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Sicherheit Mitbestimmung

Sicherheit: „Wir müssen Stopp sagen!“

Seit drei Jahren fährt der DGB die Kampagne „Vergiss nicht, hier arbeitet ein Mensch“. Auf einer Konferenz in Berlin wurde jetzt eine Zwischenbilanz gezogen.

Die Zahlen sind erschreckend: 42 Prozent der Bevölkerung haben bereits körperliche oder verbale Gewalt gegen Beschäftigte miterlebt, die Dienst für die Gesellschaft leisten. Im öffentlichen Dienst berichten gar 64 Prozent der befragten Beschäftigten von Beleidigungen, Bedrohungen bis hin zu körperlichen Angriffen. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des DGB ergeben. 
Mit Blick auf diese Zahlen gab die Stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack zu Beginn der Konferenz das Motto aus: „Gewalt gegen Beschäftigte, die Dienst an der Allgemeinheit leisten, darf nicht das neue „Normal“ werden“. Gewalt gerade gegen jene Menschen, „die den Laden am Laufen halten, darf nicht hingenommen werden.“

Die Kampagne des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften sei inzwischen in der Bevölkerung gut bekannt. Dafür habe insbesondere die Entscheidung der Deutschen Bahn beigetragen, sie bundesweit auf großen Bahnhöfen zu plakatieren.
Nächster Schritt ist jetzt die Kooperation mit dem Weißen Ring, der sich seit Jahrzehnten bereits für die Opfer krimineller Handlungen einsetzt. „Mit 400 Beratungsstellen und 2.700 haupt- und ehrenamtlichen Helfer:innen ist der Weiße Ring der zentrale Experte in Deutschland, wenn es um Prävention und Opferhilfe geht“, so Elke. „Es ist Zeit, unsere Kräfte zu bündeln, damit unsere Gesellschaft an dem zentralen Ort Arbeitsplatz sicherer und fairer wird“, bekräftigte der Vorsitzende des Weißen Rings, Patrick Liesching. 


„Nicht die Täter oder Vorgesetzten befinden darüber, wie schlimm ein Übergriff ist. Das entscheidet das Opfer. Meldet jeden Übergriff!"

Kristian Loroch, Stellvertretender EVG-Vorsitzender 

Auch die EVG wertet die DGB-Kampagne positiv. Fachsekretärin Mira Christiansen berichtete im Rahmen einer Podiumsdiskussion, dass auch viele SPNV-Unternehmen auf die EVG zugekommen sind und die Motive der Kampagne in ihren Zügen zu verbreiten. „Wir schaffen es nur gemeinsam, für mehr Sicherheit zu sorgen. Die Fahrgäste haben auch nichts davon, wenn sich die Zugbegleiterin auf der Toilette einschließt.“ Mira legte auch die weiteren Positionen und Forderungen der EVG dar. So sollten Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften gebildet werden, damit Übergriffe auf Beschäftigte schneller geahndet werden können. „So sehen die Beschäftigten, dass tatsächlich etwas passiert.“ Wichtig ist auch eine gute Datenerfassung und schnelle, unkomplizierte Meldewege wie etwa die bei DB Regio erprobte RIS-App. „Wir müssen davon wegkommen, dass die Kolleg:innen glauben, das, was ihnen passiert, sind nur Einzelfälle.“ 

In den Fachgruppen der EVG ist die Forderung nach einer Smartwatch mit Notfallknopf entwickelt worden. Die Forderung ist bei den EVU platziert, wir wollen dazu schnell in den Dialog mit den Arbeitgebern kommen. Aus dem Publikum meldete sich auch die engagierte EVG-Kollegin Sandra Klingbeil zu Wort, KiN bei DB Regio. Die Frage der Moderatorin, was es jetzt brauche, um für mehr Sicherheit für Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft zu sorgen, antwortet sie sehr klar und selbstbewusst: „Wir brauchen uns selbst, wir müssen unsere Komfortzone selbst definieren. Wir müssen Grenzen ziehen, Stopp sagen.“ 

Sandra unterstützt klar die Aufforderung der EVG, jeden Vorfall, jeden Übergriff zu melden, auch jede Beleidigung. „Nur so bekommt die Gewalt ein Gesicht."