Tag der Schiene: „Macht die Schiene zum Verkehrsträger Nr. 1!“
Die Bahnbrache zieht eine positive Bilanz des ersten „Tags der Schiene“ in Deutschland. Nach Schätzungen kamen rund 50.000 Menschen zu den mehr als 300 Veranstaltungen Mitte September. Die Allianz pro Schiene (ApS), die die Veranstaltungen koordiniert hat, möchte den Tag der Schiene nun gerne jährlich feiern.
An vielen Bahnhöfen im ganzen Land wurden Bahnhofsfeste gefeiert, waren Baustellen und Werkstätten zu besichtigen. Unternehmen nutzten den Tag, um für die Arbeit bei der Eisenbahn zu werben. Eine solche Veranstaltung sei wichtig, „um die Vorteile der Schiene zu bewerben und auch in den Blick zu nehmen, was alles schon gut funktioniert“, so ApS-Geschäftsführer Dirk Flege. „Außerdem ist so eine regelmäßige Veranstaltung ideal, um die Fachkräfte der Zukunft anzusprechen und zu gewinnen, damit der Schienenverkehr fit für den Andrang ist, der mit der Mobilitätswende bevorsteht.“
Den Tag der Schiene haben das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und die Bahnbranche als Teil der „Europäischen Mobilitätswoche“ gefeiert. Auch im kommenden Jahr soll der Tag der Schiene vom 15. bis zum 17. September begangen werden.
Die EVG war bundesweit bei zahlreichen Veranstaltungen mit Infoständen präsent. Etwas Besonderes hatten sich unsere Thüringer Kolleg:innen ausgedacht. Sie platzierten ein Rotes Sofa auf dem Platz vor dem Erfurter Hauptbahnhof und luden zu Diskussionsrunden in wechselnden Besetzungen ein. In denen der aktuelle Zustand des Verkehrsträgers Schiene, vor allem aber die anstehenden Herausforderungen von verschiedenen Warten her beleuchtet wurden.
Der stellvertretende EVG-Vorsitzende Martin Burkert stellte dabei klar, dass es angesichts der Klima- und der aktuellen Energiekrise nur ein Motto geben kann: „Macht die Schiene zum Verkehrsträger Nr.1! Die Eisenbahn muss das Verkehrsmittel dieses Jahrhunderts werden!“ Man müsse nicht nur „am Sonntag darüber reden, sondern auch die ganze Woche danach handeln.“ Notwendig dafür sei ein Hochlauf an Investitionen zum Ausbau des Schienennetzes von derzeit 3 auf 4 Milliarden Euro jährlich.
Die Diskutierenden waren sich in einem Punkt einig: Es besteht genau jetzt eine große Chance, die Schiene nach vorne zu bringen und damit endlich die sozialökologische Verkehrswende einzuleiten.
Die große Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass der Rückhalt in der Bevölkerung da ist. „Erst kam die Pandemie, und die Züge sind gefahren“, so Martin. „Dann kam der Ukraine-Krieg, 800.000 Geflüchtete sind mit der Bahn befördert worden. Dann kam das 9-Euro-Ticket. Die Belastungen für unsere Kolleg:innen sind enorm, aber auch ihre Leistungen.“
„Wir sind kritisch, aber wir sind auch Optimisten“, ergänzte Matthias Altmann, Betriebsratsvorsitzender bei der DB Netz AG Erfurt und Mitglied im EVG-Verkehrsausschuss.
„Wir haben engagierte Beschäftigte, die die Verkehrswende wollen, auch engagierte Führungskräfte.“ Mario Noack, Vorsitzender des EVG-Landesverbandes Thüringen, und die Regionale Jugendkoordinatorin Victoria Ebnet forderten, die Arbeit der Beschäftigten bei den Eisenbahnen wieder mehr wertzuschätzen.
„Es geht nicht nur um gute Ausbildung, die Arbeit muss auch attraktiv sein“, so Victoria. „In allen Branchen werden Fachkräfte gebraucht, aber die Eisenbahnunternehmen hinken bei diesem Thema hinterher.“ Mario plädierte für moderne Arbeitszeitmodelle und forderte mehr Sicherheit vor Übergriffen. Sein klarer Appell: „Wir müssen die Eisenbahnerberufe so weiterentwickeln, dass die Menschen wieder mit Leib und Seele Eisenbahnerin und Eisenbahner sein wollen.“