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Hochwasser: Klimawandel oder Klima wandeln

Es will kein Ende nehmen. Unwetter und Hochwasser haben in Teilen Deutschlands mehrere Todesopfer gefordert und Schäden in noch unabsehbarer Höhe verursacht. Die extremen Fluten haben Meteorologen als Jahrhunderthochwasser eingestuft. Wieder einmal! Betroffen davon sind auch Mitglieder der Eisenbahnfamilie. 

Es könnte etwas Größeres werden“, schwante es Mathias Burger in jener Nacht, als die ersten Notrufe bei ihm eingingen. Er arbeitet tags bei der DB InfraGo in der Projektsteuerung. Viele Stunden seiner Freizeit verbringt er zudem als Wehrleiter bei der Freiwilligen Feuerwehr in Affaltern, seinem Heimatort im Landkreis Augsburg (Bayern). „Die Hochwasserlage erreichte innerhalb kürzester Zeit ihr Maximum“, so Burger. „Vom zuständigen Wasserwirtschaftsamt wurde sogar die Hochwasserlage 4 Plus ausgerufen“. Das bedeutet, bebaute Gebiete sind überflutet, eine Wasserwehr ist zwingend notwendig. 

5 Tage gegen den Regen

Der 27-jährige leitet und koordiniert Einsätze. An diesen Tagen des ausgehenden Mai waren er und seine 42 Feuerwehrhelfer:innen gute fünf Tage am Stück im Einsatz: Gefahrenabwehr durch auslaufendes Öl, Sandsäcke befüllen und verteilen, Wohnhäuser evakuieren oder Gebäude auspumpen. „Neben der immensen Anstrengung des Einsatzes haben uns die tragischen Momente der Menschen zu schaffen gemacht“, erzählt Mathias Burger. So erinnert er sich an ein weinendes Ehepaar. Sie waren erst vor einem Monat in ihr jetzt nicht mehr zu rettendes, neues Haus eingezogen.

Verlierender Gewinner: die Eisenbahn

Meldungen von Extremwetterereignissen erreichen uns nun auch in Deutschland immer häufiger. Wenn oftmals aus der Politik das Mantra zu hören ist, dass „mit diesem Unwetter nicht zu rechnen war“, sehen das Klimaexperten anders. Das sog. 1,5-Grad-Ziel (die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf maximal 1,5 Grad ggü. dem Beginn der Industrialisierung) ist kaum noch einzuhalten. Seit Juni 2023 war jeder Folgemonat – weltweit betrachtet – im Vergleich zum Vorjahr der Wärmste jemals beobachtete. Laut wissenschaftlichen Studien verursachen die Folgeschäden durch Wetterextreme sechsmal höhere Kosten als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad. 

Gerade der klimafreundliche Verkehrsträger Eisenbahn wird die Auswirkungen der prognostizierten, brisanteren Wetterlagen zu spüren bekommen, schreibt das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). So wird es mehr Hitzetage und Starkregen geben, wegen denen der Bahnbetrieb zusätzlich leiden wird. Schon jetzt registriert die DB InfraGo AG mehr Störungen als zu normalen Wetterlagen. Nicht selten werden, wie jetzt gerade in Bayern und dem Saarland, Gleisanlagen unterspült und somit unbefahrbar, die Hitze dehnt und verformt Gleise sowie Weichen.

Die DB reagiert darauf mit entsprechenden Maßnahmen, um Gleisanlagen oder auch Züge „klimafester“ zu machen. Rund 125 Millionen Euro gehen jährlich allein in die Vegetationskontrolle. Das ist viel Geld, was benötigt wird, um die Bahn den klimatischen Bedingungen technisch anzupassen, anstatt sie damit weiter auszubauen zu können. 

Mit 15 Pflegefällen im überfluteten Haus

Nicht nur uns Menschen hat die Flut so fürchterlich betroffen. Solche ungewöhnlichen Wetterextreme verängstigen vor allem auch Tiere, die es gewohnt sind, menschliche Hilfe zu erhalten. Als Anna Lichtenstern aufgerufen wurde, sofort ihr Haus zu verlassen, hatte sie nur einen Gedanken: „Nein. Was soll ich mit meinen 15 Katzen machen?“

Die Zugbegleiterin aus Tapfheim, nahe Donauwörth, engagiert sich in ihrer Freizeit intensiv für den Tierschutz. In ihrem Haus pflegt und hegt sie Katzen, die ihr zulaufen oder abgegeben werden. „Der Keller war komplett vollgelaufen. Auch im Erdgeschoss sowie im Obergeschoss stand das Wasser“, erzählt sie. Gleich dreimal eroberte das Wasser ihr Haus, nachdem es jedesmal leergepumpt wurde. „Alles kaputt. Der Strom fiel aus“. Ihre wasserscheuen Katzen, die mit im Haus „wohnen“, sind in die noch wenigen trockenen Ecken geflüchtet. Neben der Gewissheit, dass es ihren vielen, mauzenden Mitbewohner:innen gut geht, hat sie noch eine Botschaft an alle Feuerwehrleute. „Ich bin dankbar für ihre enorme Hilfsbereitschaft! Sie verdienen einen Riesen-Respekt. Ich möchte solche Fluten nie wieder erleben“.

Jede Spende zählt

Dass der „Blitz auch an der gleichen Stelle einschlagen kann“, hat auch die Familie Calisse erlebt. Sie wohnen im saarländischen Kleinblittersdorf. Sohn Christian betreut beide Eltern und ist selbst körperlich eingeschränkt. Ihr Haus wurde bereits mehrfach von starkregenbedingten Fluten heimgesucht. Die Schäden waren überschaubar. Jetzt aber muss fast das gesamte Haus saniert werden. Zudem sind viele Erinnerungsstücke der Familie unwiederbringlich zerstört. „Mein Vater war früher Eisenbahner und ist seit über 60 Jahren Gewerkschaftsmitglied“, so Christian. Fast alle Relikte aus dieser Zeit seien mit der Flut verschollen oder zerstört. Trotz seiner eigenen Lebensdevise „Geht net – gibt’s net“ steht er als Kümmerer im Hause Calisse vor einer riesigen Herausforderung. Da Kleinblittersdorf in einem von den Versicherern eingestuften „Hochsicherheits-Risikogebiet“ steht, sind die monatlichen, vierstelligen Versicherungsprämien für eine Elementarschadenversicherung für ihn nicht bezahlbar. „Die Kosten für die Komplettrenovierung sind noch nicht in Gänze abschätzbar“, sagt der Technische Zeichner. Nun hofft er auf die baldige Auszahlung der Soforthilfe durch der Stiftungsfamilie. „Diese 1000,- Euro helfen erst mal etwas weiter“, sagt Christian. Viel Hilfe bekommt er beim Aufräumen und sauber machen aus seinem hilfsbereiten Freundeskreis. Die Schäden am Haus müssen aber Fachfirmen übernehmen. „Das wird teuer“. 

Erneut wird in Fällen wie diesen, der Zusammenhalt der Eisenbahnfamilie geprüft. Wir können die Kolleg:innen, die von solchen Unwettern betroffen sind, nicht alleine lassen. Du möchtest Betroffene direkt unterstützen? Gemeinsam mit dem DGB rufen wir zu Spenden auf: 

Spendenkonto: Gewerkschaften helfen e.V. 
IBAN: DE55 2505 0000 0152 0114 90 
BIC: NOLADE2HXXX  
Stichwort: Hochwasser 2024