerkschaft ist bestens aufgestellt, mit Stena Line Deutschland nach fairen Spielräumen zu suchen. Der Arbeitgeber sollte sie nutzen!
Peter Leukroth ist seit 37 Jahren Seemann. Er ist quasi eines der Urgesteine in diesem Unternehmen. Er kennt sich aus; als Seemann und in seiner Funktion als Betriebsrat. Er weiß, „es hätte eine humanere Lösung gegeben“.