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Lebenslinien Soziales

EVG’ler helfen: „Nicht reden und warten. Machen!“

Eigentlich hätte Peter Nowack Urlaub gehabt. Dann hat er sich aber anders entschieden und das gemacht, was er als erfahrener EVG-Betriebsrat am besten kann: Netzwerken. Organisieren. Machen.
 

Peter, was ist Deine Corona-Geschichte, von der so viele Menschen erzählen?
Ich habe mit Freunden und über viele Kontakte in kurzer Zeit aus Asien ehrenamtlich 70 Tonnen Schutzkleidung für Bremen organisiert. Es waren rund 4000 Kartons mit 750.000 Gesichtsmasken und 250.000 Einweganzügen. Wir benötigten letztendlich dafür eine Boeing 777, die zu den größten Frachtmaschinen weltweit gehört. Ich staune immer wieder, wenn ich im Nachgang diese Zahlen nenne. 

Wie habt ihr das angestellt?
So lief der Deal: Ein Freund (Unternehmer) erzählte mir von neuen Produktionsmöglichkeiten in China und wir nahmen über einen chinesischen Bekannten Kontakt zu der Firma auf. Allerdings brauchten wir auch „offiziellen Rückenwind“ für die Fracht. Die angefragten zuständigen Berliner Ministerien waren nicht in der Lage, zu helfen. Die Bremer Behörden reagierten unkomplizierter; man hatte uns ernst genommen. Es war ein enormer Kraftakt. Innerhalb von acht Tagen wurde vom Bremer Senat das Geld bereitgestellt, von befreundeten Bremer Unternehmern der Transport in China und der Flug organisiert sowie etliche Erlaubnisse eingeholt. 

Ich bin seit 42 Jahren Gewerkschaftsmitglied. Aktuell bin ich für ein politisches Amt freigestellt, aber immer noch EVG-Mitglied. Gewerkschaftsarbeit hat mein Leben bestimmt. Deswegen spielt Solidarität für mich eine große Rolle und ich habe das Gebaren in Berlin nicht als gegeben hinnehmen wollen. 

Das ist sicherlich kein Alltagsgeschäft für Dich. Wie habt ihr das Riesenflugzeug organisiert? 
Ob wir überhaupt ein Flugzeug in dieser Größe chartern konnten, war lange unklar. Entweder waren die Airlines ausgelastet, verlangten Wucherpreise oder hatten Bremen nicht im Flugplan. Bei Qatar Airways hatten wir Glück. Allerdings war unklar, ob die Riesen-Boeing in Bremen landen könne. Die Piloten trainierten extra den Anflug auf den Hans-Koschnick-Airport am Simulator. Jeder Beteiligte an der Aktion verdient vollsten Respekt. Sogar Flughafenmitarbeiter kamen aus der Kurzarbeit, um den Großraum-Jet zu entladen. 

In diesen Tagen endet Deine politische Amtszeit als Ortsamtsleiter von Blumenthal, einem Stadtteil von Bremen. Wie geht’s dann weiter für Dich?   
Ja, ab Juni habe ich ein Rückkehrrecht zur DB AG. Das ist einer der Tarifbestandteile, die das Wesen unserer Gewerkschaft ausmachen; richtungsweisend und zukunftsorientiert. Ich war zu meinen „EVG-Zeiten“ als Betriebsrat im Werk Bremen und als stv. GBR-Vorsitzender bei DB FZI aktiv. Eine tolle Arbeit mit guten Menschen. Das Wesen der Eisenbahnerfamilie hat mich sehr geprägt; am meisten aber unser Motto „Wir leben Gemeinschaft“. Für mich heißt das: Nicht reden und warten, dass andere etwas tun. Nein, wir müssen es „Vormachen!“

Danke, Peter.

Übrigens: Einen Tag nachdem die Lieferung nach Bremen abgehoben war, ist der Flughafen der Millionenmetropole Shanghai für weitere Maschinen mit Maskenfracht gesperrt worden.