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Familie und Frauen

Vielfältige Berufe: „In zwei Wochen sechs Gewerke angelernt “ 

Von „Männerberufen" ist dann die Rede, wenn der Anteil der Männer in dem Beruf bei über 80 Prozent liegt. Typische "Männerberufe" sind zum Beispiel viele Bau-, Metall- und Elektroberufe. Christa Adamaszek ist eine der Frauen, die dieses Verhältnis erfolgreich aufbricht. Sie arbeitet bei DB Station&Service Südwest in Ulm als Streckeninspektorin. 

Christa fährt an mehreren Tagen in der Woche auf „ihre“ Bahnhöfe. „Ich sorge für ein positives Erscheinungsbild meiner mir zugewiesenen Anlagen“. Sie inspiziert nun seit gut 5 Jahren die Bahnsteige, Gebäude, die Gehwegbeläge auf Defekte oder Zerstörungen. „Verkehrssicherheit hat oberste Priorität“. Die 59-jährige hat Grundkenntnisse in sechs Gewerken erlernt; sie kann malern, lackieren, Fenster reparieren, pflastern, gärtnern und Türen in Ordnung bringen. „Alles innerhalb von 14 Tagen angelernt“ sagt sie. Handwerkliche Fähigkeiten, die ihr noch fehlten, kamen mit der Zeit dazu. Wenn es nötig ist, beseitigt sie Graffiti, malert kleinere Flächen, bessert auch mal Wege-Pflaster aus, reinigt Drainagen und beschneidet wuchernde Pflanzungen. Größere Defekte nimmt sie elektronisch auf und leitet sie an die Dienststelle weiter, die dann von Fachfirmen behoben werden.    

Ihrem Anspruch, den männlichen Kollegen in ihrem Team nur im Alleräußersten nachzustehen, kann sie gerecht werden. Jeden Morgen erhalten die vier Teammitglieder der Streckeninspektion ihre Aufträge. Drei Männer und eine Frau – Christa – fahren dann ihre Strecken ab. „Ich bin gerne draußen“, erzählt Christa. Das mache ihr die Arbeit angenehmer. Seit fast fünf Jahren ist sie im Außendienst der DB Station & Service unterwegs. In ihrem Dienstwagen hat sie alles notwendige Werkzeug dabei. Somit kann sie individuell reagieren; je nach Verschleiß- oder Zerstörungsgrad der Anlagen.    

Betriebsrätin im Männerteam 
Für Christa ist wie für viele andere Kolleg:innen ein gutes Betriebsklima enorm wichtig. Aktuell vermisst sie es. Zwangsläufig scheint es nicht anders möglich, dass sich ein Teamspirit nur über die Entfernung leben lässt. Aus ihrem vorherigen Berufsleben kennt sie das anders. In unserem Büro in Ulm sehen wir uns lediglich zu Arbeitsbesprechungen. „Tagsüber sind wir dann Einzelkämpfer und schaffen uns unsere Arbeitsatmosphäre selbst“. Bei der Streckeninspektion seien die Teammitglieder auf ihren Außenmissionen sich selbst überlassen und müssen dann improvisieren. Christa spricht zwar Mängel oder „unrunde Abläufe“ bei ihren Vorgesetzten an. Dabei kommt es eben hier und da schon mal zu einem Vergleich zwischen Frauen und Männern, den „ich dann ab und zu verliere“. Christa Adamaszek schaut heute mit 42 Berufsjahren als Eisenbahnerin, auf ein insgesamt ausgefülltes Arbeitsleben zurück. Christa kennt die Bahn schon seit 1980, mit Beginn ihrer Ausbildung. Noch heute ist sie vom beruflichen Status eine Beamtin in der Endstufe. Sie freut sich auf die Zeit als Pensionärin. Aufgrund ihrer vielen Dienstjahre werde sie zurechtkommen. Aber wirklich vorstellen kann sie sich die Zeit im Ruhestand noch nicht. 

Vor einem halben Jahr ist sie als feste Betriebsrätin S&S Südwest aufgerückt. „Darauf bin ich stolz“, sagt sie. Die Mehrarbeit beflügelt sie mehr, als dass es sie anstrengt. „Ich weiß, dass ich etwas für die Kolleginnen und Kollegen bewirken kann“. Nun steht sie wieder auf der Liste für die kommenden BR-Wahlen. „In der EVG hatte ich als Mitglied und als Beschäftigte immer einen guten Partner“. Sie wünscht sich, das hätten auch die Kolleginnen und Kollegen erkannt, die unsere Gewerkschaft verlassen haben. „Die Tarifleistungen der EVG sind die besseren. Es gibt mehr Geld und bessere Zusatzleistungen. Und“, so fügt sie an, „die EVG setzt sich für alle ein. Das sollten endlich auch alle mal verstehen“. 

Ihre Botschaft an alle Frauen lautet: „Männerdomänen Hin oder Her. Bewerbt euch mit Selbstvertrauen. Es gibt super Jobs und die EVG ist an eurer Seite“.