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Interview Bus Interview

Uns würde ein Danke oftmals genügen“

Busfahrer*innen tragen jeden Tag eine hohe Verantwortung für Leib und Leben der Mitfahrenden, ihr eigenes sowie ein mehrere hunderttausend Euro teures Arbeitsmittel. Diese Bürde schlägt sich nur selten in unserem Land in einer adäquaten Gegenleistung des Arbeitgebers nieder. Dennoch fasziniert der Beruf immer wieder.

Lena Lohrer ist in ihrem zweiten Beruf glücklich. Die 24jährige geht in ihrem Traumjob auf, erzählt sie.

Wie kam es dazu, sich für eine bislang männerdominierten Arbeitswelt zu interessieren?

Ich habe Kfz-Mechatronikerin gelernt. Für meinen Weg zur Arbeit nutzte ich täglich den Bus. Dabei entwickelte ich meine Leidenschaft für das Busfahren. Nach meiner Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin wollte ich unbedingt auf die größeren Modelle der Personenbeförderung umsatteln. Seit fünf Jahren bin ich nun gelernte Fachkraft im Fahrbetrieb und bediene Linien in und um Osnabrück.

Wir als EVG kämpfen auch für mehr Sicherheit der Beschäftigten im öffentlichen Raum, bei der Eisenbahn und in den Bussen. Wie ist es für Dich als Frau, Bus zu fahren?

Ich fahre nicht nur am Tage, sondern auch die Spät- und Nachtschichten. Leider bin ich im vergangenen Sommer im Dienst überfallen, mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt worden. Wie sich herausstellte, waren es zwei Jugendliche. Sie konnten gestellt werden und müssen sich jetzt vor Gericht verantworten. Der Zwischenfall hat mich sehr belastet, mir aber die Freude am Busfahren nicht genommen. Im Großen und Ganzen bekomme ich viel positives Feedback von den Fahrgästen. 

Was wäre für Dich am vordringlichsten, Eure Sicherheit im Dienst zu gewährleisten – womit würdest Du dich sicherer fühlen? 

Nach dem Überfall wurde das Thema Videoüberwachung wieder auf die Tagesordnung gehoben. Es soll „vor meiner Zeit bei WEB GmbH“ bereits ein Videokontrollsystem gegeben haben, wurde aber aus Gründen, die ich nicht kenne, eingestampft. Das sollte auf jeden Fall wieder installiert werden. Einige Kollegen wünschen sich geschlossene Fahrerkabinen. Ich bin geteilter Meinung, weil ich gern den direkten Kontakt zu den Fahrgästen halten möchte.

Wie erlebt Ihr das Thema „Ausschreibungen“ bei der Weser-Ems-Bus GmbH?

Einen Betreiberwechsel habe ich noch nicht erfahren müssen. Lediglich die jüngste Ausschreibung des Liniennetzes Osnabrück stellt uns vor neue Herausforderungen. Wir bedienen mehr Stadtfahrten als sonst; zudem gibt es viele Änderungen und Anpassungen in der Linienführung etc. Zusätzlich fehlen an manchen Endpunkten Toiletten für uns. Das ist strapaziös, gerade wenn Du 6 bis 7 Stunden auf dem Bock sitzen musst. Das drückt die Stimmung etwas, aber hier haben wir ja zum Glück die EVG an unserer Seite, die das im Auge hat.

Wie wichtig ist aus Deiner Sicht eine Interessenvertretung im Betrieb?

Wir erbringen jeden Tag pünktlich und zuverlässig nach unseren Möglichkeiten - und darüber hinaus - umfangreiche Busverkehrsleistungen. Hier würde uns ab und zu ein „Dankeschön!“ des Arbeitgebers guttun. Ich bin von Anfang an Mitglied der EVG. Auf die können wir uns sehr verlassen. Nach dem Überfall während meines Dienstes im Sommer habe ich viel Unterstützung durch die EVG-
Jugend und den Fonds Soziale Sicherung erhalten. Weiterhin haben wir bei Weser-Ems-Bus das kleine EVG-Wahlmodell, worauf wir stolz sind. Das ist eine Form der Wertschätzung, die wir verdienen.