Drei Fragen an… Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
Wie kam es zu der Idee, eine solche Kampagne für mehr Achtung, mehr Respekt mit uns zu starten bzw. die bereits angelaufene Kampagne für mehr Respekt im Straßenverkehr auf die Schiene zu erweitern?
Rücksicht und Respekt sind nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im öffentlichen Fern- und Nahverkehr wichtige Begleiter – vor allem gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich fand es schockierend, was die Beschäftigten mir erzählt haben. Es macht etwas mit Menschen, am Arbeitsplatz so angegangen zu werden. Offensichtlich fehlt bei manchen das Gespür, dass sie es bei Bahnmitarbeitern mit Menschen zu tun haben, die sich täglich in hohem Maße für uns alle engagieren. So entstand die Idee, gemeinsam eine Kampagne zu initiieren. Ich begrüße es sehr, dass die EVG mit ihrem Beitritt unsere Initiative verstärkt.
Inwiefern kann/soll die EVG hier einen Beitrag leisten?
Die Kampagne haben wir im Mai – gemeinsam mit dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat und 60 Partnern – gestartet. Seither werben wir bundesweit auf Plakaten für ein rücksichtsvolles Miteinander im Straßenverkehr. Mit dem Beitritt der EVG passen wir die Kampagne nun an und werben ab sofort mit neuen Motiven zusätzlich für mehr Respekt im Umgang mit dem Personal in Bussen und Bahnen. Damit übernehmen EVG und unser Ministerium gemeinsam politisch-gesellschaftliche Verantwortung. Rücksicht und Respekt sind Grundvoraussetzungen dafür, dass ein gutes Miteinander gelingt. Das gilt für die Gesellschaft insgesamt und für jeden einzelnen Lebensbereich. Den Beruf, die Freizeit und die Wege dorthin.
Wir stellen leider seit Jahren fest, dass das Aggressivitätslevel in öffentlichen Verkehrsmitteln steigt, und andere Beschäftigtengruppen mit Kundenkontakt machen dieselben Erfahrungen. Reicht es da aus, an die Fairness zu appellieren?
Die erhöhte Aggression in öffentlichen Verkehrsmitteln nehmen wir sehr ernst. Übergriffe auf Bahnpersonal sind völlig inakzeptabel. Die Entwicklung hin zu mehr Angriffen schwächt unsere Gesellschaft. Deshalb setze ich mich für ein wertschätzendes Miteinander ein.
Die Eisenbahn ist ein komplexes System, in dem die Beschäftigten eine hochwertige Arbeit im Dienste aller Bahnreisenden leisten. Jegliche Entgleisungen gegenüber den Menschen, die jeden Tag alles für die Reisenden geben, muss durch die verantwortlichen Stellen unterbunden werden. Aber auch die Gesellschaft muss dagegen aufstehen. Darauf wollen wir mit dieser Kampagne aufmerksam machen.
Eine weitere Möglichkeit ist auch der Einsatz von Bodycams. Die Methode, sie nach Ankündigung einzuschalten, sobald eine Auseinandersetzung beginnt, ist bereits erfolgreich erprobt. Klar ist: Arbeit darf nicht mit Angst verbunden sein. Nur wer sich sicher fühlt, kann einen guten Job machen.