imtakt
Top Themen
Anmelden oder Registrieren

Gemeinschaft

Mitgliederwerbung: „Lass das mal die anderen machen“ ‒ so läuft‘s eben nicht!

Gemeinsam geht mehr – das Motto unserer Tarifrunde zeigt auch auf: je mehr wir sind, desto mehr können wir durchsetzen. Deswegen ist die Leistung unserer Werberinnen und Werber unschätzbar wichtig. Mit dreien von ihnen haben wir gesprochen. 

Daniela Kebschull, DB Fernverkehr

Daniela, du hast im letzten Jahr 31 Kolleg:innen geworben und bist damit eine unserer Bestwerber:innen. Wie bist du beim Werben vorgegangen?

Wir werben bei uns immer in einem Team. Die neuen Kolleg:innen bei uns im Betrieb werden immer nach ihrer Neueinstellung zu einem Gespräch eingeladen. Das Gespräch führe ich dann aber nicht alleine. Wir stellen im Gespräch eine kurze Präsentation vor. Wenn einige Externe kommen oder zuvor in anderen Bereichen gearbeitet haben oder generell skeptisch gegenüber Gewerkschaften sind, ist das Gespräch einfach sehr wichtig. Wir geben allen Kolleg:innen dann aber erst einmal Zeit zum Nachdenken, ob sie Mitglied der EVG werden wollen. Zudem präsentieren wir uns immer wieder, machen regelmäßig Stände oder organisieren Informationsveranstaltungen. Wichtig ist aber: ich zwinge im Gespräch niemanden dazu, Mitglied zu werden. Da ich als Betriebsratsvorsitzende freigestellt bin, sehen die Kolleg:innen mich auch öfters und kommen schnell wieder mit mir ins Gespräch.

Womit überzeugst du am besten während eines solchen Werbergespräches?

Eindeutig mit den Leistungen der beiden Fonds. Vor einigen Jahren war noch die Solidarität das Top-Argument, heute sind es eher die Vorteile der Fonds. Aber später verstehen die neuen Kolleg:innen oft besser die vielen weiteren Vorteile, Mitglied einer Gewerkschaft zu sein.

Wie wirbst du Neumitglieder während der Tarifrunde 2023?

Ich spreche immer darüber, dass wir ein Ergebnis für alle Kolleg:innen erreichen wollen. Auch für die Berufsgruppen, die sich sehr nahe am Mindestlohn bewegen. Was ich nun aber auch merke: viele Kolleg:innen sind in dieser Tarifrunde auch wirklich sehr streikwillig. Wenn nichts passiert, dann werden viele wohl langfristig den Konzern verlassen. Wenn so viele gehen wollen und mir dies auch so signalisieren, dann wird sich sicher das Personalproblem weiter zuspitzen. Und somit auch die tägliche Arbeitsbelastung.

Wie ist es mit der täglichen Arbeitsbelastung bei euch im Betrieb derzeit?

Alle arbeiten bereits maximal am Anschlag. Die Kolleg:innen wollen vom Arbeitgeber keine leeren Versprechungen mehr hören. Als Gewerkschaft und auch als Betriebsrat wollen wir endlich Ehrlichkeit vom Arbeitgeber. Derzeit verbrennt der Arbeitgeber die Kolleg:innen. Viele flüchten und gehen zunehmend aus dem Konzern heraus. Aus der Betriebsgruppe haben wir viele Aktionen organisiert, um auch die Kolleg:innen wertzuschätzen. Eigentlich auch eine Aufgabe des Arbeitgebers. Zum Frauentag haben wir zum Beispiel kleine Reagenzgläschen mit Schokolade vorbereitet. Wir wollen zeigen: wir sind für euch da.

.....................................................

Jörg Lautenbach, DB Bahnbau Halle

Jörg, du hast im letzten Jahr 33 Kolleginnen und Kollegen geworben und bist damit einer unserer Bestwerber:innen. Wie bist du beim Werben vorgegangen?

Wir reden auf Betriebsversammlungen über die Vorteile oder auch warum man in der Gewerkschaft sein sollte. Wir sind offen, wir machen das ganz entspannt und setzen niemanden unter Druck. Reden hilft an dieser Stelle. Manche schreiben mir eine kurze Mail und wollen Mitglied werden und die meisten kommen einfach auf mich zu. Insbesondere die Quereinsteiger:innen, davon haben wir sehr viele.

Generell gilt: wir sind ein super Team, jeder macht seine Arbeit. Gemeinsam sind wir stark. Wir ziehen an einem Strang und sprechen mit einer Sprache: meine Kolleg:innen vom BR, meine BG.

Womit wirbst du dann?

Zunächst begründe ich, was eine Gewerkschaft ausmacht. Natürlich helfen die beiden Fonds sehr. Die Fonds sind Gold wert und auch die GUV sind eine riesengroße Hilfe. Da springen viele drauf an.

Wie wirbst du Neumitglieder während der Tarifrunde?

Die Forderungen von uns werden zu 100% unterstützt. Und auch die Thematik Montage beschäftigt uns sehr und ist das seit Jahren wichtigste Thema im Betrieb: Montage muss sich lohnen, vor allem im Geldbeutel. Damit werben wir: es wird sich etwas ändern. Dafür kämpfen wir. Das finden bei uns alle super.

.....................................................

Harald Wilms, DB Regio Rheinland

Harald, du hast im letzten Jahr 30 Kolleg:innen geworben und bist damit einer unserer Bestwerber. Wie bist du beim Werben vorgegangen?

Erstmal ist das in Aachen eine Teamarbeit, Hand in Hand. Die hohe Zahl ist nicht nur mein Verdienst. Viele ältere Kolleg:innen kamen von einer anderen Organisation zu uns. Wir haben ein riesiges Angebot bei den beiden Fonds. Ich zeige ihnen dann immer die Anträge, erläutere die vielen Vorteile wie Schmerzensgeld über die DEVK etc. Sie schicken mir die Anträge und ich leite diese dann weiter. Ich helfe also bei allem in der Beratung. Wir haben ein riesiges Netzwerk an Sozialpartnern und auch darüber hinaus: Ich verweise dann immer weiter auf Ansprechpartner:innen, die ich kenne. Zum Beispiel bei BEM-Verfahren oder auch bei Unfällen etc.

Womit überzeugst du am besten während eines solchen Werbergespräches?

Am Anfang war es der Kündigungsschutz. Einige, die Übergetreten sind, waren älteren Semesters. Bei einer anderen Organisation gibt es das nicht, das bieten nur wir als EVG an. Viele haben Familie und im Krankheitsfall wollen alle gut abgesichert sein.

Wie sieht es denn bei euch mit der Tarifrunde 2023 aus? Welche Ziele habt ihr und ist das auch Thema beim Werben?

Wir hatten einen guten Warnstreiktag am 27. März. Übrigens: viele ehemalige besser GDL-Mitglieder waren begeistert von den Warnstreiks der EVG. Wir brauchen aber am Ende einen guten Tarifvertrag, sonst besteht die Gefahr, dass einige austreten. Die Forderungen der EVG sind mehr als berechtigt und ich finde diese nicht überzogen. Mit einem guten Abschluss kann ich dann auch wieder gut werben. Das wird dann einfach ein Selbstläufer.



Eisenbahner:innen sollten EVG-Mitglied sein, weil es wichtig ist, dass wir uns für gute Arbeitsbedingungen einsetzen. Wir kennen zudem auch alle das Thema der Klima- und Verkehrswende. Daher sollten auch alle Bahn fahren. Viele reizt es, bei der Bahn zu arbeiten, um etwas für die Umwelt zu tun. Am Ende brauchen wir aber auch gute Arbeitsbedingungen, damit die Verkehrswende klappt.      

Daniela Kebschull, DB Fernverkehr