Berufliche Bildung: „Die richtige Mischung macht’s“
Das Qualifizierungszentrum Königsborn in Sachsen-Anhalt ist mit derzeit 315 Nachwuchskräften in zwölf Ausbildungsberufen einer der größten Ausbildungspartner im Bereich Bahnbau. Darüber hinaus vermittelt das Zentrum in 30 Trainings die erforderliche Handlungskompetenz, damit auf den Baustellen alles läuft. Wir haben uns in Königsborn genauer umgesehen.
Im Besprechungsraum heißt uns Antje Steudel, Leiterin des Zentrums, willkommen. Man freue sich, uns das Zentrum präsentieren zu dürfen. Insgesamt erfreuten sich Werksbesichtigungen in Königsborn zuletzt zunehmender Beliebtheit. Wenn gute Arbeit anerkannt wird, dann wohl so, denken wir uns.
Die Bahnbau Gruppe unterhält ab diesem Jahr sieben Qualifizierungszentren mit verschiedenen Schwerpunkten. Königsborn ist eines der größten. Der Schwerpunkt hier liegt in den Bereichen Gleisbau und Baumaschinentechnik. Den 10 Ausbilder:innen stehen 6.000 m² Fläche zur Verfügung, verteilt auf sieben Lern-/ Konferenzräume und eine großzügige Außenfläche mit Übungsanlage. Auf der Anlage finden wir alles, was das Herz begehrt. Weichen, Mess- und Übungsgleise, eine Tiefbauhalle, dazu eine Metall- und Holzwerkstatt.
Der zunehmende Nachwuchskräftemangel macht sich auch in der Bahnbau Gruppe bemerkbar. „Trotz dieser großen Herausforderung verfolgt das Zentrum ambitionierte Ziele. Wir hoffen, in den nächsten Jahren in der gesamten Bahnbau Gruppe bis zu 600 junge Menschen gleichzeitig auszubilden“, sagt Antje Steudel.
Obendrauf käme die Weiterbildung von Quer- und Neueinsteigenden in Engpassberufen. Nicht ohne Stolz verweist man auf das Ausbildungskonzept, hinter dem sich eine ganz eigene Philosophie verbirgt. Jedes Ausbildungsjahr sieht einen modularen Einsatzplan mit praxisnahen Inhalten und Auszubildenden-Projekten vor. Das Tablet ist auch hier allgegenwärtig. Digitale Kompetenzen sollen gefördert werden.
Zudem sei es wichtig, den Auszubildenden auf Augenhöhe zu begegnen. Offener Dialog heißt die Formel. Das soziale Miteinander wird großgeschrieben. Auszubildende werden in sämtlichen Lebenslagen unterstützt, sei es beim Gang auf die Behörde, im Umgang mit privaten Problemen oder in der Organisation von Nachhilfeunterricht.
Später treffen wir Sebastian Schulz, Praxistrainer im Gleisbau. Der Baugeräteführer und Gleisbauspezialist zeigt die Übungsanlagen und Werkstätten für die angehenden Gleisbauer:innen. Sogar ein Schwellenmuseum befindet sich auf dem Gelände. Als Sachverständiger selbst im laufenden Neuordnungsverfahren der Bauberufe beteiligt, kennt der 39-jährige die Herausforderungen in der Ausbildung nur zu gut.
Im Qualifizierungszentrum werden aktuell 202 angehende Gleisbauer:innen ausgebildet. „Die Vorzüge unserer derzeitigen Ausbildung sind die große Übungsanlage und das Engagement der Trainer. Beides schafft beste Voraussetzungen für die Erreichung des Ausbildungszieles unserer Nachwuchskräfte. Die Mischung macht’s“, sagt Sebastian Schulz. Doch es gebe auch Herausforderungen, zum Beispiel dem steigenden Fachkräftebedarf mit geeigneten Konzepten für Quereinsteigende und sogenannte Cross-Border-Recruiting-Projekten zu begegnen. Bei Cross-Border-Recruiting geht es um die Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Dies alles läuft neben der beruflichen Erstausbildung. Die neue Ausbildungsordnung für die Berufe der Bauwirtschaft wie Gleisbauer:innen soll erst in zwei Jahren in Kraft treten. Mit den Änderungen im Ausbildungsrahmenplan ist man im Qualifizierungszentrum nur bedingt zufrieden. „Es hätte mehr Spezialisierung gebraucht, um den Beruf bahnspezifischer zu gestalten“, bestätigt uns der Praxistrainer.
In Königsborn sieht man sich dennoch gut aufgestellt. Trotz schwindender Bewerberzahlen konnten die Ausbildungszahlen jedes Jahr erhöht werden. Gewiss, der enorme Ausbildungsbedarf tut sein Übriges. Vor allem aber - da sind wir uns sicher – liegt es an den handelnden Kolleginnen und Kollegen vor Ort, die mit ihrem Elan und Wissen zu guter Ausbildung beitragen.