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Interview Senioren

Digitalpakt: „Wir Senior*innen wollen an der digitalen Welt teilhaben“

Durch Corona hat die Digitalisierung einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Die Seniorinnen und Senioren in der EVG fordern, dass die ältere Generation von diesem Trend nicht abgehängt wird. Wie das gehen kann, sagt Heinrich Klumpe, Mitglied der Geschäftsführenden Bundesseniorenleitung. 

Heinrich Klumpe

Heinrich, EVG-Seniorinnen und -Senioren fordern einen „Digital­pakt Alter“ - was versteht ihr darunter?
Es wird viel über Digitalisierung gesprochen, aber gemeint sind meistens nur die Menschen, die aktiv im Berufsleben stehen. Auch für die Schulen gibt es einen Digitalpakt. Wir Seniorinnen und Senioren sind dabei immer so ein bisschen hintendran. Dabei wollen wir gerne an der digitalen Welt teilhaben. Weil sie ja auch sehr nützlich ist. Ich erlebe das ja selbst im privaten Bereich: Wir können uns Coronabedingt nicht sehen, aber wir sind in der Familie dazu übergegangen, auch Videokonferenzen zu machen – so können wir uns zumindest online in die Augen sehen. Das geht vielen Senior*innen so, nur finden sie keinen Zugang. Deswegen brauchen wir diesen Digitalpakt. Die Über-65-jährigen stellen ein Drittel der Bevölkerung, und sie von der Digitalisierung abzuschneiden, passt nicht mehr in die heutige Zeit. 

Auch die EVG-Senior*innen nutzen ja die Digitalisierung…
Gleich zu Beginn der Pandemie haben wir erst einen Telefon-Stammtisch gegründet und dann irgendwann den Schritt gewagt, ihn auf digitaler Basis zu machen, also als Videokonferenz. Das hat am Anfang etwas geruckelt, aber wir haben uns da ganz gut reingefunden und das ist eine gute Sache. Die Geschäftsführende Bundesseniorenleitung stimmt sich auch fast täglich ab und dazu nutzen wir auch digitale Medien, sei es Whatsapp oder Videokonferenz. Ich merke, dass dadurch auch immer mehr Begeisterung für die digitalen Medien entsteht. 

Was versteht ihr denn konkret unter einem Digitalpakt Alter?
Wir fordern die Verfügbarkeit des Internets für alle, die flächendeckende Bereitstellung in Pflegeeinrichtungen, Wohnanlagen und in barrierefreien Neubauten, ein Förderprogramm zum Erwerb digitaler Endgeräte, besondere Unterstützungsangebote bei der sicher kommenden Digitalisierung in Gesundheit und Pflege. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten werden. Dafür müssten die technischen Gerätschaften bereitstehen, sofern die Beteiligten sie nicht selber haben. Man könnte auch Broschüren und Videoclips produzieren, in denen Schritte in die digitale Welt erläutert werden. In der EVG gibt es ja schon Ansätze dazu. Aber die gesamte Gesellschaft ist in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Seniorinnen und Senioren auf gleicher Ballhöhe sind wie die jungen Leute. 

Ihr habt auch ein spezielles Fernsehformat dafür vorgeschlagen… 
Ja, seit den 1960er Jahren gab es die Sendung „Der 7. Sinn“, die abends in der Hauptsendezeit lief, und in 5 Minuten immer ein Thema zur Verkehrssicherheit aufgegriffen hat. So etwas könnte man auch zur Digitalisierung machen. Das müssten dann auch Darsteller sein, die sich schon im Seniorenalter befinden. Ich denke, die Neugier und das Interesse an der Digitalisierung ist da, aber nicht alle haben den Zugang dazu. 

Ihr habt bereits seniorenpolitische Forderungen zur Bundestagswahl entwickelt. Welche weiteren Highlights enthalten die – neben dem Digitalpakt? 
Da fallen mir vor allem zwei ein. Der ÖPNV muss besser, einfacher und für Seniorinnen und Senioren billiger werden. Vielerorts gibt es immer noch Probleme mit mangelnden Busverbindungen und unklaren Tarifstrukturen. Das könnte man mit einem Seniorenticket vereinfachen, Ansätze dazu gibt es ja. Und: Wir wollen mehr politische Mitwirkung. Senior*innen sind von vielen Gesetzen betroffen, aber mitreden dürfen wir nicht. Da brauchen wir mehr als Beiräte, die meist nur am Katzentisch sitzen. Wir wollen ein Seniorenmitwirkungs- und in der Spitze sogar ein Mitbestimmungsgesetz, die gehören in die Landesverfassungen und auch ins Grundgesetz. So dass klar ist, das ist keine freiwillige Sache, sondern eine Verpflichtung des Staates.