Busfahrer:innen: Ich schreibe es mir in die Hand...
Als Busfahrerin der RBB Holzminden geht sie auf in ihrem Beruf. Während ihrer Ganztagesschichten nutzt Stefanie Brinkmann die Pausen, um kleine Alltagsanektdoten aufzuschreiben. Stift und Notizblock sind ihre ständigen Begleiter.
Ich fühle mich in meinem Beruf pudelwohl“, sagt Stefanie Brinkmann. Die heute 51jährige fährt seit knapp 5 Jahren bei der RBB am Standort Holzminden Linie. Bereits 1998 hatte sie ihre Ausbildung zur Berufskraftfahrerin absolviert. Dann wollte es die Familienplanung anders und sie nahm eine große Auszeit. 2017 hat sie den Sprung zurückgeschafft und ist nun wieder mit Herz und Seele dabei.
Ursprünglich kommt Stefanie aus dem Hotelfach. Ihre Umschulung zur Buskraftfahrerin entsprang mehr einem Zufall zur rechten Zeit. Als alleinerziehende Mama mit einem Kind geht Hotellerie nicht. Der Zufall wollte es, dass für Mütter Umschulungen angeboten wurden. „Bevor ich auf der Straße sitze, mache ich doch das“, so Stefanie. „Ich hätte niemals gedacht, dass es mir so viel Spaß macht“.
Verstärkt wird der Spaß bei der Arbeit für sie durch Erlebnisse, die sie am Rande ihrer Fahrten mitbekommt. „Man hört vieles so nebenbei“. Von Lustig, über herzerfrischend bis traurig oder makaber; es sind alle Richtungen vertreten, die Stefanie am Rande ihrer eigentlichen Arbeit hört. Am liebsten schreibt sie aber mit einem Schmunzeln.
Zu Hause hat sie neben fertigen, auch noch einiges an angefangenen, kleinen Storys, die noch zu Ende übersetzt werden wollen. „Übersetzt“ deswegen, weil sie oftmals ihre Kritzeleien nur selbst lesen kann. Manchmal auch nur, weil sie wisse, um welche Geschichte es dabei geht, lacht sie. „Meine Handschrift könnte niemand lesen, außer mir“.
„Ich habe noch längst nicht alles aufgeschrieben.“ Mal werden es länger mal kürzere Geschichten. Sie ist nicht auf der Suche nach Geschichten. Das ergebe sich so. „Ich kann konzentriert Bus fahren und höre aber zugleich jemanden telefonieren und unsinnige Sachen erzählen“, sagt Stefanie. Stift und Kladde gehören zu ihrer Standardausrüstung, wenn sie ihre Schichten beginnt. Während ihrer teils langen Pausen, die sie an den Ganztagsschichten einhalten muss, schreibt sie sich die Stichpunkte auf, um nichts zu vergessen. Oft kommt es vor, dass sie sich Notizen in die Handflächen schreibt, wenn es schnell gehen muss.
Bis jetzt hat Stefanie weniger daran gedacht, ihre kleine Leidenschaft öffentlich zu machen. Ihre Schwester drängt sie mehr und mehr, ein kleines Buch zu verfassen. Sie ist immer die erste Kritikerin, die die Geschichten und Geschichtchen zu lesen bekommt und drängelt, „Geschichten einer Busfahrerin“ allen zugänglich zu machen. Stefanie weiß, dass es bereits ähnliche Veröffentlichungen gibt. Diese Bücher hatten für sie aber nicht genug Humor. „Witzig kann ich besser“, sagt sie selbstbewusst.
Stefanie ist Mitglied der EVG. Auch das, so sagt sie, trage dazu bei, dass sie sich in ihrem Beruf wohl fühlt. Sie ist entschlossen, vielen anderen Menschen zu zeigen, dass Busfahren – ob als Fahrer:in oder Kund:in – Spaß macht. Diese Freude daran möchte sie teilen. Noch liegen ihre fertigen Storys und Kladden unter Verschluss. Aber das kann sich ja bald ändern….