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Allianz pro Schiene: „Ich glaube an die Zukunft des Schienenverkehrs“

Die Allianz pro Schiene feierte am 14. Juni 2020 Jubiläum. Vor 20 Jahren wurde sie auf Initiative der heutigen EVG ins Leben gerufen. Das Ziel einer starken, verkehrspolitischen Mitstreiterin für mehr Eisenbahnverkehr und klimafreundliche Mobilität ist aufgegangen.

„Manchmal unbequem – und genau deshalb wichtig“. Mit diesen Worten gratulierte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zum Jubiläum. „Solche Treiber brauchen wir“, sagt die Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz, Anke Rehlinger, zugleich Ressortchefin des saarländischen Verkehrsministeriums. „Hartnäckig in der Sache, fair im Umgang miteinander“. Wahrscheinlich hatten wohl damals nur wenige an die heutige Stärke der Allianz pro Schiene geglaubt. Anfänglich sorgte die Allianz pro Schiene für Verwirrung bei Verkehrspolitikern, Autoverbänden und Straßenlobbyisten. Heute ist sie ein starker Player im Bereich der Mitgestaltung klimafreundlicher Verkehrspolitik.

„Ein solches Bündnis gibt es kein zweites Mal“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, stolz. Das einmalige daran ist ihre besondere Konstruktion: Die Unternehmen, die das Geld geben, verzichten bewusst auf die politische Mitsprache und überlassen das Wort den Non-Profit-Organisationen. Dieses Konstrukt vor zwanzig Jahren? Kaum vorstellbar!


Erste Reaktion kurz nach ihrer Gründung: Der Name „Allianz pro Schiene“ wurde von mehreren Stellen als „dreiste Irreführung“ bezeichnet. Unter dem Deckmantel des Mobilitätsbegriffes würden einseitig Straßeninteressen vertreten, hieß es damals.

Zweite Reaktion: Im Jahr 2002 schlossen sich Vertreter der Mineralölindustrie, von Straßenbaufirmen, dem ADAC und ähnlichen Initiativen zum Verband Pro Mobilität als Gegenpol zur ApS zusammen. Hinter der Gründungsidee der Schienenallianz stand der Gedanke, die Kräfte der Eisenbahnbranche im traditionellen Auto- Deutschland stärker zu bündeln. Stand Juni 2020 ist es keinem anderen Verband oder keiner Branche gelungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft so zu vereinen wie der Allianz pro Schiene und dem Schienensektor. 

Mittlerweile gilt das Bündnis aus Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherverbänden als „Deutschlands wichtigster Interessenverband für die Eisenbahn“. Dirk Flege, seit 2001 dessen Geschäftsführer, ist darauf zurecht stolz. „Unsere Forderungen, Argumente und Debattenbeiträge finden zunehmend Unterstützung in Politik und Öffentlichkeit. Dies bestärkt uns in der Überzeugung, dass wir mit dieser ungewöhnlich breiten Allianz gut aufgestellt sind“. Zur Schienenallianz gehören ebenso Verkehrs- und Bauunternehmen oder auch Fahrzeughersteller, die mit der Schiene zu tun haben, berufsständische Organisationen, Hochschulen sowie die Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission. Fleges großer Wunsch ist es, dass in der Politik „die große Lücke zwischen Reden und Handeln kleiner wird“. Es gehe seit Jahren nicht auf, pro Schiene zu reden, aber gleichzeitig alle Verkehrsbereiche zu meinen. „Die Eisenbahn kann Straße und Luft keine Marktanteile abknabbern, solange die Investitionsgießkanne über allen zugleich ausgeschüttet wird“. Wichtig sei eine Priorisierung bei der Vergabe der Gelder. 

„Erfüllt sich dieser Traum“, so Flege, „dann steigen die Nutzerzahlen und das poliert das Image der Schiene in allen Bereichen weiter auf“. Umfragen ergeben immer wieder, dass die Eisenbahn ein schlechteres Image gerade bei denjenigen hat, die sie nicht nutzen. „Viele Menschen tragen immer noch Vorurteile aus Zeiten der Bundesbahn vor sich her“. Das wolle er ändern, weil er an die Zukunft der Eisenbahn glaubt. Dafür treibt er mit der Allianz pro Schiene mehrere öffentlichkeitswirksame Aufpolierer jährlich voran; Wettbewerbe, die allein durch die Gunst der Reisenden entschieden werden. 

Bei „Eisenbahner*in mit Herz“ werden Geschichten aus der Welt der Eisenbahn sichtbar. Fahrgäste schlagen ihre Heldin/ Helden selbst vor, weil sie glücklich waren, dass ihnen geholfen wurde oder die Reise in Bus oder Bahn sie begeistert hatte. Die Anlässe dafür können unterschiedlicher nicht sein. „Das ist Imagepflege“. Es gibt kein Geld für die Preisträger. Alles rein ideell. In der Eisenbahnerfamilie ist dieser Wettbewerb hoch anerkannt.
Die Wahl zum „Bahnhof des Jahres“ hat seit 2004 Tradition. Hierbei geht es um vorbildliche Verkehrsdrehscheiben, wo die Reisenden im Fokus stehen. Gewertet werden Komfort, Serviceleistungen, Ambiente und eine gute Anbindung. Egal, ob groß oder klein, modern oder nostalgisch: Jeder Bahnhof hat jährlich die Chance auf die beliebte Auszeichnung. Außergewöhnliche Leistungen von Frauen in der Bahnbranche zeichnet die ApS jährlich mit dem „Clara Jaschke Innovationspreis“ aus.

Über die Jahre seit ihrer Gründung blickt die Allianz pro Schiene auf Erfolge zurück, die es ohne sie oder ihr Zutun (noch) nicht gegeben hätte. So wurde…

  • 2005 die Autobahnmaut für LKW ab 12 Tonnen eingeführt,
  • Die Kampagne gegen Riesen-LKW (Tonnage von bis zu 60 Tonnen Gewicht und 25 Metern Länge) initiiert,
  • 2012 ein jährlicher „Bundesländerindex Mobilität“ eingeführt, mit dem das Nachhaltigkeitsranking auf Länderebene veröffentlicht wird.

Nach dem Vorbild der ApS gibt es seit 2009 in den USA einen ähnlichen Lobbyverband, die OneRail Coalition. Nächstes großes Ziel ist ab dem nächsten Jahr ein jährlicher, bundesweiter „Tag der Eisenbahn“. Die Vorbereitungen laufen bereits. Angedacht ist „Eisenbahn zum Anfassen, wie es sie noch nie gab“, sagt Dirk Flege. „Wir sind ein immer noch in seinen Möglichkeiten größtenteils unbekannter und unterschätzter Verkehrsträger“.

Auch wenn Corona zwar eine Jubiläumsfeier 2020 verhinderte, mindert das kaum die Leidenschaft vieler Menschen für die Eisenbahn. Als kleines zuckerfreies Trostbonbon hat der Verband eine Liste mit ausgewählten Hits veröffentlicht, die Bezug auf Züge oder die Eisenbahn im Allgemeinen nehmen. Die Palette der Interpreten reicht von Bob Marley über Howard Carpendale und Udo Lindenberg bis hin zu den Rolling Stones und AC/DC. Neben der Eisenbahn zum Anfassen gibt es also auch die Eisenbahn zum Anhören. Let`s rock, Allianz pro Schiene!

Um brennende Themen der aktuellen Verkehrspolitik geht es auch in der „Durchsage Nr. 3“, dem Podcast der EVG. Wir haben uns dazu unterhalten mit Martin Burkert (EVG), Dirk Flege, GF ApS, Karl-Peter Naumann, (Pro Bahn), Anke Rehlinger, stellv. Ministerpräsidentin Saarland. Zu hören auf unserer Podcast-Seite und über die gängigen Podcast-Plattformen.