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Senioren Gemeinschaft

EVG in der BAGSO: Senior:innenpolitik ‒ gemeinsam gestalten

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) vertritt die Interessen der älteren Generation in Deutschland. In ihr sind 122 Verbände zusammengeschlossen ‒ darunter auch die EVG. Zu den seniorenpolitischen Top-Themen hat die BAGSO vier Fachkommissionen gebildet. Wir stellen euch die Kolleg:innen vor, die sich für die EVG in den BAGSO-Fachkommissionen engagieren. 

Wolfgang Joosten: Allgemeine Themen der Seniorenpolitik

Der Hauptpunkt ist für mich, der EVG innerhalb der BAGSO eine Stimme zu geben, aber auch Anregungen für die Arbeit innerhalb der EVG wieder mitzunehmen.

Wir haben in unserer Fachkommission ein Arbeitspapier mit den Schwerpunkten bis 2024 erarbeitet. Da stehen obenauf die Stärkung und Ausbau von Altenhilfe-Strukturen in den Kommunen, weil wir feststellen müssen, dass es in vielen Gemeinden kaum Unterstützung hierfür gibt. Ein weiteres großes Thema ist die Altersdiskriminierung. Die BAGSO hat damit begonnen, Senior:innen vor Ort zu befragen, wo ältere Menschen diskriminiert werden, insbesondere mit Blick auf die Digitalisierung von Dienstleitungen, und welche Auswirkungen das auf den Alltag hat. Die Digitalisierung soll ausgebaut werden, gleichzeitig setzt sich die BAGSO, genau wie die Bundesseniorenleitung der EVG, für ein Recht auf Leben ohne Internet ein.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Pflege neu denken. Hier sollen Eckpunkte für eine grundlegende Pflegereform erarbeitet werden; es geht uns aber auch darum, Hinweise für Pflegende zu geben, wo sie Unterstützung bekommen. Das Thema Wohnen im Alter ist ein großes und zugleich ganz schwierig. Denn viele wollen ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen, aber die Kosten – Miete, Energie, hauswirtschaftliche Versorgung – sind immer schwerer zu stemmen. Und wir befassen uns natürlich mit einem Thema, das momentan viele auf der Agenda haben: Mobilität.

Bei all diesen Themen versuchen wir über die BAGSO Druck auf die politische Ebene aufzubauen. Das setzt natürlich auch voraus, dass wir gut vorbereitet sind. In Dortmund machen wir das sehr erfolgreich mit unseren Stammtischen, an denen regelmäßig 70–80 Leute teilnehmen. Von dort nehme ich Impulse mit in die Bundesseniorenleitung und in die BAGSO, aber ich bringe von dort auch Impulse mit.


Ilka Balting: Gesundheit und Pflege

In der Fachkommission Gesundheit und Pflege wurden 2022 unter anderem folgende Themen behandelt: Gesundheitspolitische Schwerpunkte der Bundesregierung in Bezug auf eine alternde Bevölkerung; Vorstellung eines bundesweiten Geriatrie-Konzepts, es geht um die bedarfsgerechte Ausgestaltung einer spezifischen Versorgung betagter sowie hochbetagter Patient:innen; Pflege neu denken: Es ist zwingend notwendig, alle geeigneten ­Lösungsmöglichkeiten einzubeziehen, um die Gesundheit und Lebensqualität älterer Menschen zu erhalten bzw. zu verbessern.

2023 werden wir in unserer Fachkommission die bisherigen Themen fortführen und neue werden dazu kommen: Patientenverfügungen, Zuhause sterben, Diversität im Alter. Natürlich wird auch auf die aktuellen Themen eingegangen, die sich im Laufe des Jahres ergeben.

Einen sehr breiten Raum nehmen die persönlichen Gespräche mit den Mitgliedern der Fachgruppe ein, bei den beiden Präsenz-Veranstaltungen in Bonn und Berlin sowie den beiden Online-Veranstaltungen.

Beraten und betreut wird die Fachkommission Gesundheit und Pflege vom Bundesgesundheitsministerium, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und den anderen Ministerien auf Bundes- und Landesebene.


Sabine Huth: Digitalisierung

Die Digitalisierung ist aus dem täglichen Leben nicht mehr weg zu denken. Sie beeinflusst heute fast alle Bereiche des täglichen Lebens. Die Digitalisierung birgt Chancen und Risiken. Mit der Digitalstrategie der Bundesregierung sollen bis 2025 eine Vielzahl von Maßnahmen umgesetzt werden. Da ist es wichtig, genau hinzuschauen und darauf zu achten, dass alle Menschen einbezogen werden. Auch bei der Bahn ist bereits digitalisierte Alters­diskriminierung angemahnt worden. Dazu gehört die Abschaffung des Fahrkartenverkaufes in den Fernzügen. Auch der Wegfall des Wagenstandsanzeigers ist für viele Senior:innen ein weiteres Hindernis, mit der Bahn zu fahren.

Ich habe lange im Bereich IT gearbeitet und mir ist diese Welt nicht fremd. Aber viele unserer älteren Menschen verstehen manche neue digitale Technologie nicht. Diese sind oft nicht selbsterklärend und Schulungen werden gar nicht erst angeboten. Eine große Rolle spielt hierbei auch die Frage, wie kann ich mich sicher in einer digitalen Umwelt bewegen? Solche Themen diskutieren wir in der Fachkommission und laden dazu auch kompetente Referenten ein.

Immer wichtiger wird Künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen und damit verbinden sich natürlich auch manche Befürchtungen. Diese diskutieren wir kritisch, betrachten die Vor- und Nachteile digitaler Technologien und fragen auch nach den Verantwortlichkeiten. Diese Erkenntnisse kann ich dann in unserer Seniorengemeinschaft weitertragen.

Mir ist es wichtig, aktuell über den Stand in der Digitalisierung in den verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens informiert zu sein. Denn ich verstehe mich als Multiplikatorin.


Henning Lange: Partizipation und Engagement

Das Thema meiner Fachkommission klingt spröde, aber es geht um eine wichtige Frage: Wie bringen wir Menschen mit Lebenserfahrung uns weiterhin in die Politik ein? Unter dem Stichwort: Ältere sind unverzichtbar. Mit unserer Lebenserfahrung haben wir etwas zu sagen bei den Diskussionen um Klimaschutz, Digitalisierung, Bildung im Alter. Zu diesen ­Themen sind in meiner Fachkommission schon mehrere Positionspapiere und Stellungnahmen erarbeitet worden.

Klar ist, bei vielen lebensälteren Menschen ist die Bereitschaft, sich einzubringen, da – aber wir brauchen in Bund und Ländern die gesetzlichen Grundlagen dafür.

In aller Regel treffen wir uns viermal im Jahr, für dieses Jahr sind zwei Online-Treffen geplant, darin sind auch wir Älteren mittlerweile gut unterwegs, und zwei Präsenzveranstaltungen. Das wird von den BAGSO-Leuten immer sehr gut vorbereitet. In der Regel nehmen 20–30 Leute an diesen Runden teil und ich möchte sagen, inzwischen sind wir Gewerkschafter:innen, sei es von IGBCE, ver.di, wir von der EVG oder der DGB-Seniorenkoordinator Klaus Beck, die Motoren in diesen Diskussionen. Klaus Beck hat das mal auf den Punkt gebracht: wir müssen weg von den Alltagsthemen vor Ort, wir müssen politischer werden. Und ich glaube, das ist uns in den vergangenen Jahren ganz gut gelungen.

Für uns vier aus der EVG ist die Mitarbeit in den Fachkommissionen mittlerweile ein Selbstläufer geworden und es gelingt uns auch, unsere EVG-Themen hier einzubringen. Als Tanja Trost, die das maßgeblich vorangetrieben hat, mich damals gefragt hat, ob ich mitmachen wolle, war das für mich eine Selbstverständlichkeit. Als ehemaliger hauptamtlicher Gewerkschafter bin ich mit dem Thema Engagement und Partizipation im Ehrenamt vertraut – und wer, wenn nicht wir Gewerkschaften, vertritt die Interessen der Menschen im Land?