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Familie und Frauen Mitbestimmung

World Toilet Day: „Wir müssen Müssen dürfen“

Busfahrer:innen im Nahverkehr haben während ihrer Schichten kaum oder gar keinen Zugang zu Toiletten. Auch Gabriele Krieger von der SüdbadenBus GmbH (SBG) kennt solche Situationen nur zu gut. Sie hofft, dass der „World Toilet Day“ (zu deutsch Welttoilettentag) am 19.11. die Verantwortlichen endlich wachrüttelt, aktiv zu werden.

Gabriele Krieger / Foto: Gianna Meier, Uniquephoto

Seit 12 Jahren arbeitet Gabi bei der SBG, Niederlassung Waldshut. In dieser Zeit durfte und musste sie viele Erfahrungen sammeln. Eine von ihnen ist die, dass sie als Busfahrerin um ein elementares Recht gebracht wird: und zwar, während ihrer Schichtzeiten eine Toilette aufsuchen zu können. Entweder fehlt die Zeit oder ein Klo. „Zudem haben Frauen einmal pro Monat mit einem zusätzlichen Hygieneproblem zu kämpfen“, betont sie. „Selbst wenn ein WC in der Nähe wäre, ist ein Toilettengang dann oft nicht machbar“. Weniger problematisch sei das bei den längeren Pausen auf den Betriebshöfen. Dort gibt es genügend Hygieneräume.

Gerade die kleinen Pausen zwischen zwei Linien bieten sich an, sie auszulassen, um eventuell entstandene Verspätungen zu kompensieren. „Die beste Werbung für uns als Nahverkehrsunternehmen ist unsere Zuverlässigkeit; da zählt das dringende Bedürfnis der Lenker:innen nicht“, so Gabi. Man fahre andauernd nach der Uhr. Also, wie damit umgehen? Weniger trinken? Auf Hygiene verzichten? Gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen?

Arbeitgeber müssen handeln
Laut Arbeitsstättenverordnung müssen den Beschäftigten sichere, kostenfreie und verschließbare Toiletten bereitgestellt werden. „Die Arbeitgeber interessiert das aber nicht“, sagt die Sprecherin der ZFG Bus der EVG, Yvonne Liska. Sie selbst fährt bei einer DB Regio-Tochter, der Nahverkehr Ostwestfalen GmbH, die zur WestfalenBus GmbH gehört. Gerade erst hat sie drei Tage mit 11-Stunden-Schichten ohne Toilette hinter sich. Yvonne ist wütend und enttäuscht zugleich. „Betriebsräte dürften keine Dienstpläne für Strecken abzeichnen, an denen es keine Toiletten gibt“, zeigt sie sich drastisch. Am liebsten wäre ihr eine entsprechende KBV.  

Zuverlässige und langfristige Lösungen sind auch bei der SüdbadenBus GmbH nicht in Sicht. Ein weiteres Problem: An vielen Endhaltestellen gibt es keine Toiletten. Mobile Varianten kommen kaum infrage. Dort, wo vorhanden, gibt es manchmal Absprachen mit Cafés, Bäckereien oder Shops, das stille Örtchen benutzen zu dürfen. Gibt es sie aber nicht, stellen gerade im ländlichen Raum die Endpunkte ein zusätzliches Sicherheitsrisiko dar; vor allem an den Wochenenden und noch mehr in der Dunkelheit. „Aus Angst vor Diebstahl oder Übergriffen verlassen die Busfahrer:innen ihr Fahrzeug nicht, auch nicht, wenn gleich die Blase platzt“, erzählt Gabi. „Im Ernstfall sind wir schutzlos allem und jedem ausgeliefert“.  

Berufsbild gefährdet
Beide Probleme sind fast flächendeckend sowie seit Jahren nur provisorisch oder gar nicht gelöst. In unserem Land herrscht ein dramatischer Mangel an Busfahrer:innen. „Ich liebe meinen Beruf“, betont Gabi. Aber wer wolle sich diesen Job noch antun, wenn es genügend Alternativen gebe.  

„Diese Situationen sind keine gute Werbung für diesen spannenden Beruf“, stellt Yvonne Liska unterstützend klar. Zumal die angepeilte Klimawende auf mehr Nahverkehr angewiesen ist. Abhilfe der beschriebenen Probleme ist also dringend nötig, bevor die Hoffnung bei den betroffenen Beschäftigen darauf ganz verloren geht. Auch die EVG hat mit ihren Betriebsräten diese Themen auf ihrer langen To-do-Liste für bessere und menschenwürdigere Arbeitsverhältnisse. Lösungen dafür drängen. „Niemand möchte seine Gesundheit für einen Arbeitgeber opfern“, sagt Yvonne. „Wir müssen Müssen dürfen“!  

Der Welttoilettentag findet seit mehr als 20 Jahren weltweit am 19. November statt. Seit 2013 auch als offizieller Welttag der Vereinten Nationen. Die Internationale Transportarbeiter:innen Förderation hat bei der Etablierung dieses Aktionstags eine wichtige Rolle gespielt. Die EVG beteiligt sich seit Jahren an diesem Aktionstag um auf die teilweise sehr schwierige Situation im Organisationsgebiet aufmerksam zu machen.