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Interview Familie und Frauen

Fünf Fragen an … Diren Öcalan

Die Betriebsrätin bei DB Beschaffung in München und positioniert sich als Interessenvertreterin klar gegen rechte Tendenzen.

Diren, was hat dich bewogen, als junge Frau als Betriebsrätin zu kandidieren?
In meiner Schulzeit habe ich mich leidenschaftlich für die Anliegen meiner Mitschüler eingesetzt und wurde regelmäßig zur Klassen- oder Schülersprecherin gewählt. Es war mir immer ein Bedürfnis, mich um meine Mitmenschen zu kümmern und optimale Bedingungen für sie zu schaffen. Die Möglichkeit, die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen als Betriebsrätin zu vertreten, bietet mir die perfekte Plattform, um meine Überzeugungen fortzusetzen. Als Betriebsrätin kann ich ein offenes Ohr für ihre Probleme und Anliegen haben, die Gleichbehandlung vorantreiben und mich für gute Arbeitsbedingungen einsetzen. Aus diesem Grund würde immer wieder kandidieren!

Hat dabei auch dein Migrationshintergrund eine Rolle gespielt?
Ja, es ging mir auch darum, andere Kolleg:innen mit Migrationshintergrund zu ermutigen. Als ich zum ersten Mal in den Betriebsrat gewählt wurde, war ich die einzige; mittlerweile sind wir schon ein paar mehr. Und ich habe inzwischen von einigen gehört, dass mein Migrationshintergrund auch ein Grund ist, mich zu wählen. Es treibt mich an, mich dafür einzusetzen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichbehandelt werden und es keinen Platz für Rassismus im Betrieb gibt.

Glücklicherweise sind uns hier im Betrieb keine bekannten Fälle von Rassismus bekannt, und das soll auch so bleiben. Deshalb suche ich aktiv den Kontakt zu den Auszubildenden, ermutige sie, sich bei den Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt zu engagieren, und habe mehrfach selbst als Patin bei diesem Wettbewerb teilgenommen.

Stichwort Migrationshintergrund: Wie gehst du im tagtäglichen Betriebsratsleben damit um?
Ich scheue mich nicht, offen darüber zu sprechen, was ich täglich erlebe. Wenn ich erzähle, dass ich oft Angriffe erlebe, dann staunen viele - weil sie denken, das gibt es gar nicht mehr. Dabei wurde ich von der Rolltreppe geschubst, werde beleidigt, oder es heißt „Ach, Sie sprechen deutsch, Sie sehen gar nicht so aus“. Also man hat tagtäglich damit zu tun und das ist nicht erst seit neulich so. Meine Familie kam als sog. Gastarbeiter nach Deutschland. Die meisten von ihnen besitzen mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit; meine Schwester und ich wurden hier geboren. Die Nachricht, dass bestimmte Personen eine Abschiebung befürworten, schockiert mich natürlich. Gleichzeitig empfinde ich es genauso schlimm für all diejenigen, die noch keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. In solchen Momenten frage ich mich, ob aus vergangenen Erfahrungen überhaupt gelernt wurde. Es scheint, als ob sich die Geschichte wiederholt. 

Also trotz allem wachsam sein…
Die Vielfalt der Kollegenschaft bei der DB Beschaffung ist beeindruckend, und ich fühle mich in diesem Umfeld einfach wohl. Trotzdem halte ich es für wichtig, klare Positionen zu beziehen, beispielsweise durch Aushänge, in denen wir betonen: Wenn etwas passiert, steht der Betriebsrat an deiner Seite. Möglicherweise könnten Betriebsräte auch die Einführung von Migrationsbeauftragten in Erwägung ziehen.

Gibt es denn auch deiner Meinung nach auch eine spezielle weibliche Komponente in der betrieblichen Mitbestimmung?
Die Beteiligung von Frauen in der betrieblichen Mitbestimmung bringt vielfältige Perspektiven und Erfahrungen ein. Sie kann dazu beitragen, geschlechtsspezifische Anliegen zu adressieren, die Förderung von Chancengleichheit voranzutreiben und sicherzustellen, dass die Belange aller Mitarbeiter:innen angemessen berücksichtigt werden. Die Vielfalt in der betrieblichen Mitbestimmung stärkt oft die Repräsentation und trägt zu ausgewogeneren Entscheidungen bei. Eine diverse Vertretung kann einen umfassenderen Blick auf Herausforderungen und Lösungen bieten, was letztendlich zu einer positiven Veränderung in der Unternehmenskultur beitragen kann.