Vielfältige Berufe: „Ich bin angekommen“
Nadine Perlinger dos Santos war früher Flugbegleiterin und arbeitet jetzt als Zugchefin bei DB Fernverkehr Köln. Die Pleite der Fluggesellschaft Germanwings zwang sie zu dem beruflichen Neustart. Heute sagt sie: „Ich habe meinen Traumberuf gefunden“. Allen unschlüssigen Frauen und Mädchen gibt sie für ihre Berufswahl mit auf den Weg: „Jeder Neuanfang birgt seine Chancen. Nur Mut“.
Als „glücklichen Zufall“ bezeichnet Nadine den Wechsel vom Flugzeug zur Eisenbahn. Als sich 2020 ihre damalige Airline in starken wirtschaftlichen Turbulenzen befand, hat sie erfahren, dass die DB AG Zugpersonal sucht. „Meine Zukunftsperspektiven wurden im wahrsten Sinne immer mehr abgebaut. Da habe ich meine Chance gesehen und genutzt, mir auf der Schiene eine berufliche Zukunft aufzubauen“. Alles sei so aufgegangen, wie sie es wollte, resümiert die Zugchefin bei DB Fernverkehr Köln zufrieden und selbstbewusst: „Ich bin angekommen!“
Nadine kommt auf der Schiene gut zurecht. Die Aufgaben im ICE sind ähnlich wie in der Luft, aber dennoch umfangreicher. Ihre Ausbildung war fordernder als gedacht. Drei Monate lang waren u.a. Sicherheitsvorschriften, Tarifbestimmungen, Eisenbahn-Gesetze, Handbücher über Signalgebung sowie Informations- und Kommunikationsabläufe ihre ausschließliche Tageslektüre. Nach gut einem Jahr als Zugbegleiterin in den ICE der DB AG ist sie nach noch mehr Büffelei als ICE-Zugchefin unterwegs. Der Start verlief gleich ziemlich holprig. „Ich habe meine Feuertaufen hinter mir“. Einmal war heftiges Winterwetter der Grund für ihren heillos verspäteten Zug. Auf ihrer ersten Fahrt als Zugchefin fiel der Gastro-Chef wegen Corona aus. So etwas habe sie auch in der Luft erlebt. „Dann hilft es vor allem, freundlich zu bleiben und souverän zu kommunizieren“.
Ihre Zauberformel heißt „Empathie und Fürsorge“, sagt die mit heiklen Situationen vertraute Zugchefin. „Den Großteil der Entscheidungen musst du alleine treffen“. Dies gelte aber auch im Umgang mit ihrem Zugteam. Schließlich hat Perlinger für alle eine enorme Verantwortung.
"Ich habe meinen Traumberuf gefunden."
Das viele Pauken für den neuen Job hat sich aus ihrer Sicht gelohnt. Ihr bis dato völlig fremde Technik muss die 46-jährige nun beherrschen. Nie hätte sie gedacht, ins Gleis zu steigen und Zugteile zu kuppeln und entkuppeln, Bremssysteme zu verstehen, bzw. einen Bremsstellungswechel vorzunehmen. Die spezielle Bremsprobenberechtigung dafür hat sie natürlich ebenfalls erlangt. „Die Ausbildung war nicht ohne!“ Das neue Berufsleben entwickelt bei Perlinger dos Santos jeden Tag aufs Neue eine Faszination Eisenbahn. „Es macht einfach nur Spaß. Man muss sich nur darauf einlassen“.
Neben dem Anspruch des neuen Berufes waren es auch die Beschäftigungsbedingungen, die Nadine zur DB AG als neuen Arbeitgeber bewogen. Hier hat sie auch die EVG kennengelernt. Für sie ist eine Mitgliedschaft in der für sie „richtigen Gewerkschaft“ unerlässlich. Sie ist von Anfang an in der EVG. Sie kennt neben den EVG-Tariferfolgen auch unsere Initiative „Sicher unterwegs“. Seitdem sie eine Prügelei in ihrem Zug miterlebt hat, unterstützt sie unsere Forderung nach mehr Sicherheitspersonalen für die Abend- und Nachtschichten auf den Zügen.
Große Freude bereiten ihr die vielen freundlichen Reaktionen von Kolleginnen und Kollegen, die sie treffen. Die neue Zugchefin ist überall gern gesehen. Lokführer:innen, Disponent:innen, Zugbegleiter:innen zollen ihrem „Durchmarsch“ zur Zugchefin Respekt oder unterstützen sie, wenn nötig. „Diesen Spirit der Eisenbahnerfamilie erlebe ich jetzt hautnah. Hier ist man gut aufgehoben“.
