Sicher unterwegs: „Das Thema ist angekommen“
Zum Transdev-Konzern gehört auch die Bayerische Oberlandbahn (BOB). Ihr Betriebsratsvorsitzender Torsten Leuschner sagt uns, wie die Maßnahmen des Konzerns bei den Beschäftigten an der Basis ankommen.
Torsten, welche Erfahrungen mit Übergriffen habt ihr bei der Bayerischen Oberlandbahn gemacht?
Auf unseren Strecken haben wir sehr viel mit Pöbeleien zu tun, auch mit Handgreiflichkeiten bis hin zu massiven Übergriffen. Das Spektrum reicht von Bespucken und Beleidigungen bis hin zu Schlägen. In den vergangenen zwei Jahren hat das massiv zugenommen. Damals hatten wir einen sehr schweren Vorfall, da ist ein Kollege von einem Straftäter massiv angegriffen worden, mit der Folge: Krankenhausaufenthalt, zwei Operationen, psychologische Betreuung.
Wie erklärst du dir diese zunehmende Aggressivität?
Ein großer Faktor ist immer Alkohol, aber auch die Uneinsichtigkeit gewisser Fahrgäste, was Fahrkarten betrifft, was allgemein Kontrollen betrifft. Einen Schwerpunkt haben wir auch zu den Zeiten großer Volksfeste, wie dem Münchner Oktoberfest oder dem Rosenheimer Herbstfest.
Hat die Maskenpflicht sich auch negativ ausgewirkt?
Ja, aber ich denke, das war bei uns nicht stärker ausgeprägt als in anderen Regionen. Unsere Leute sind gut geschult in diesen Dingen. Am Anfang gab es Diskussionen, aber wir haben die Fahrgäste eben darauf hingewiesen, dass es nun mal eine Maskenpflicht gibt, und der allergrößte Teil hält sich auch daran.
Du sprichst die Schulungen an – wie ernst nimmt der Arbeitgeber BOB das Thema?
Wir haben unseren Arbeitgeber schon sehr sensibilisiert. Nach dem erwähnten Vorfall vor zwei Jahren haben wir als Betriebsräte massiv reagiert und viele Gespräche mit dem Arbeitgeber geführt. Wir haben ihn dazu gebracht, Deeskalationstrainings anzubieten; wir haben erreicht, dass jeder Vorfall gemeldet und dokumentiert wird, dass zu bestimmten Zeiten Doppelstreifen von Sicherheitsdiensten bestellt werden.
Und der Transdev-Konzern?
Das Thema ist jetzt auch auf höherer Ebene angekommen, das zeigt uns auch die neu geschaffene Stelle des Security Koordinators. Offenbar nimmt man das Thema ernst und hat erkannt, dass man seine Beschäftigten schützen muss.
Wie nehmen die Beschäftigten das an?
Als wir vor fünf, sechs Jahren erste Postkartenaktionen zum Thema gemacht haben, war die Skepsis noch groß. Wir haben damals zwar die Vorfälle gesammelt, konnten aber nicht viel bewegen. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten, bis unsere Kolleginnen und Kollegen gemerkt haben, dass da wirklich was passiert. Inzwischen werden alle Vorfälle gemeldet und auch nach Berlin und Paris weitergegeben.
Was erwartest du von Politik und Aufgabenträgern?
Bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft ist das Thema angekommen. Die Geschäftsführung der BOB ist massiv auf die BEG zugegangen, was zum Beispiel die Doppelbestreifung rund um die Volksfeste betrifft. Da war natürlich ein dickes Brett zu bohren. Bei den Aufgabenträgern geht es ums Geld und ihnen da etwas zu entlocken, ist schwierig. Aber man hat verstanden, dass das Unternehmen das nicht alleine stemmen kann und dass man da unterstützen muss. Allerdings ist das in unseren Augen noch nicht ausreichend, da muss noch mehr passieren.