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Interview Mitbestimmung

Sicher unterwegs: „Man kann etwas ändern“

Als Betriebsrat bei der NordwestBahn musste sich Andreas Küper tagtäglich mit dem Problem auseinandersetzen: den Übergriffen auf Beschäftigte. Jetzt kümmert er sich an zentraler Stelle um mehr Sicherheit in den Zügen: als Security Koordinator bei Transdev Deutschland. 

Andreas Küper 

Andreas, wie ist das Thema Sicherheit beim Transdev Konzern angesiedelt?
Das Thema wird bei Transdev sehr wichtig genommen. Wichtig ist zum einen, dass alles dokumentiert wird: wie oft es Übergriffe gibt, auf welchen Strecken, zu welchen Zeiten, wie schwer sie sind. So dass man gezielt reagieren kann. Und zum anderen wird jedes Unternehmen alle drei Jahre auf Sicherheitsmaßnahmen überprüft. Es wird z.B. abgefragt, ob Deeskalationsschulungen angeboten werden. In jedem Unternehmen muss jemand da sein, der sich mit dem Thema Security befasst. Wir koordinieren das und ermitteln Best Practice Beispiele. Der Austausch solcher Beispiele ist wichtig, so dass nicht jeder das Rad von vorne erfinden muss

Gibt es ein einheitliches Verfahren, um Vorfälle zu melden?  
Das machen wir künftig über eine einheitliche Software, die alle Unternehmen verwenden müssen. Wir verwenden sie bereits jetzt für die Meldung von Materialschäden. Wir wollen einen möglichst vollständigen Überblick, so dass wir auf die Politik und die Aufgabenträger zugehen können. Wir werden die Aggression nicht abschaffen können, aber wir wollen die Kolleginnen und Kollegen und auch die Fahrgäste soweit wie möglich schützen können.

Deeskalationstrainings sind ein wichtiges Element – aber auch die Nachsorge, wenn jemand Opfer eines Übergriffs geworden ist. Wie wird das bei Transdev gehandhabt?
Es muss regelmäßig geschult werden und das wird auch kontrolliert. Für Zugbegleiter*innen ist es wichtig, dass sie sicher auftreten. Das können sie aber auch nur, wenn sie wissen, dass das Unternehmen hinter ihnen steht. Und was die Nachsorge betrifft: wenn ein Übergriff gemeldet wird, muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass die oder der betroffene Kolleg*in unterstützt wird. Das ist analog dem Umgang mit einer Lokführer*in, wenn sie oder er einen Suizidfall hatte. Nichts ist schlimmer, als wenn man Opfer eines Übergriffs wird und dann damit alleine bleibt. Wir haben daher eine Null-Toleranz-Linie definiert: Alles, was eine Kollegin oder ein Kollege meldet, wird verfolgt. Eine der ersten Sachen, die wir als Team Security initiiert haben, ist, dass nach jedem Vorfall sich der Vorgesetzte bei der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter meldet und sich nach dem Befinden erkundigt. Miteinander reden ist wichtig.

Wird das von den Leuten auch angenommen?
Aus meiner Zeit als Betriebsrat kenne ich es noch, dass viele gesagt haben: wozu soll ich einen Vorfall melden, es ändert sich ja doch nichts. Man kann aber schon was ändern, es dauert nur halt. Als Team Security fassen wir auch nach, ob vor Ort was unternommen wird. 

Das ist mit Kosten verbunden – warum nimmt Transdev dieses Geld in die Hand?
Transdev ist ein Dienstleistungsunternehmen, und ohne motivierte Mitarbeitende funktioniert das nicht. Da hat Transdev auch seine Erfahrungen gemacht: nämlich, dass die Kolleginnen und Kollegen bleiben, wenn man sie schützt. Die Verkehrsverträge laufen 10-15 Jahre und wenn man einen guten Mitarbeitenden-Stamm hat, ist die Qualität der Leistung besser und damit die Chance größer, auch die nächste Ausschreibung zu gewinnen. Man kann aber auch die Gegenrechnung aufmachen: Wie stünden wir da, wenn wir dieses Geld nicht investieren würden?