imtakt
Top Themen
Anmelden oder Registrieren

Politik

Schienengüterverkehr: „Wir sind systemrelevant“ 

Der 3. Ordentliche Gewerkschaftstag der EVG wurde am Mittwoch für eine eindrucksvolle Demonstration vor dem Bundesverkehrs­ministerium unterbrochen. Die Kongress-Teilnehmenden demonstrierten gemeinsam mit Beschäftigten aus dem ganzen Bundesgebiet für die Förderung des Schienengüterverkehrs.

Anlass: Schon im Bundeshaushalt 2022 ist die Förderung des Einzelwagenverkehrs halbiert worden. Bis 2026, so die vorliegenden Haushaltsentwürfe und Finanzplanungen, soll sie weiter reduziert und schließlich ganz abgeschafft werden. Das würde den Einzelwagenverkehr teurer machen – genau er ist aber eminent wichtig für die Verkehrswende. Denn Folgen der Kürzungen wären der Abbau von über 10.000 Arbeitsplätzen im Güterverkehr und in der Infrastruktur 40.000 Lkw mehr auf unseren Straßen - pro Tag 2 Millionen Tonnen mehr Co2-Ausstoß pro Jahr.

Deswegen ist klar: „Wer die Axt am Güterverkehr anlegt, der wird unseren Widerstand spüren“, so der neue EVG-Vorsitzende Martin Burkert. Auch der GBR-Vorsitzende von DB Cargo, Jörg Hensel, fand klare Worte: „Hier ganz in der Nähe ist eine Dinosaurier-Ausstellung – da gehören die Politiker:innen hin, wenn sie ihren Kurs nicht ändern.“ Durch Lieferkettenprobleme würden sich auch die Preise verändern. „Die Arbeitenden leiden unter den Fehlentscheidungen der Politik“, so Hensel weiter. „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will - wenn sich die Politik nicht ändert, werden wir mal ein paar Tage die Züge nicht fahren lassen."

Dass die EVG mit ihrer Positionierung nicht alleine steht, zeigten auf der Kundgebung mehrere Redner aus anderen Branchen, so Alexander Naujoks, Arbeitsdirektor der GMH Gruppe, Stephan Ahr, KBR-Vorsitzender der Saarstahl AG oder Tilman Benzing vom Chemie-Unternehmensverband VCI. Sie stellten klar: Der Schienengüterverkehr und hier insbesondere der Einzelwagenverkehr sind das Rückgrat der deutschen Industrie. „Ohne euch steht die deutsche Industrie still. Wenn wir klimaneutralen Stahl produzieren sollen, geht das nur über die Schiene“, so Alexander Naujoks. „Unsere Logistik kann nicht auf LKW umgestellt werden und das wollen wir auch nicht“, unterstrich Tilman Benzing. Und Stephan Ahr bekräftigte die Solidarität der Saarstahl-Beschäftigten mit den Kolleginnen und Kollegen von DB Cargo und der EVG. „Ohne euch stehen die Räder bei uns still.“

Arbeitsplätze abzubauen sei kontraproduktiv und gelte es abzuwenden. In der Stahlindustrie stünden Zigtausende Jobs auf dem Spiel. „Legt euch nicht mit Stahlarbeitern an und nicht mit DB Cargo“, rief er der Politik zu.

Und auch Fridays for Future war auf der Bühne vertreten. „Soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz gehören zusammen“, so FfF-Aktivist Pit Terjung. „Wir haben den Ernst der Lage verstanden, aber in der Politik gibt es aktive Rückschritte. Wer heute nicht investiert, der zahlt morgen drauf.“ Auch Janine Wissler und Bernd Riexinger von der LINKEN besuchten die Kundgebung und kamen sogar für ein kurzes Grußwort auf die Bühne.

„Wir sind systemrelevant“, resümierte Martin Burkert die gelungene Kundgebung. „Und wenn die Weichen nicht richtiggestellt werden, kommen wir wieder.“