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Corona-Krise: Zusammenrücken auf Distanz

Die Corona-Pandemie beherrscht unseren Alltag, beruflich wie privat. Und sie würfelt vieles durcheinander. Wie bewältigen wir diese besondere Herausforderung? Streiflichter aus der Corona-Krise.

  1. Wir sind füreinander da.

    Eisenbahner*innen helfen Eisenbahner*innen - das EVG-Helfernetzwerk war eine gute Idee. Binnen kurzem hatte die EVG die Voraussetzungen geschaffen, Kolleginnen und Kollegen zusammenzubringen, die Hilfe benötigen - und solche, die Hilfe anbieten. So meldete sich in der Geschäftsstelle Bremen ein 91-jähriger Kollege. Er sei selbst bestens versorgt von Sohn und Nachbarn, wollte aber seinen ausdrücklichen Dank über die Initiative aussprechen. Er habe auch schon mit anderen Mitgliedern gesprochen und festgestellt, dass dies eine einmalige Geschichte sei - Dank und Anerkennung für die EVG. Umgekehrt gab und gibt es viele Hilfsangebote. So z.B. von Monika Goth, Zugchefin bei DB Fernverkehr und stv. Vorsitzende des Landesverbandes Frauen in Bayern. „Ich helfe einfach gerne Menschen“, sagt sie. „Und als die Information über das Helfernetzwerk kam, fühlte ich mich sofort angesprochen und mir war klar: Da mache ich mit.“ 

    Und manch ein*e Kolleg*in setzte sich auch einfach hin und entwickelte ungeahnte handwerkliche Fähigkeiten. „In unserem direkten Umfeld“, so ein Eintrag im EVG-Tagebuch, „haben wir einige Menschen, die zur „Risikogruppe“ gehören. Gemeinsam haben wir die letzten Tage genutzt, um für sie Mundmasken zu nähen. Mit jeder Maske wurde es besser und mittlerweile klappt es richtig gut.“

  2. Wir rücken zusammen - telefonisch und digital

    Die Netzwerke der EVG funktionieren. Beispiel Frauen und Senior*innen: Sie halten auch in diesen schwierigen Zeiten den Kontakt und bleiben im beständigen Austausch. Da es derzeit nicht zu persönlichen Treffen kommen kann und Sitzungen ebenfalls abgesagt werden, wird vor allem alles praktiziert, was mit ausreichend Abstand möglich ist. Neben beständigen Informationen per Mail werden verstärkt Telefon-Konferenzen und auch die ersten Video-Konferenzen durchgeführt. Viele ehrenamtliche Kolleg*innen organisieren für ihre Gremien vor Ort auch selbst diesen Austausch auf diesem Weg. „Seit Corona sind Telefon- und Video-Konferenzen aus dem Gewerkschaftsleben nicht mehr wegzudenken“, sagt Beate Holzhauer, Mitglied der Bundesfrauenleitung. „Auf diese Weise können wir uns direkt zu inhaltlichen Themen austauschen. Dabei haben wir viel Spaß. Insbesondere Video-Konferenzen, bei denen man die anderen Gesprächsteilnehmer*innen sieht, sind oft witzig, weil die Gespräche dann noch persönlicher werden.“

    Um gerade unsere Seniorinnen und Senioren in der EVG nicht allein zu lassen, wurde für diese ein telefonischer, wöchentlicher Stammtisch ins Leben gerufen. Teilnehmen können alle Seniorinnen und Senioren, die sich hinsichtlich Neuigkeiten in der EVG oder Auswirkungen der staatlichen Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie austauschen möchten. Heinrich Klumpe, Mitglied der Bundesseniorenleitung, findet den Telefon-Stammtisch „eine tolle Idee, nicht nur in Zeiten wie diesen. Man wird nicht nur informiert, sondern hat auch Zeit, sich untereinander auszutauschen und zu diskutieren. Schön wäre, wenn sich in Zukunft noch mehr Seniorinnen und Senioren beteiligen würden und ihre Anregungen weitergeben würden.“ 

    Nach Möglichkeit nehmen an den Telefon-Stammtischen der stellvertretende Vorsitzende Martin Burkert oder wechselnde Gäste teil. So berichtete bereits Regina Görner über die Aktivitäten der BAGSO und über ihre Erfahrungen als ehemalige Gesundheitsministerin im Saarland, welche Entscheidungen im Pandemiefall zu treffen sind. Selbstverständlich wird auch dem Austausch unter den Kolleg*innen genügend Zeit eingeräumt. 

    Solltet ihr Interesse an einer Teilnahme haben, wendet euch an das Referat Seniorenpolitik in der EVG. Der Telefon-Stammtisch wird weitergeführt, solange die Corona-Krise andauert.

  3. Wir unterstützen unsere Kolleginnen und Kollegen, die in der Krise abreiten.

    Mit der Vereinbarung „Gemeinsam gegen Corona“ mit der Deutschen Bahn haben wir bereits viel erreicht.  Dabei bleiben wir aber nicht stehen. Die EVG fordert die Arbeitgeber in unserem Organisationsgebiet auf, in der anhaltenden Krise ihrer Verantwortung gerecht zu werden.  Wir wollen mit allen Arbeitgebern folgende Themen klären:

    • Arbeitsbefreiung für Kinderbetreuung
    • Arbeitsbefreiung für die Pflege naher Angehöriger
    • Beschäftigungssicherung
    • Umgang mit Kolleg*innen, die zu Corona-Risikogruppen gehören. 
    • Maßnahmen beim allmählichen Wieder-Hochfahren des Betriebes

    In inhaltsgleichen Briefen an alle Unternehmen unseres Organisationsgebietes schlagen wir hierzu Lösungen vor. 

    Auch haben wir die Arbeitgeber zu Gesprächen über die Beurteilung von Gefährdungspotenzialen aufgefordert. Denn wenn die Kontaktsperren gelockert werden, wird auch die Zahl der Fahrgäste in Bussen und Bahnen wieder zunehmen. „Gemeinsam mit unseren Betriebsräten werden wir festlegen, unter welchen Bedingungen unsere Kolleginnen und Kollegen wieder verstärkt mit Kunden in Kontakt kommen können“, sagt EVG-Vorstand Kristian Loroch. Der Schutz der Beschäftigten, aber auch der Reisenden, hat dabei oberste Priorität für uns. 

  4. Wir bereiten uns auf die Zeit danach vor

    Schon während der Schließung der Geschäftsstellen haben wir an Plänen gearbeitet, wie die gewerkschaftliche Arbeit in den Geschäftsstellen und Betrieben wieder hochgefahren werden kann, auch unter Einhaltung von bestehenden Abstandsgeboten und Hygiene-Vorschriften. Denn den Vorgaben aus Bund und Ländern folgend, hat die EVG ihre 32 Geschäftsstellen sowie die Zentralen bis zum 17. Mai geschlossen. „Diese Maßnahme war richtig, das spiegeln uns auch die vielen positiven Rückmeldungen unserer Mitglieder wider“, sagt Bundesgeschäftsführerin Cosima Ingenschay. „Die Kolleginnen und Kollegen haben aber auch ganz praktisch gemerkt, dass wir trotz geschlossener Türen die ganze Zeit für sie da waren.“

    Denn überall wurden Esszimmertische zu Schreibtischen umfunktioniert, über Telefon und per E-Mail waren alle Gewerkschaftssekretär*innen und Verwaltungsangestellten jederzeit zu erreichen. „Wir haben gerade in dieser Zeit auch gemerkt, wie gut vor Ort unsere Netzwerke aus Haupt- und Ehrenamt funktionieren“, so Cosima Ingenschay. „Nun richten wir aber auch den Blick aber natürlich auch auf die Zeit, in der wir hoffentlich Stück für Stück wieder normal arbeiten können.“

  5. Wir fordern politischen Rückenwind für Bus und Bahn.

    Sie waren in vielen Medien präsent: Lokführer*innen, Zugbegleiter*innen, Busfahrer*innen – sie haben auch in der Krise dafür gesorgt, dass Menschen an ihre Arbeitsplätze gekommen sind. Plötzlich kein Bahn-Bashing mehr. Plötzlich waren und sind unsere Kolleginnen und Kollegen „Alltagsheld*innen“. Und auch sehr präsent in den Medien: Die Nudelzüge aus Italien, die Maskenzüge aus China. 

    Die Schiene leistet einen großen Beitrag zur Mobilität der Bevölkerung auch in Krisenzeiten und zur Versorgungssicherheit – und auch zum Klimaschutz. Deswegen muss sie auch von der 450-Milliarden-Euro-Investitionsoffensive profitieren, die die Bundesre­gierung plant, damit es nach der Pandemie wieder schnell aufwärtsgeht. Die EVG wird mit ihren Partnern dafür eintreten, dass die Förderung von Bahn und Bus wichtiger Teil eines kommenden Konjunktur-Programmes sein wird. Es muss in die Schieneninfrastruktur investiert werden und es müssen die Wettbewerbsnachteile der Schiene beseitigt werden. 

    Der Bund wird in mehrfacher Hinsicht gefordert sein. Allein bei der Deutschen Bahn ist mit Einbrüchen von 8 bis 10 Milliarden Euro zu rechnen. Der Bund als Eigentümer muss den DB Konzern unterstützen. „Einschnitte beim Personal sind für uns tabu, ebenso wie bei den Investitionen“, so der Stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel. „Es gibt nach wie vor einen Sanierungsstau bei der Bahn. Denkbar wären eine höhere Verschuldung oder ein höheres Eigenkapital. Wir brauchen Kontinuität bei der Bahn.“

    Die Bundesregierung muss das Thema auch mitnehmen, wenn sie in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft. „Die Schiene erweist sich als das Rückgrat des europäischen Verkehrssystems“, schreibt der Stellvertretende EVG-Vorsitzende Martin Burkert in einem Brief an Verkehrsminister Scheuer. „Deutschland hat nun mit der Ratspräsidentschaft die große Chance, die Schiene mit wichtigen Weichenstellungen zukunftsfest zu machen und damit den digitalen und nachhaltigen Wandel unser Wirtschaften zu gestalten."