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Senioren

Sernior:innengerechte Mobilität: Die Ansprüche älterer Menschen respektieren

Was bedeutet „Senior:innengerechte Mobilität“? Und was genau muss verbessert werden, damit Senior:innen mobil sind und bleiben? Das diskutierten die EVG-Senior:innen Ende August im Rahmen des regelmäßig stattfindenden digitalen Stammtischs.

Ins Theater zu fahren, Arztbesuche, die Enkelkinder zur Schule zu bringen, einen Kurs an der Volkshochschule zu besuchen oder am Wochenende ins Fußballstadion gehen - für all diese Aktivitäten sind ältere Menschen auf Mobilitätsangebote angewiesen, die auf an ihre Bedürfnisse angepasst sind.

Mobil zu sein ist die Voraussetzung, um am sozialen und gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können und das wollen ältere Menschen genauso wie Jüngere. Die Bundessenior:innenkonferenz hat deshalb in ihrem Leitantrag zum Gewerkschaftstag 2022 wichtige Eckpunkte zum Thema „Senior:innengerechte Mobilität“ erarbeitet. Eine der Forderungen ist der Zugang zu einem verlässlichen und auf ihre Bedürfnisse abgestimmten Angebot im öffentlichen Personennahverkehr.

Dabei ist die Mitsprache von Senior:innenmitwirkungsgremien wichtig, damit die öffentliche Mobilität auf die Anforderungen von Senior:innen abgestimmt wird. Dazu gehört, dass Taktung und Fahrpreisgestaltung für Senior:innen attraktiv und einfach sind. Aber auch ein barrierefreier Zugang zu Bahnhöfen muss vorhanden sein.

Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden, was für sie senior:innengerechte Mobilität bedeutet und auf welche Hindernisse sie im Alltag stoßen. Ein großes Thema war die zunehmende Umstellung der Deutschen Bahn auf ausschließlich digitale Angebote. Denn die Nutzung eines Smartphones wird bei der Deutschen Bahn zunehmend zur Voraussetzung, um die Angebote nutzen zu können und um für die Zugfahrt wichtige Informationen zu erhalten.

Als Beispiel wurde der Wegfall der Wagenstandanzeiger auf den Bahnsteigen genannt. Bisher boten diese eine gute Orientierung und die Möglichkeit, sich rechtzeitig vor der Abfahrt des Zuges über die Wagenreihung zu informieren. Die Umstellung auf digitale Anzeigetafeln stellt Menschen mit Seheinschränkungen vor Schwierigkeiten, gerade wenn aufgrund einer raschen Zugfolge die Anzeige erst wenige Minuten vor Abfahrt erscheint. Zwar ist die Wagenreihung über den DB-Navigator abrufbar, doch viele ältere Menschen nutzen kein Smartphone.

„An immer mehr Bahnhöfen gibt es gar keine Möglichkeiten mehr, Fahrkarten am Schalter zu kaufen. Dazu spart die Deutsche Bahn immer mehr Personal ein, so dass Fahrgäste kaum noch über Durchsagen am Bahnsteig informiert werden können“, kritisiert ein Teilnehmer.

Auch dass das Nachlösen von Fahrkarten im Zug abgeschafft wurde, löste großen Unmut unter den Diskutierenden aus. Denn ein Ticket im Zug nachlösen kann nur, wer ein Smartphone hat und über die aktuelle DB App verfügt. „Damit werden Fahrgäste ohne Smartphone gleichgestellt mit Menschen, die versuchen, ohne gültiges Ticket zu reisen“, stellte eine Teilnehmende empört fest.
Die geschilderten Beispiele unterstreichen, wie wichtig die Forderung der EVG-Senior:innen nach der Beibehaltung analoger Angebote ist: Denn wenn das Smartphone zur Voraussetzung wird, um mobil zu sein, dann schließt dies in Folge viele Senior:innen vom gesellschaftlichen und sozialen Leben aus.

„Senior:innengerechte Mobilität bedeutet, die Ansprüche älterer Menschen zu respektieren und Teil von Mobilitätskonzepten werden zu lassen“, fasst Annegret Pawlitz zusammen, die Vorsitzende der Bundesseniorenleitung. „Doch die Deutsche Bahn macht gerade das Gegenteil davon - sie nimmt durch die Umstellung auf digitale Angebote einer ihrer wichtigsten Zielgruppen die Möglichkeit, mobil zu bleiben und das ist Diskriminierung.“

Die Vorsitzende der Bundessenior:innenleitung fordert deshalb von der DB AG ein Umdenken und sieht an dieser Stelle Handlungsbedarf für die Unternehmens- und betriebliche Mitbestimmung. „Die Ausgrenzung älterer Menschen ist schlichtweg unternehmensschädigend - das allein schon sollte die DB AG zum Umdenken motivieren. Als EVG sind wir in den entscheidenden Mitbestimmungsgremien der DB AG vertreten und müssen dort für die Anliegen älterer Menschen sensibilisieren.“

Der Senior:innenstammtisch findet alle zwei Wochen statt. Die Teilnahme ist freiwillig und steht allen offen. Der Stammtisch wird über die Plattform Microsoft Teams durchgeführt. Weitere Informationen gibt es unter: seniorenpolitik@evg-online.org