Betriebsratswahlen: „Gleichgültigkeit regt mich auf“
Chancengleichheit und Gleichstellung aller Mitarbeiter:innen. Diese Themen sind für Christina Lehde neben ihrem eigentlichen Job „Alltagsgeschäft“. In der Vital-Klinik Dreizehnlinden in Bad Driburg ist sie zum einen Physiotherapeutin und auch EVG-Betriebsrätin. Beides mit Herz und Seele. „Das brauchst du. Sonst geht es nicht“.
Ihr Arbeitstag ist „nicht ohne“. Auch, wenn Christina aktuell in Teilzeit arbeitet, bleibt diese Arbeit anstrengend. Einzel-, Gruppentherapien, medizinische Trainingstherapien. Alles sehr engmaschig getaktet. Seit 2004, also 18 Jahre, arbeitet Lehde als Physiotherapeutin. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll die therapeutischen Behandlungen für die Patient:innen sind. Als ehemals aktive Tennisspielerin hatte sie in ihrer Jugendzeit immer wieder Verletzungen erlitten. Physiotherapeut:innen hatten sie wieder auf die Beine gebracht. Daraus entwickelte sich ein Hang zum Berufsbild und später der Wunsch, selbst als Physiotherapeutin helfen zu können.
Heute ist die Paderbornerin Mitglied in der Betriebsgruppe und 2. Vorsitzende des Betriebsrates. Aktuell sind gut die Hälfte der 123 Klinikbeschäftigten EVG-Mitglied. Ziel ist es, sogar 60 % Mitgliederanteil zu erreichen. Dabei setzt sie auch auf die Sozialleistungen der EVG. Ein echtes „Zugpferd“ ist der Fonds soziale Sicherung. Zuschüsse für Brillen oder auch die Gesundheitswoche kämen gut an und seien immer wieder DIE Argumente bei der Ansprache neuer Kolleg:innen. Dass Frauen in einem tarifierten Unternehmen wie der Vital-Klinik, die gleichen Löhne erhalten wie die Männer, ist hier bereits lange selbstverständlich. Dennoch gibt es immer noch zu viele Firmen, die die Schere auseinandertreiben. „Das gibt es in unserem Klinikverbund nicht“.
Dass die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft Mitglieder in einer Klinik organisiert, ist oft für neue Mitglieder ungewöhnlich. Hintergrund: Träger des Vital-Klinik-Verbundes Bad Malente, Bad Dürrheim, Bad Driburg ist die BAHN-BKK. Beim Bau der zweiten deutschen Eisenbahnstrecke zwischen Leipzig und Dresden 1837 wurden die ersten Hilfskassen zur Unterstützung der Eisenbahner:innen in Krankheitsfällen ins Leben gerufen. Später entstand hieraus die BAHN-BKK.
Christina ist schon lange überzeugt davon, mit der EVG einen starken Partner an ihrer Seite zu haben. „Zuhause ist es meine Familie. Im Beruf meine Kolleg:innen und die Gewerkschaft“. Sie lebt die EVG. Deswegen ist es ihr eine Herzensangelegenheit, immer wieder die Vorzüge einer Mitgliedschaft in der EVG zu präsentieren. „Wenn möglichst viele Kolleg:innen gewerkschaftlich organisiert sind, können wir unsere Arbeitnehmerinteressen deutlicher positionieren und stärker durchsetzen“. Nur wollen das nicht alle verstehen. Selbst von langjährigen Kolleg:innen in der Klinik erfährt Christina Gleichgültigkeit. Das Argument derjenigen, sie bekämen die erkämpften EVG-Tarifleistungen auch ohne eine beitragspflichtige Mitgliedschaft, kratzt schon an ihrem Ego. „Diese Gleichgültigkeit regt mich auf!“
"Persönlich, beruflich und nicht zuletzt in der Familie müssen wir alle die gleichen Chancen haben."
In der Gleichgültigkeit sieht sie auch ein sehr akutes Gesellschaftsproblem. Da gebe es bei Frauen und Männern keine Unterschiede. „Vielen Menschen gehe es (zu) gut, weil sich andere stark machen“. Sie selbst entwickelt ihre Stärken als Betriebsrätin aus den Ergebnissen ihrer Funktion. Christina kennt man dort als geduldige Ansprechpartnerin und Kümmerin. Ein weiteres Paket Geduld wird sie künftig als Mitglied der Tarifkommission brauchen. In diesen Tagen haben die Beratungen für die nächste Tarifrunde des Klinikverbundes begonnen. Hierbei haben sie und die anderen TK-Mitglieder die volle Rückendeckung der Gewerkschaft. „Wir sind dankbar für den direkten Austausch und die Unterstützung der EVG“. Ob pandemiebedingt eine GBV Kurzarbeit oder auch die Coronahilfe durchgesetzt wurden; „der Rückhalt war und ist uns enorm wichtig“.
Nun stehen für das siebenköpfige Team des Betriebsrates die Wahlen an. Christina hofft sehr, neue Interessenten für diese spannende Aufgabe zu finden. „Gern auch noch mehr Frauen“, sagt sie selbstbewusst. Grundsätzlich sieht Christina in der Gleichstellung von Frauen und Männern eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. „Persönlich, beruflich und nicht zuletzt in der Familie müssen wir alle die gleichen Chancen haben“.