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Interview Bildung Soziales

Weiterbildung: „Eisenbahn ist wichtig für die Verkehrswende“

Weiterbildung, ein sprödes Thema? Nicht für Stephan Kaiser. Der Fahrdienstleiter aus Osnabrück zeigt Wege der beruflichen Weiterentwicklung im Bahnkonzern auf – in einem Podcast. Im Oktober 2022 ist er dafür mit dem DB Netz Award für Soziales ausgezeichnet worden. 

Stephan, wie bist du auf das Instrument Podcast verfallen?
Als Musiker habe ich mich schon immer für Ton- und Veranstaltungstechnik interessiert. Daher hatte ich keine Berührungsängste mit Mikros und Aufnahmetechniken und so war das Medium Podcast eigentlich relativ schnell gesetzt. Konkret kam ich auf die Idee durch jemanden, mit dem ich gemeinsam die Weiterbildung zum Meister Bahnverkehr absolviert habe. Er war Quereinsteiger und mich hat beeindruckt, wie er sich selbst den Weg zur Prüfung zum EiB, Fachrichtung Fahrweg, gebahnt hat. Das habe ich in meinem Umfeld hier in Osnabrück gestreut und das stieß auf Interesse. Daraufhin dachte ich mir, dass das dann sicher auch deutschlandweit für den einen oder anderen interessant ist. So wurde die Idee geboren, dieses Wissen breit zu streuen.

Wen interviewst du und zu welchen Themen?
Ich suche mir jeweils eine Weiterbildungsmaßnahme aus und befrage eine Absolventin oder einen Absolventen zu den Erfahrungen. Zu der Motivation, genau das zu machen, zu Erfolgserlebnissen, aber auch zu Stolpersteinen. So habe ich z. B. einen gelernten Lokführer interviewt, der den Meister Bahnverkehr gemacht hat. Oder eine Kollegin aus Osnabrück, die in Erfurt Wirtschaftsingenieurin Eisenbahnwesen studiert hat. Und ich habe noch ein paar Ideen in der Pipeline.

Da bist du an einem der heißesten Themen der Zeit dran, Stichwort Fachkräftemangel. Was ist dein persönliches Interesse daran?
Es fing eigentlich damit an, dass ich mich selbst weiterentwickeln wollte. Aber als ich mich damals, 2019, mit meinen Führungskräften darüber ausgetauscht habe, musste ich feststellen, dass nicht viel Wissen über die Möglichkeiten der Weiterentwicklung vorhanden war. Dann habe ich selbst angefangen zu recherchieren und habe festgestellt, wie viele Möglichkeiten es gibt. Ich halte das Thema wirklich für wichtig. Es werden ja nicht nur die Betriebseisenbahner gesucht, auch Führungskräfte im mittleren Management, Bezirksleiter etc.

Wie war denn dein eigener Berufsweg?
Etwas kurios. Ich habe 1998 EiB Fachrichtung Fahrdienst gelernt, bin dann aber nicht bei der Bahn geblieben. Man kann sich das heute kaum noch vorstellen, aber es gab damals Personalüberhang. Damals war gerade wieder ein elektronisches Stellwerk in Betrieb gegangen. 2001 hatte man die Vision, den ganzen Schienenverkehr in Deutschland über sieben Betriebszentralen zu steuern. Man wollte die Zahl der Fahrdienstleiter von 30.000 auf 3.000 reduzieren. Daraus ist zum Glück nichts geworden. Und zurück zur Bahn bin ich gekommen, als 2013 wegen Personalmangel das Stellwerk in Mainz nicht besetzt werden konnte. Da hat die Bahn dann wieder Leute gesucht.

Was ist das Spannende an deinem Job?
Dass kein Tag dem anderen gleicht. Man hat immer mit Besonderheiten zu tun. Natürlich wäre es schön, wenn alles pünktlich nach Plan fährt, aber die Praxis sieht ja anders aus. Und das spannende ist, bei einem Störfall zu puzzlen: wie kriegen wir wieder Ordnung in den Fahrplan, welche Züge haben jetzt Vorrang etc. 

Du bist auch Berufsbotschafter der Allianz pro Schiene, was heißt das genau?
Ich stehe als Ansprechpartner zur Verfügung für jede:n, die oder der sich für den Beruf Fahrdienstleiter interessiert. Wenn sich jemand meldet, leite ich das weiter, stelle Kontakte her. Ich finde es toll, Menschen von der Eisenbahnwelt zu überzeugen. Arbeiten bei der Bahn ist eine sinnhafte Tätigkeit, denn Eisenbahn ist wichtig für die Verkehrswende. Und wir brauchen motivierten Nachwuchs. Es ist ein Zukunftsmarkt; eine Branche, die wächst, die Menschen braucht. Das war mir wichtig zu zeigen.

Der Podcast „Gleiswechsel“ kann auf der Plattform „DB Lernwelt“ abgerufen werden.