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Interview Familie und Frauen

Netzwerk: Mehr Frauen für die Bahn - mehr Frauen für die EVG! 

Der DB-Vorstand will den Frauenanteil im Konzern bis 2024 auf allen Ebenen steigern. Das DB-Frauennetzwerk hat das zum Anlass genommen, den DB-internen Award „Impuls – Frauen bei der Bahn“ zu verleihen, um starke Kolleginnen sichtbar zu machen und für ihr Engagement auszuzeichnen. Preisträgerin 2022 war unsere EVG-Kollegin Janina Pfeiffer, Vorsitzende Landes­verbandes Sachsen-Anhalt und Mitglied der Bundesfrauenleitung.

Liebe Janina, nochmal herzlichen Glückwunsch zu deiner Auszeichnung und danke für dein Engagement! Willst du uns etwas genauer erläutern, was dich bewogen hat, dich zu bewerben und für was du ausgezeichnet wurdest?
Aus eigener Betroffenheit habe ich mich der Arbeitsgruppe „Interne Frauenpotenziale“ des Netzwerks Frauen bei der Bahn angeschlossen. Ich hatte erste Erfahrungen als Führungskraft gesammelt und wollte diesen Weg weitergehen. In der AG habe ich erfahren, dass es vielen Frauen bei der DB genau ging wie mir: Wir sind qualifiziert, engagiert, bringen Erfahrung und Expertise mit, doch wir kommen nicht von der Stelle. Angetrieben durch unsere Erfahrungen, und dem Willen daran etwas zu ändern, entstand die Initiative „#WirSindSchonDa“. Wir schauten uns alle Programme und Entwicklungsmöglichkeiten bei der DB an und stellten fest, dass es nicht daran lag, dass wir uns eine Karriere nicht zutrauen, sondern an den zahlreichen zu überwindenden Hürden. Mal fehlt dir ein:e Fürsprecher:in, mal die richtige Eingruppierung, mal bist du einfach im falschen Geschäftsbereich oder nicht mehr extern. 

Wir stellten fest: Wir müssen nicht nur sichtbar werden, sondern auch eine reelle Chance erhalten, um unser Potenzial zu entfalten. Das lässt sich in weiten Teilen auch auf Interessenvertretungen übertragen. Um genau diese Themen breiter zu diskutieren, brauchen wir einen öffentlichen Diskurs. Also bewarb ich mich mit meinen zwei Herzensangelegenheiten und der Unterstützung und Fürsprache der Frauen der AG für den Impuls-Award. Die Jury war überzeugt, dass ich mit meinem Impuls, einem Frauen-Mentoringprogramm für angehende Interessenvertreterinnen einen Weg gefunden habe, die Sichtbarkeit und Chancengleichheit von Frauen in Gremien zu fördern, damit möglichst viele Frauen 2026 in die Gremien gewählt werden. 

Welche Maßnahmen und Möglichkeiten gibt es aus deiner Sicht denn, um mehr Kolleginnen zu gewinnen?
Sowohl für Frauen in Interessenvertretergremien als auch für Frauen in Führungspositionen brauchen wir die Sichtbarkeit ihrer Potenziale und Fähigkeiten. Wir brauchen eine zielgruppengerechte Ansprache. Es reicht nicht einen : zu machen und ein „in“ anzuhängen. Die Angebote müssen es den Frauen ermöglichen, neben Beruf und/oder Ehrenamt ihr Leben zu leben. Aktuell ist die Sorgearbeit deutlich zu Lasten der Frauen verteilt. Frauen brauchen Männer (Partner und Kollegen), die sie dabei unterstützen. Mittlerweile übernehmen gerade junge Männer bewusst Verantwortung innerhalb ihrer Familie und wollen genauso wenig wie Frauen auf Veranstaltungen und in Besprechungen festhängen, sondern ganz selbstverständlich ihre Kinder ins Bett bringen, oder Zeit für Freizeit und Freund:innen haben. Des Weiteren muss das Verständnis darüber wachsen, sich auch bei der Betreuung von Angehörigen/Mitmenschen nicht allein auf die Frau zu verlassen.

Warum ist es wichtig, dass wir mehr Kolleginnen für die Mitarbeit in den Interessenvertretungen und in der Gewerkschaft gewinnen?
Frauen sehen ihre Interessen aktuell zu wenig vertreten und ihre Themen nicht ausreichend berücksichtigt. Wenige haben Lust, sich gegen eine Wand von gleichgesinnten und ähnlich denkenden Menschen durchzusetzen. Insgesamt profitieren wir alle davon, wenn Interessenvertretergremien und Führungsteams sich diverser aufstellen. Denn erwiesenermaßen treffen diese Teams, unter den richtigen Voraussetzungen, die besseren Entscheidungen. Sie lassen viel mehr Sichtweisen und Erfahrungen einfließen. Dazu braucht es einen Wandel und natürlich muss sich dafür der eine oder andere Mann von liebgewonnenen Privilegien verabschieden. Doch am Ende ist es für alle ein Gewinn, wenn gute und zukunftsweisende Entscheidungen zum Wohle vieler getroffen werden. 

Wie ist es dir als engagierter Frau innerhalb der EVG und in der Arbeitswelt ergangen und welche Herausforderungen gab und gibt es?
Mit der Übernahme des EVG Landesverbandsvorstandes Sachsen-Anhalt sowie als ordentliches Betriebsratsmitglied stelle ich immer wieder fest, dass die Herausforderungen die gleichen sind. Wir müssen uns mit Macht und Einfluss, der Zusammenarbeit aller Menschen auf Augenhöhe und der zielgerichteten Wahrnehmung ihrer berechtigten Interessen auseinandersetzen. Wir müssen aushalten, dass der Weg dorthin nicht immer leicht und oft noch ungewohnt ist. 

Für mich persönlich ist es immer noch nicht leicht, mich in männerdominierten Gremien durchzusetzen. Aber mit meiner starken Persönlichkeit, der Unterstützung meiner Kolleginnen und meiner Familie und dem nötigen Wissen kann ich als Frau zeigen, worauf es ankommt. Ich muss jedoch sagen, auch im Ehrenamt benötigt es Fürsprecher:innen. Hat Frau diese nicht, wird es schwer, sich zu positionieren und in dieser Position zu halten. Ich nehme wahr, dass Frauen, in mehrheitlich männlichen Runden immer noch gerne „kurzgehalten“ werden. 

Beim anstehenden Generationenwechsel innerhalb der Gremien haben zu wenig Frauen die Motivation, Ämter zu übernehmen. Doch liebe engagierte Frauen, darum mein Appell an euch: „Genau JETZT! Ist der richtige Zeitpunkt. Die Zeichen standen noch nie so günstig, für einen echten Wandel.“ 

Bei Interesse an der Initiative „#WirSindSchonDa“ meldet euch gerne bei Janina und ihren Kolleg:innen.