DB Vertrieb: Seit Jahren sinken die Ausbildungszahlen
Die Einstellungszahlen bei den Nachwuchskräften verfehlen und dann auch noch bei der Ausbildung sparen – für die EVG-Jugend ist dieses Verhalten der DB AG ein rotes Tuch. Als bei DB Vertrieb in München keine Reiseberater:innen mehr ausgebildet werden sollen, war also nur eines folgerichtig: deutlicher Protest.
Seit Jahren, sagt Nicolai Erb, stellvertretender GJAV-Vorsitzender DB Vertrieb, „sinken die Ausbildungszahlen. In München wollte der Arbeitgeber – trotz der gewonnenen S-Bahn-Ausschreibung und gegebener Zusagen – im dritten Jahr in Folge keinen Azubi einstellen. Das geht gar nicht.“ Natürlich sei der GJAV bewusst, „dass sich der Ausbildungsberuf KfV bei der DB Vertrieb in Folge der Digitalisierung drastisch verändern wird. Deshalb soll die Aus- und Weiterbildung innerhalb der DB Vertrieb neu strukturiert und optimiert werden. Das kann aber nicht als Argument für das Zurückfahren der Ausbildungszahlen in 2021 und 2022 dienen.“
In Anbetracht von flächendeckendem Personalmangel, einer immer höheren Belastung der Kolleginnen und Kollegen sowie einer Vielzahl von Abgängen in die Rente ergibt die Zurückhaltung in der Ausbildung für die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung überhaupt keinen Sinn. „Gemeinsam mit dem GBR und der GSVP hatten wir im Januar ein Gespräch mit dem Arbeitgeber, das aber keine zählbaren Ergebnisse für 2022 gebracht hat. Durch den engagierten gemeinsamen Einsatz mit der EVG, der zentralen Fachgruppe, der KJAV und unser JAV vor Ort konnten wir aber zumindest noch einen Auszubildenden für den Wahlbetrieb München und damit für die Zukunft des Unternehmens gewinnen“, so Nicolai Erb.
Für Florian Metzner, den GJAV-Vorsitzendem der DB Vertrieb GmbH ist klar: „Der Einstellungsprozess muss unbedingt transparenter und strukturierter werden. Dies war in den vergangenen Jahren kaum der Fall. Stattdessen wirkten die gewählten Zahlen oft willkürlich und kaum nachvollziehbar. Wir finden, dass die Einstellungszahlen den Interessenvertreter:innen offen dargelegt und begründet werden sollten. Dabei muss aus unserer Sicht die Berufsausbildung immer vor der Funktionsausbildung stehen“.
„Für das Jahr 2023 wollen wir auf jeden Fall wieder mehr Auszubildende“, ergänzt Leonie Hamann, Auszubildende Kauffrau für Verkehrswesen. „Meiner Meinung nach sollte der Online-Einstellungstest wegfallen, da dieser nicht die Persönlichkeit der Bewerbenden wiederspiegelt. Die Bahn sollte stattdessen die Probezeit nutzen, um Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance zu geben.“
Dass insbesondere vor dem Hintergrund der außerordentlich schwierigen Schulsituation in den Pandemiejahren dem Gesamteindruck der Bewerber:innen Vorzug eingeräumt werden müsse, findet auch Aline Mundt, GJAV-Vorsitzende DB AG Holding. „Allein der statische Blick auf einzelne Schulnoten erweist sich als nicht zielführend“, gibt sie zu bedenken und fordert: „In enger Zusammenarbeit zwischen Recruitingabteilung und den auftraggebenden Fachbereichen der DB-Geschäftsfelder muss der Fokus auf alternative Auswahlkriterien und Social Skills gelegt werden, die im späteren Auswahlverfahren vor Ort den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung tragen“.
Wichtig ist Aline Mundt vor allem eines: „Die Rekrutierung muss wieder mehr auf dezentraler statt auf zentraler Ebene erfolgen. Hier sehen wir als KJAV dringenden Handlungsbedarf und bieten einen offenen Dialog an. Um den Fachkräftebedarf auch für die Zukunft demografiefest zu gestalten, bedarf es aus Sicht der KJAV einer Vereinbarung auf Konzernebene, die das klare Bekenntnis aller Beteiligten zur beruflichen Erstausbildung sowie zum Dualen Studium zum Ausdruck bringt.“
»Im „Bündnis für unsere Bahn“ haben wir den DB-Konzern verpflichtet, auszubilden – Schlupflöcher waren in dieser Vereinbarung nicht vorgesehen und werden wir auch nicht zulassen.«