„Busfahren ist Arbeit und Du brauchst ein dickes Fell.“
Busfahren soll für das Gelingen der Mobilitätswende attraktiver werden. In der öffentlichen Diskussion geht es in erster Linie um Pendler und Reisende, weniger um diejenigen, die hinter einem Buslenker sitzen. „Bus fahren muss auch für uns wieder attraktiver werden“, sagt Busfahrer Michael Göritz.
Michael ist gelernter Metzger. Vor sechs Jahren hatte er sich zum Busfahren umschulen lassen. Der krankheitsbedingte Grund gab weniger Anlass zur Freude. Heute ist der 58jährige dankbar für die neuen Chance, Berufskraftfahrer Personenverkehr zu werden.
Warum hattest Du Dir damals den Beruf des Busfahrers ausgesucht?
Bei der Suche nach einer Alternative habe ich es mir damals nicht leicht gemacht. Schließlich habe ich mich entschieden, Busse zu fahren. Mir liegt der Umgang mit Menschen. Die Bestätigung erhalte ich heute jeden Tag, wenn ich auf meinen Linien unterwegs bin. Meine Entscheidung war absolut die richtige.
Welche Eigenschaften sollte man als Busfahrer*in mitbringen?
Du brauchst ein dickes Fell und Lust am Busfahren. Hier geht es nicht um eine Spazierfahrt mit vielen Zuschauern. Nein, Bus fahren ist Arbeit. Viele Faktoren spielen dabei eine große Rolle und ich muss als „Kapitän“ alles im Griff haben. Vor allem wird oft unterschätzt, welche große Verantwortung Busfahrer*innen tragen. Wir sind verantwortlich für unser Arbeitsgerät, gegenüber Fahrgästen und anderen Verkehrsteilnehmenden, für Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie unserer Firma und uns selbst gegenüber.
Du musstest bereits dreimal aufgrund verloren gegangener Leistungen Deine Einsatzorte wechseln. Wie hast Du diese Phasen erlebt?
Mein damaliger Arbeitgeber fuhr und fährt Linien für DB Regio Nord. Nach dem Verlust einer Ausschreibung sind Linienbündel verloren gegangen und Standorte wurden geschlossen. Der anschließend angebotene Wechsel zum neuen Anbieter, der WEB GmbH, wurde von den meisten Kolleg*innen wahrgenommen. Wir wurden dabei nicht alleine gelassen. Dank einer konzertierten Aktion von Betriebsräten mit Niederlassungs- und Teamleitern sowie den Personalverantwortlichen wurde jedem Fahrer ein vernünftiges Angebot erstellt. Das verdient auch mal ein Lob! Auch der zweite Wechsel nach einer verlorenen Ausschreibung verlief im Nachgang für uns reibungslos. Dazu beigetragen haben die tariflichen Leistungen bei der DB Regio, wie der Demo-TV, den die EVG durchgesetzt hatte.
Du bist EVG-Mitglied. Was erwartest Du von Deiner Interessenvertretung im Betrieb?
Ich beobachte die Aktivitäten der EVG beim Thema Sicherheit sehr genau. Auch die gemeinsame Sicherheitskampagne mit dem DGB ist großartig. Sie spricht uns absolut aus dem Herzen. Weiter so. Bei uns gibt es das kleine EVG-Wahlmodell. Auch dadurch genießen wir bessere soziale Bedingungen, als andere in der Branche. Dennoch verdienen wir im Verhältnis zu unserer Verantwortung zu wenig. Das würde den Beruf Busfahrer attraktiver machen. Hier baue ich auf die EVG. Die macht das schon. Überhaupt fühle ich mich mit meiner Gewerkschaft im Rücken stärker und sicherer. Kann ich nur jedem empfehlen.