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Interview Soziales

Sozialwahlen 2023: „Es geht um Menschen, die ich berate“   

Im kommenden Jahr werden die Vertreter:innen der Versicherten in den Selbstverwaltungsorganen der Sozialversicherungen gewählt. Was diese Vertreter:innen genau tun und warum die Sozialwahlen wichtig sind, darüber haben wir mit Kerstin Hanke gesprochen, Versichertensprecherin bei der Knappschaft-Bahn-See (KBS).

Kerstin, was sind eigentlich die Aufgaben einer Versichertensprecherin?
Wir Versichertensprecher:innen beraten und informieren unsere Kolleginnen und Kollegen zur gesetzlichen Rentenversicherung (KBS), betrieblichen Altersversorgung, Rentenzusatzversicherung (RZV KBS), Zusatzversorgung DB (ZVersTV) aber auch zu Fragen der gesetzlichen Kranken-Pflege- und Unfallversicherung. Aber auch zu den verschiedenen Freistellungs-/und Ausstiegsmodellen der Bahn. Die Beratung erfolgt entweder in den EVG-Geschäftsstellen, aber auch telefonisch oder per E-Mail. Sie wird örtlich und terminlich mit den Kolleg:innen abgestimmt. In dieser Aufgabe sehe ich mich als Bindeglied zwischen den Versicherten/Mitglieder und dem Rententräger KBS. Eine weitere sehr spannende Aufgabe als Versichertensprecherin ist die Arbeit in der Selbstverwaltung bei den verschiedenen Sozialversicherungsträgern. 

Eine breite Palette also – du musst viel wissen und dich ständig weiterbilden.
Oh ja, früher habe ich sehr gerne Bücher gelesen, dazu komme ich kaum noch: Heute lese ich Gesetze und Fachbücher (lacht). Man muss sich schon umfangreich mit den Themen befassen. Aber selber gut informiert zu sein, macht mich auch sicherer gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die bei mir Rat suchen. Natürlich werden wir von Anfang an und regelmäßig gut geschult.  

Du bist seit 2017 dabei, was hat dich damals motiviert, dich wählen zu lassen? 
Als langjährige und überzeugte Gewerkschafterin war ich motiviert genug, meine Gewerkschaft in dieser Funktion zu vertreten. Es begann mit guter Aufklärung durch die EVG und tolle Unterstützung meiner Kolleg:innen. Hierbei konnte ich erleben, wie dankbar die soziale Beratung/Betreuung angenommen wurde. Menschen zu helfen, zu unterstützen, das habe ich schon immer gerne getan. Denn zufriedene Versicherte waren und sind noch heute eine super Bestätigung für mich. Seit Beginn der Tätigkeit als Versichertensprecherin, weiß ich, dass die Sozialversicherung ein wirklich wichtiges Instrument ist, um den sozialen Frieden in Deutschland zu sichern.

Deswegen ist es auch wichtig, dass Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter diese Mandate innehaben?
Ja, wer gewählt wird, hat großen Einfluss auf die Entwicklung der Sozialversicherungen. Klar, wenn ich Beiträge einzahle, möchte ich auch mitbestimmen dürfen. Soziale Sicherung gehört zur Lebens- und Gestaltungsgrundlage jedes Bürgers. Sie gibt uns Gewissheit. Daher ist es sehr wichtig zu wählen! Damit die Selbstverwalter:innen die Interessen und Bedürfnisse der Versicherten bei der Umsetzung von Gesetzen vertreten.  

Du bist Eisenbahnerin, hast irgendwann angefangen, dich für soziale Themen zu interessieren…
Genau und zwar seit 1980. Gewerkschaftliche Arbeit gehörte für mich von Anfang an dazu, im Ortsvorstand, als Ortsfrauenleiterin der OV Bebra im Landesverband Frauen oder im Landesverband Hessen. Leider hat die Bereitschaft, sich für Gewerkschaftsarbeit zu interessieren, nachgelassen. Daher finde ich es wichtig, dass man das Interesse an den Sozialwahlen wieder ein bisschen weckt. Aber genau deswegen müssen wir zusammenarbeiten, so dass sich einer auf den anderen verlassen kann. Wer nicht die Zeit und die Möglichkeit hat, sich zu engagieren, kann durch die Wahl aber die anderen unterstützen. Deshalb unbedingt: Wählen!! 

Was sollte man mitbringen, wenn man kandidiert?
Grundvoraussetzung ist ein hohes Maß an Interesse und Leidenschaft. Sich einbringen, ein offenes Ohr für die Kolleg:innen zeigen. Aber auch Zeit für die Wahrnehmung des Amtes. Ich erhalte zwar Freistellungen, aber ich muss auch bereit sein, Freizeit opfern. Die Bewerber sollten Mitglied bzw. Versicherte des Trägers der Sozialversicherung sein, für die sie kandidieren wollen. 

Was wünschst du dir für die kommenden Sozialwahlen?
Eine hohe Beteiligung natürlich. Dass es viele EVG-Bewerber gibt, die mit Herzblut dabei sind. Ich wünsche und hoffe darauf, dass es mehr Bewerberinnen gibt, damit die Selbstverwaltung weiblicher und ruhig auch jünger wird.  

Die Sozialwahlen 2023 stehen vor der Tür! 
Gewählt werden dabei die Vertreter:innen der wichtigsten Entscheidungsgremien der Sozialversicherungsträger. Bei der Eisenbahn sind das der Verwaltungsrat der BAHN-BKK und die Vertreterversammlungen der Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See (KBS) sowie der Unfallversicherung Bund und Bahn (UVB). Hier bringen wir uns als EVG intensiv ein, denn in diesen Gremien werden Entscheidungen getroffen, die direkten Einfluss auf das Leben unserer Mitglieder haben.

Hast Du Interesse, Dich für die EVG-Mitglieder in den Selbstverwaltungsorganen einzubringen? Dann melde Dich gerne unter sozialpolitik@evg-online.org.