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Interview Soziales

Sozialpolitik: „Barrierefreiheit ist ein Grundrecht “ 

Der 3. Ordentliche Gewerkschaftstag der EVG vor gut einem Jahr hat u.a. einige Forderungen beschlossen, die das Leben unserer EVG-Mitglieder mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellen. Kräftig daran mitgeschrieben hat der Behindertenpolitische Ausschuss der EVG. Sein Vorsitzender Uwe Lindholz sagt im imtakt-Interview, worauf es jetzt ankommt. 

Uwe, welche Wege und Möglichkeiten siehst du, Barrierefreiheit am Arbeitsplatz zu erreichen? 
Ich sehe da zum einen die Zugänglichkeit von Büro- und Arbeitsräumen: Die Räumlichkeiten sollten so gestaltet sein, dass sie von allen Mitarbeitenden genutzt werden können. Das kann zum Beispiel durch Rampen für Rollstuhlfahrer:innen, Aufzüge oder taktile Leitsysteme für Sehbehinderte erreicht werden. Auch kann die Anpassung der Arbeitsmittel einen wichtigen Beitrag zur Inklusion leisten: Computer, Software oder Maschinen sollten so gestaltet sein, dass sie von allen Mitarbeitenden genutzt werden können. Das kann zum Beispiel durch spezielle Tastaturen für Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Screenreader-Software für Sehbehinderte erreicht werden. Und im Hinblick auf Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle kann es für Menschen mit Behinderungen hilfreich sein, flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit zum Homeoffice zu haben.

Was braucht es aus deiner Sicht am Meisten, damit Inklusion am Arbeitsplatz wirklich erreicht werden kann? 
Wichtig ist die Unterstützung durch Kolleg:innen und Vorgesetzte: Ein offener Umgang mit dem Thema Behinderung und eine unterstützende Haltung können dazu beitragen, Barrieren abzubauen. Auch braucht es Schulungen und Weiterbildungen, denn durch sie können Mitarbeiter:innen ohne physische und/oder psychische Einschränkungen über das Thema Barrierefreiheit informiert und sensibilisiert werden.

Neben Gebäuden und Verkehrsmitteln gibt es aber auch noch andere Räume, die digitalen. Wie sehen da unsere Forderungen aus? 
Digitale Medien und Technologien müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Menschen genutzt werden können, unabhängig von körperlichen oder geistigen Einschränkungen. So sollten z.B. Internetseiten so gestaltet sein, dass sie auch von Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen genutzt werden können. Dasselbe gilt für Software und Apps. Broschüren, Flyer, Schreiben und Formulare, aber auch Bildungsmaterialien, Zeitungen und Zeitschriften sollten in einer klaren und einfachen Sprache geschrieben sein, damit sie von allen Nutzer:innen verstanden werden können. 


„Ein offener Umgang mit dem Thema Behinderung und eine unterstützende Haltung können dazu beitragen, Barrieren abzubauen.“

Uwe Lindholz

Was braucht es in deinen Augen, damit die digitale Barrierefreiheit verbessert und eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am digitalen Leben ermöglicht werden kann?
Es ist wichtig, die Barrierefreiheit regelmäßig zu testen, zum Beispiel durch Nutzertests mit Menschen mit verschiedenen Arten von Behinderungen. Beschäftigte, die für die Gestaltung digitaler Medien verantwortlich sind, sollten geschult werden in Bezug auf die Anforderungen an digitale Barrierefreiheit.  

Vielen Dank für diese ausführlichen Antworten. Sie zeigen, dass Barrierefreiheit ein wichtiges Thema ist, das uns alle betrifft.
Barrierefreiheit ist ein Grundrecht und sollte in allen Bereichen des Lebens berücksichtigt werden. Jeder von uns kann dazu beitragen, Barrieren abzubauen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern. Auch wir als EVG wollen und müssen hier noch besser werden. Und wir werden auch besser. So hat die diesjährige Bundeskonferenz das Motto „Respekt“. Barrierefreiheit nimmt dort einen Part ein. Wir wollen damit dieses für uns alle wichtige Thema weiter in den Fokus rücken.