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Digitalisierung

Güterverkehr: Die Digitale Kupplung kommt - gut so

Die EVG setzt sich für eine Stärkung des europäischen Schienengüterverkehrs ein. Hier kommt vor allem zwei Instrumenten eine Schlüsselrolle zu: der Förderung des Einzelwagenverkehrs und der Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK).

Warum ist der Einzelwagenverkehr so wichtig? 
Beim Einzelwagenverkehr (EV) werden Güterwagen oder Wagengruppen verschiedener Versender regional zu Güterzügen zusammengestellt und können ebenfalls regional an verschiedene Empfänger verteilt werden. Dies ist insbesondere für Verlader kleiner und mittlerer Größe die einzige Möglichkeit, Anschluss an das europäische Schienengüternetzwerk zu bekommen. Bereits heute nutzen in Deutschland rund 2.000 Kunden den EV. Er hat daher einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen - aber auch einen klimapolitischen: Er ersetzt jeden Tag rund 20.000 Lkw-Fahrten in Deutschland - in Europa jedes Jahr hunderte Millionen Fahrten. Seine Förderung würde die Voraussetzungen schaffen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Ohne den EV wird es auch kaum möglich sein, das kürzlich im Masterplan Schienenverkehr formulierte Ziel zu erreichen, den Marktanteil des SGV bis 2030 auf mindestens 25 Prozent zu erhöhen. Und nicht zuletzt: der Einzelwagenverkehr schafft Beschäftigung - fast die Hälfte der 18.000 Arbeitsplätze bei DB Cargo hängen an ihm.

Was fordert die EVG?
Der Einzelwagenverkehr ist produktionstechnisch aufwändig und daher nicht eigenwirtschaftlich zu betreiben. In einem Brief an Finanzminister Olaf Scholz fordert die EVG gemeinsam mit DB Cargo und dem GBR von DB Cargo, dass der Bund die Verluste ausgleicht. Pro Jahr müssten dafür 200 bis 250 Millionen Euro in den Bundeshaushalt eingestellt werden. Das wäre vernünftig angelegtes Geld, weil es unmittelbar dem Klimaschutz dient und damit den Menschen. Die EVG fordert die Bundesregierung auch auf, das Thema im Rahmen ihrer europäischen Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte voranzutreiben. Die Europäische Union hat sich unter dem Oberbegriff Green Deal übrigens auch selbst das Ziel gesetzt, die Netto-Emissionen der Treibhausgase bis 2050 auf Null zu reduzieren. Auch das ist nicht erreichbar ohne gezielte Förderung des SGV und damit des EV.

Was ist die „Digitale Mittelpufferkupplung“ (DAK) und was kann sie leisten?
Beim Einzelwagenverkehr wird viel gekuppelt – bis heute händisch. Mit der DAK soll sich das ändern. „Bahnbetrieb funktioniert heute noch so wie vor 100 Jahren“, schreibt der GBR DB Cargo in seinem Positionspapier „Güterarbeit der Zukunft“. „Innovationen werden zwar ausprobiert, verlassen aber zu selten den Status des Prototypen. Nur über einen innovativen Bahnbetrieb lassen sich Prozesse und Abläufe wesentlich transparenter und schneller gestalten - die Wettbewerbsfähigkeit steigt.“ Die DAK ermöglicht es, die Güterwagen sowie deren Strom-, Daten und Druckluftleitungen digital zu steuern. Auch die heute manuell durchgeführten Bremsproben können automatisiert werden. Diese Prozesse werden dadurch schneller, die Zugbildung insgesamt effizienter, dadurch wird mehr und schnellerer Güterverkehr auf der Schiene möglich. Die EVG erwartet dadurch einen Quantensprung für den Schienengüterverkehr.

Wo stehen wir bei der Einführung der DAK?
Derzeit startet ein Pilotprojekt, in dem bereits entwickelte Kupplungstypen verschiedener Hersteller erprobt werden. Auftraggeber ist das Bundesverkehrsministerium, durchgeführt wird der Pilot von einem Konsortium aus sechs europäischen Eisenbahnunternehmen, geführt von der DB AG. In einem ersten Schritt werden zwölf Güterwagen mit verschiedenen Kupplungs-Prototypen ausgestattet. Die technischen Tests sollen zur Auswahl eines dieser Kupplungstypen führen. Mit ihm soll dann einen „Demonstratorzug“ ausgestattet werden, der die Erprobung der DAK im täglichen Einsatz ermöglicht. Ziel ist, alle europaweit eingesetzten 500.000 Güterwagen mit der DAK auszustatten; Experten rechnen mit Kosten zwischen sechs und zehn Milliarden Euro. Viel Geld, so EVG-Vize Martin Burkert, „aber nur dann hat der Güterverkehr auf der Schiene eine Chance, um im Wettbewerb zu bestehen. Und nur dann wird Deutschland seine Klimaziele erreichen.“

Was bedeutet das für die Beschäftigten?
Die DAK wird die heute übliche Schraubenkupplung ersetzen. Das herkömmliche Kuppeln ist körperlich belastend und geht auf Dauer sprichwörtlich auf die Knochen. Für die EVG ist aber auch klar: Die Einführung der DAK darf nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen! Die Kolleg*innen, die heute im Rangierbetrieb arbeiten, müssen mitgenommen und qualifiziert werden. Die Tarifverträge der EVG schützen die Beschäftigten und bieten die Handhabe dafür, Perspektiven für die betroffenen Kolleg*innen zu entwickeln. Deshalb fordern wir als EVG, dass bei der Integration technologischer und digitaler Innovationen die Ausgestaltung ihrer Auswirkungen auf die Berufsbilder und Beschäftigungsfähigkeit der Kolleg*innen frühzeitig berücksichtigt werden.