OVV-Konferenz: Interviews mit Marco Mildner und Katrin Fröchericht
Sie sind wichtige Schaltzentralen der Gewerkschaftsarbeit: die Ortsverbände der EVG. Wie konkret funktioniert die Arbeit vor Ort, wie können sich die Ortsverbandsvorstände gegenseitig unterstützen, wie kann man voneinander lernen? Darüber diskutierten rund 80 Vorsitzende der Ortsverbände auf einer zweitägigen Konferenz in Fulda. Wir haben am Rande der Veranstaltung mit Marco Mildner und Katrin Fröchericht gesprochen.
Marco, was hat dich bewegt, dich im Ortsverband zu engagieren?
Ich war Betriebsrat und habe meinen Hut in den Ring geworfen, als ich durch die Neuordnung zum OV in meiner Heimatstadt Ansbach zugeordnet wurde. Mein Ziel war und ist weiterhin, den OV zu verjüngen – das ist allerdings nicht ganz einfach in einem OV, der keinen eigenen Betrieb hat. Unsere Betriebe sind in Nürnberg angesiedelt und wir haben nur die Außenstellen. Und in unserem Wahlkreis haben wir die Vereinbarung, uns keine Mitglieder abzuwerben, damit auch kleine OVen bestehen können. Das ist toll.
Wie organisierst du denn die Arbeit im OV unter diesen Umständen?
Wir machen regelmäßig unsere Mitgliederversammlungen, unsere Senioren laden regelmäßig ein. Bei den Senioren kommen so 50 bis 80 Leute, zu den Mitgliederversammlungen noch mehr. Das ist schon nicht schlecht für so einen relativ kleinen OV. Es ist herrlich, wenn bei diesen Veranstaltungen die Leute aus den verschiedenen Bereichen zusammenkommen und sich austauschen. Ich sehe den OV da auch als Klammer. Wir haben in allen Bereichen Mitglieder, z. B. beim Netz und bei Regio, und es ist toll, sie zusammenzubringen und auch gegenseitiges Verständnis zu schaffen.
Es ist herrlich, wenn bei diesen Veranstaltungen die Leute aus den verschiedenen Bereichen zusammenkommen und sich austauschen.
Was hast du dir für deinen OV noch vorgenommen?
Ich will den OV zukunftsfest machen. Als ich angefangen habe, hatten wir keine Jugend- und keine Frauenstruktur. Inzwischen haben sich einige Jugendliche gefunden, die sich vor Ort engagieren und wir haben eine Kollegin als Ansprechpartnerin für die Frauen. Es ist ja gerade jetzt eine spannende Zeit. Ich kam 1999 zur Bahn, die Zeit damals war geprägt von Rationalisierung und Arbeitsplatzabbau. Heute reden wir vom demografischen Wandel, es kommen vielen neue Kolleginnen und Kollegen, mit ganz anderem Hintergrund, mit neuen Ideen. Das ist für mich spannend momentan. Tradition meets Moderne.
Wir bräuchten schon ein paar junge Leute mehr, die sich engagieren.
Katrin, wie kamst du zur Interessenvertretung?
Mein Großvater prägte schon meine Leidenschaft für die Interessenvertretung. Und ich setze mich eben gerne für andere ein, übrigens nicht nur in der Gewerkschaft, sondern auch in der Kommunalpolitik.
Welchen Stellenwert hat aus deiner Sicht die Arbeit im OV?
Man hat viel Kontakt zu anderen Bereichen. Ich habe Eisenbahnerin im Betriebsdienst gelernt, arbeite jetzt beim Netz, aber im OV hat man die Möglichkeit, sich auch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bereichen auszutauschen und zu erfahren, was sie bewegt.
Was war denn für dich das Highlight in deiner Gewerkschafterinnen-Laufbahn?
Dass wir das zweite Wahlmodell gemeinsam durchsetzen konnten. Schon das erste war gut, aber dass wir es dann noch geschafft haben, ein zweites Wahlmodell draufzusetzen, das ist einfach nur super.
Worin siehst du die aktuell größte Herausforderung?
Wir haben die Betriebsratswahlen vor der Brust. Unser Ziel beim Netz muss sein, diese Wahlen wieder mit 100 % EVG abzuschließen. Wichtig dafür ist: Transparenz bei der Listenaufstellung; alle Gewerke, alle Geschlechter, alle Altersgruppen müssen vertreten sein, und wir brauchen natürlich die feste Zusage aller Kandidat*innen, sich für den BR und die Kolleg*innen zu engagieren. Und im OV: Da müssen wir vor allem den demografischen Wandel bewältigen. Wir bräuchten schon ein paar junge Leute mehr, die sich engagieren.